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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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hinüber, auf die kupferfarbenen Äste der Bäume, durch die die Sonne ihre flachen Strahlen sandte. Er zog die Kopie von Ernestine Craigies Plan aus der Tasche, eine ziemlich primitive Zeichnung, auf der eigentlich nur die Orte eingezeichnet waren, von denen aus das Tüpfelsumpfhuhn möglicherweise seine nächste Attacke auf die Königlichen Vogelfreunde starten würde. Er entdeckte Coomb Bog, dann einen besonders großen Felsbrocken mit einem unleserlichen Namen, eine Gruppe Eschen und eine Stelle mit Lorbeerbüschen. Der Bach war natürlich auch eingezeichnet. Und, ziemlich weit oben auf dem Plan, eine Höhle. Die Höhle des Schwarzen Bären? Er studierte die Spuren, die der Bär hinterlassen hatte. Warum führten sie über den Festungsgraben, am Versteck mit dem Goldschatz und der Grotte vorbei? Für einen Bären ein ziemlich beschwerlicher Weg!
    Katies Plan war einfach unsinnig. Der Festungsgraben schützte nichts, kein Schloß, keine Burg. Nur der Bach, die Grotte und die Spuren des Bären befanden sich in der Einfriedung. Und die Kirche von St. Pancras. Melrose schaute sich nach ihr um und sah sie auf ihrem kleinen Hügel thronen, alles überblickend.
    Während er so dastand und an Cora Binns dachte, bemerkte er, wie in der Ferne ein dunkler Anzug in einer Baumgruppe verschwand. Einer von Carstairs’ Männern. Inzwischen durchsuchten sie den Wald nicht nur nach Mordspuren, sondern gingen auch den Hinweisen nach, die ihnen der Plan lieferte (oder vielmehr nicht lieferte, wie Melrose befürchtete).
    Wenn der Wald von Horndean der Schauplatz eines Mordes war und zugleich das Versteck für einen Smaragd von unschätzbarem Wert, lag es allerdings ziemlich nahe, zwischen beidem eine Verbindung herzustellen. Cora Binns war vielleicht ermordet worden, weil sie hinter demselben Schatz her war wie der Mörder. Aber ihr Motiv, nach Littlebourne zu kommen, schien diese These zu entkräften: Sie war hergeschickt worden, um sich um eine Stelle zu bewerben, und es war kaum anzunehmen, daß sie in der Bärenhöhle über jenes Collier gestolpert war und daß man ihr zum Dank dafür die Finger abgehackt hatte …
    Noch eine andere Gestalt bewegte sich zwischen den Bäumen. Er erkannte Peter Gere, der sich mit einem Taschentuch das Gesicht abwischte. Als er näherkam, sah Melrose, wie Gere den Kopf schüttelte, als wolle er sagen, kein Glück.
    War ja auch nicht zu erwarten, dachte Melrose … Aber warum kam ihm Katie O’Briens Plan nur so bekannt vor, wo er doch wahrhaftig noch nie mit Gummistiefeln und einem Feldstecher bewaffnet da draußen im Wald herumgestapft war!
    Als Peter in Hörweite kam, bekräftigte er seine Gesten mit Worten: «Nichts, wir hatten kein Glück. Allmächtiger, denkt er denn –» gemeint war Jury – «daß wir jedes Fleckchen Erde umgraben, in jedes Loch schauen und in jede gottverdammte Höhle kriechen können? Er glaubt wohl, dieses Collier baumelt an einem Ast!»
    «Er weiß es eben nicht. Sie an seiner Stelle würden es doch wohl auch so versuchen?»
    Widerstrebend stimmte Peter zu. «Na ja, so ’n alter Knochen von Dorfpolizist wie ich – meine Aufgabe besteht sonst vor allem darin, Augustas Katzen von irgendwelchen Bäumen herunterzuholen und Miss Naseweis nach Hause zu bringen.» Peter sandte einen dünnen Strahl Tabaksaft in die Richtung des Adlerfarns. «Ich weiß auch nicht. Vielleicht paßt es mir nur nicht, daß Scotland Yard in meinem Revier herumschnüffelt.»
    Sie mußten zur Seite springen, da der Pferdewagen mit Karacho zurückkam. Unter lautstarken Protesten fuhr Emily hinter die selbsterrichtete Barrikade, während die kleinen, zornigen Gesichter der drei Insassen aus dem Wagen auftauchten – eines war ganz rot und verheult – und eine weitere Runde verlangten. Emily zog ein Gesicht, als würde sie Melrose und Peter am liebsten unter den Rädern ihres Gefährts zermalmen; unverkennbar, daß sie es bereits satt hatte.
    «Zweimal», schrie der Kleine mit dem roten Gesicht, «zweimal hättest du rumfahren müssen, wir haben aber nur eine Runde gedreht.» Die andern beiden stimmten in das Geheul ein und nickten zustimmend. Die Mütter waren herbeigeschlendert und sahen fast so unglücklich drein wie ihre Kleinen, wahrscheinlich nur, weil sie sie so schnell wieder zurückbekommen hatten. Sie würden sie wieder einsammeln und zur nächsten Attraktion schleppen müssen.
    Emily war vom Kutschbock geklettert und riß die Wagentür auf. Als die Kinder immer noch herumstänkerten und

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