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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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mit seinem Spazierstock in den verstreuten Blättern Millimeterpapier herum. «Ich bin selbst Meister, dreizehnter Grad.»
    Daraufhin drehten sich alle Köpfe nach Chamberlen um, der keinen sonderlich erfreuten Eindruck machte. «Teufel!» sagte Keith, «der höchste ist doch fünfzehn, stimmt’s, Doc?»
    Melrose beglückwünschte sich, nicht der Versuchung nachgegeben und zwanzig gesagt zu haben.
    «Sehr interessant», sagte Chamberlen, scheinbar ganz auf den Teller Aal in Aspik konzentriert, den Biggins vor ihn hingestellt hatte. Er stopfte sich die Serviette in den Kragen. «Aber wenn ich meine Frage wiederholen darf: Was hat das mit uns zu tun?»
    «Mich interessiert das hier», sagte Melrose und legte den Plan auf den Tisch.
    «Sie meinen den Plan, für den sich auch Superintendent Jury interessiert?» Chamberlen preßte ein Stück Zitrone über seinem Aal aus und streute Pfeffer darüber. «Mich interessiert er überhaupt nicht.»
    Melrose nahm ein paar Scheine aus seiner Brieftasche und breitete sie wie einen Fächer auf dem Tisch aus. «Fünfhundert Pfund. Kann ich jetzt mitspielen?»
    Allen außer Chamberlen, der den Mund voller Aal hatte, fiel vor Staunen der Kiefer herunter.
    Ein kurzes Zögern, ein schneller Blick auf das Geld, dann sagte Chamberlen: «Wir spielen nicht um Geld.»
    Ein Mann von Prinzipien, dachte Melrose, aber er wußte, wie schnell sich solche Prinzipien ändern konnten. «Mein Vorschlag lautet: Wenn Sie es schaffen, vor mir herauszufinden, was dieser Plan bedeutet, gehören die fünfhundert Pfund Ihnen. Ich meine damit natürlich Sie alle.»
    «Kein guter Handel für Sie, was? Wir sind nämlich im Augenblick etwas knapp bei Kasse. Keiner von uns kann fünfhundert Pfund einsetzen.»
    Melrose zuckte die Achseln. «Das macht nichts. Wenn ich gewinne, lassen Sie mich eben immer mitspielen, wenn ich in London bin.» Melrose nahm an, daß Chamberlen mehr daran lag, ihn aus dem Spiel herauszuhalten als das Geld zu kassieren.
    «Ich komm da nicht ganz mit: Wenn Sie ein Freund des Superintendent sind, warum hat er sich dann nicht gleich an Sie gewandt?»
    «Oh, das hat er.» Melrose nahm den Plan in die Hand. «Aber ich bin nicht dahintergekommen.»
    Das gefiel Dr. Chamberlen offensichtlich. «Unter einer Bedingung.»
    «Und die wäre?»
    «Dieser Ort –» Chamberlen stieß mit dem Finger gegen den Plan – «ist wahrscheinlich frei erfunden, und Sie können nicht von mir erwarten, daß ich Trevor Trees Gedanken lese. Deshalb sollte die Wette so aussehen, daß nur der Code entschlüsselt werden muß.»
    Was für ein Code, zum Teufel, fragte sich Melrose. «Schön, ich bin einverstanden.»
     
    In der darauffolgenden Viertelstunde bekam Melrose, der mit dem Bleistift in der Hand vor einem Bogen Millimeterpapier saß und nicht wußte, was er damit anfangen sollte, den verrücktesten oder sinnlosesten Wortwechsel zu hören, den er in seinem Leben vernommen hatte. Gelegentlich machte er sich ein paar Notizen, da die andern wie wild draufloskritzelten. Auch die übrigen Gäste schien das Geld auf dem Tisch magisch anzuziehen.
    «… und holt sich zwölf Goldstücke aus der Höhle des Schwarzen Bären.»
    An diesem Punkt war Jury hinter ihn getreten. Melrose las den Zettel, den er ihm hinschob: Ramona Wey arbeitete für die Jobvermittlung ‹Smart Girls›.
    Als Keith und Nollie in der Höhle des Schwarzen Bären festsaßen und nicht mehr weiterwußten, legte Chamberlen den Bleistift auf den Tisch und blickte zu Melrose hinüber. «Inzwischen muß Ihnen der Code ja klargeworden sein.» Sein vergnügtes Grinsen bewies Melrose, daß Chamberlen gewonnen hatte oder zumindest fest davon überzeugt war. Als Melrose nichts darauf erwiderte, erklärte er, offensichtlich sehr zufrieden mit sich selbst: «Der Schlüssel ist das, was immer wiederkehrt – gewöhnlich sind das Namen, Orte, Zahlen. Aber so elementare Dinge brauche ich Ihnen wohl nicht zu erklären, wo Sie selbst Meister sind. Als Schlüssel kommen hier offensichtlich nur die Farben in Frage.»
    «Vielleicht können Sie das doch noch etwas erläutern», sagte Melrose und legte seinen Spazierstock auf die Pfundnoten, nach denen sich bereits eine Hand ausstreckte.
    Dr. Chamberlen faltete die Hände über dem Bauch: «Der Bach des Bluts ist offensichtlich rot. Dazu braucht man nicht viel Phantasie. Eindeutig sind auch der Schwarze Bär, die Gelbe Steinstraße und die Blaue Grotte. Bei dem Pfad bin ich mir nicht ganz sicher – braun vielleicht? Der

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