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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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nicht aussteigen wollten, packte sie eine kleine Dicke am Rock und zerrte sie vom Trittbrett. «Du hast im Wagen geschaukelt», sagte sie. Melrose wartete mit Peter Gere auf das Ende ihrer Strafpredigt, während sie die restlichen Insassen unsanft aus dem Wagen beförderte. Daß sie nach dem Pferd gespuckt hatten, schien sie ihnen am meisten zu verübeln.
    Inzwischen mischten sich auch die Mütter ein; sie waren aber eher zaghaft und zogen sich gleich wieder zurück, als sie die mächtige Zornfalte auf der Stirn der Kutscherin bemerkten. Anscheinend wagte es keine, sich mit Emily Louise Perk anzulegen. Die drei heulenden Kinder wurden weggeführt.
    Die nächsten drei erschienen. Stumm zockelten sie im Gänsemarsch auf die Kutsche zu.
    «Zwei Runden, wenn ihr artig seid», verhieß ihnen die Fahrerin. Drei eingeschüchterte kleine Gesichter blickten sie an und nickten engelhaft, bevor sie ganz brav und sittsam in den Wagen kletterten. Er setzte sich in Bewegung.
    «Ein richtiger kleiner Drache, was?» sagte Peter Gere und nahm sich eine Zigarette aus dem goldenen Etui, das ihm Melrose hinhielt.
    «Sie würde selbst dem Schwarzen Bären eine Abreibung verpassen. Haben Sie diesen Tree eigentlich gekannt, Mr. Gere?»
    «Nicht gut, eigentlich nur in Ausübung meines Berufs, wenn man so will. Ein durchtriebener Hund, zumindest hatte ich diesen Eindruck. Und aalglatt. Aber das mußte er wohl auch sein, sonst hätte das bei den Kenningtons nicht so geklappt. Lord Kennington war nämlich nicht gerade auf den Kopf gefallen, soviel ich mitgekriegt habe. Armer Kerl.» Gere seufzte. «Ich hab mich ganz schön blamiert bei dieser Sache, stimmt’s?»
    «Es war nicht Ihre Schuld.»
    «Ich habe Tree mit seiner Beute entwischen lassen. Und jetzt das.» Er nickte in die Richtung des Waldes.
    «Sie sind doch wohl etwas zu hart gegen sich.» Melrose empfand beinahe Mitleid mit dem Polizisten. Er hielt Gere weder für besonders schlau noch für besonders dumm, aber der Mann schien mehr Skrupel zu haben, als gut für ihn war. Vielleicht wollte er aber auch nur sein «Revier» schützen, wie er es bezeichnet hatte.
    «Ich war dabei, Mann, als es passierte. Wie konnte Tree dieses Collier bloß so schnell verschwinden lassen? Das geht mir immer noch im Kopf rum.» Gere trat mit seinem Stiefel eine Kippe aus. «Ich hab ihn ein paarmal in Littlebourne gesehen, im Blue Boy, zusammen mit Derek Bodenheim; sie spielten dieses verfluchte Spiel. Ich hab mich oft gefragt … Na ja, ist nicht so wichtig.» Melrose nahm an, daß er sich über Dereks Rolle Gedanken gemacht hatte. «Trevor Tree war schon eine Type. Er erinnerte mich an diese Zocker in alten amerikanischen Filmen, die sich mit dem Gesicht zur Tür setzen, damit sie keine Kugel in den Rücken kriegen.»
    Sie standen noch zehn Minuten lang herum, unterhielten sich und starrten in den Wald. Melrose fand, daß der Wald von Horndean genau das richtige Symbol für die ganze Sache war – zu dicht, um Einsicht oder Durchblick zuzulassen. Carstairs’ Männer tauchten nur flüchtig daraus auf, Silhouetten zeichneten sich vor der Sonne ab, die durch das Laub der Bäume funkelnde Goldstücke auf einen Teppich von Nadeln fallen ließ. Die Farben waren gedämpft, und die Gestalten verschmolzen mit ihnen. «Ich glaube nicht, daß sie was finden –»
    Melrose wurde wieder von dem heranrollenden Wagen unterbrochen; diesmal ging die Ankunft jedoch sehr viel lautloser vonstatten, da die drei Passagiere sich offenbar mustergültig an die Anordnungen der Kutscherin gehalten hatten. Ohne zu murren, gingen sie zu ihren Müttern zurück.
    Emily Louise hüpfte von ihrem Sitz, warf einen prüfenden Blick in den Wagen und brüllte der Schlange von wartenden Kindern zu, das Pferd müsse sich nun ausruhen und die nächste Fuhre gehe erst in zwanzig Minuten ab. Trauer senkte sich über die Wartenden, Emily spannte das Pferd aus und band es an einem Baum fest. Sie ließ ein paar Münzen in ihrer Tasche klimpern und sagte zu Melrose: «Teepause.» Emily hatte mit Mr. Finsbury ausgehandelt, daß sie ein Viertel ihrer Einnahmen behalten dürfe. Sie hatte die abgerissenen Karten abgeliefert, und er hatte ihr ihren Anteil ausbezahlt. Die Bodenheims waren fassungslos gewesen.
    «Zurück an die Arbeit», sagte Peter Gere und ging waldeinwärts. Aus der andern Richtung näherte sich, wie Moses das Wasser teilend, Miles Bodenheim. Kein Wunder, daß Peter so abrupt aufgebrochen war.
    «Rücksichtslose, dummdreiste Leute

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