Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
dieses Jahr», sagte Miles, auf jede Vorbemerkung verzichtend, als er auf Melrose zusegelte. «Wie ich sehe, ist diese schreckliche Winterbourner Bande auch da.» Er blickte über die Menge. «Na, alter Junge, wie finden Sie unser Fest? Nicht schlecht, was wir dieses Jahr wieder auf die Beine gestellt haben. Und solange sie nicht in Rookswood einfallen, würde ich es durchaus als Erfolg bezeichnen. Der alte Finsbury steht mal wieder mit dem Hut in der Hand herum – wenn wir uns auf ihn verlassen würden, gäb’s nie ein neues Kirchenfenster. Ist immer dasselbe. Jedes Jahr. Wir rackern uns ab, und Gott wird dafür gedankt. Julia ist übrigens im Teezelt, falls Sie das interessiert.»
    Melroses Interesse erwachte jedoch erst, als er Polly Praed etwas ins Zelt schleppen sah, was allem Anschein nach ein von Servietten gekrönter Stapel Teller war. «Wenn man bedenkt, was im Wald von Horndean passiert ist, Sir Miles, ist es doch einigermaßen verwunderlich, daß die Leute sich von seiner Nähe überhaupt nicht stören lassen.»
    Verständnislos blickte ihn Miles an; selbst Mord schien für ihn seinen festen Platz zu haben und hatte – wie die Winterbournes – gefälligst aus dem Spiel zu bleiben, solange man nicht ausdrücklich das Gegenteil wünschte. «Ach, na ja, wird auch bald aufgeklärt sein. Da drüben ist Derek. Macht seine Sache am Wurfstand einfach großartig. Cleverer Junge.»
    Melrose fragte sich, wieviel Cleverness es wohl erforderte, eine Reihe von Flaschen aufzustellen, damit die Leute Ringe darüber werfen konnten.
    «… Und Sylvia hat schon für mindestens fünfzig Pfund Trödel verkauft.» Er zeigte auf eine Gruppe von Frauen, die wie aufgescheuchte Hühner durcheinanderkreischten. Wahrscheinlich hatte Sylvia wieder einmal die Preise heraufgesetzt.
    Während sie durch die zusammenströmende Menge gingen, ließ Sir Miles sein Stöckchen auf eines der Kinder heruntersausen, das es gewagt hatte, mit seinen Patschen, an denen noch die Zuckerwatte klebte, Sir Miles’ Knickerbocker zu berühren. Mit seinen karierten Kniestrümpfen und seinem karierten Barett sah er richtig flott aus, aber die Wirkung dieser Aubrey-Beardsley-Aufmachung wurde durch das verkrustete Eigelb auf seinem Kaschmirpullover etwas beeinträchtigt. «Wohin soll’s denn gehen?» fragte er Melrose, als wären sie einander gerade auf einem Bahnsteig begegnet.
    «Ich dachte an den Teepavillon.»
    Wieder zwinkerte Sir Miles. «Dachte ich mir doch, alter Junge, dachte ich mir doch.»
     
     
     
    « Ich hatte eben eine wundervolle Idee », sagte Polly Praed, und ihre violetten Augen glitzerten, als sie Melrose seine Tasse Tee hinschob, «wie man Derek Bodenheim aus dem Weg räumen könnte.»
    «Setzen Sie sich doch zu mir und erzählen Sie.»
    Sie schüttelte den Kopf. «Danke, aber ich muß hier bedienen. Hören Sie gut zu: Derek, der Blödmann, ist doch fürs Ringewerfen zuständig. Jeder bringt eine Flasche mit irgend etwas drin, aber mit was, weiß keiner. Auf der Flasche steht nur der Name von dem, der sie gestiftet hat. Der Mörder versieht seine Flasche ganz einfach mit einem falschen Namen – entschuldigen Sie …» Polly ging zum andern Ende des Tischs, um ein paar Kinder zu bedienen beziehungsweise daran zu hindern, daß sie sich selbst bedienten. Als sie sie sich vom Hals geschafft hatte, kam sie wieder zu Melrose zurück und spann ihre Geschichte weiter. «… mit einem falschen Namen, und in dieser Flasche ist Strychnin. Derek wirft, sein Ring landet auch prompt auf ihr und … Können Sie sich vorstellen –»
    «Moment mal, woher wollen Sie wissen, daß er mit dem Ring gerade diese Flasche trifft?»
    «… wie er sich auf dem Boden krümmt? Strychnin tut einem so fürchterliche Dinge an – entschuldigen Sie.» Strahlend schenkte sie drei Tassen Tee ein, die von drei Damen mit mißbilligender Miene in Empfang genommen wurden.
    «Ein sehr reizvolles Verfahren», meinte Melrose, der die einladende Handbewegung der an einem Nachbartisch sitzenden Julia Bodenheim zu ignorieren versuchte und sich auf seinen Tee konzentrierte.
    «Reizvoll? Ich stelle es mir besonders qualvoll vor. Das Bild gefällt mir: Die in Reih und Glied aufgestellten Flaschen, jede in einer andern Farbe. Und dieses anscheinend so harmlose Kirchenfest. Niemand denkt auch nur im entferntesten daran, daß – entschuldigen Sie.» Polly entfernte sich wieder, und Melrose konnte Julias Finger nicht länger ignorieren, die sich in der Luft bewegten, als übten

Weitere Kostenlose Bücher