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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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aufzupassen. Ihr hat Katie diesen Plan gegeben.»
    «Ich würde mich viel sicherer fühlen», sagte Melrose, der hinter Jury die Rolltreppe hochrannte, «wenn Emily Louise Perk auf mich aufpaßte.»

22
    Emily Louise sass auf der Polizeiwache von Littlebourne, ihr Malbuch aufgeschlagen vor sich, und wünschte, Superintendent Jury würde zurückkommen. Peter Gere war zwar auch bei der Polizei, aber er war doch nur der Dorfpolizist, dem sie jeden Tag über den Weg lief. Außerdem war er dauernd mit dem Telefon und dieser quietschenden Box beschäftigt, die ihn mit der Polizei von Hertfield verband; es hätte hereinkommen können, wer wollte, ihr eine überziehen und dann wieder verschwinden können, ohne daß Peter etwas bemerkt hätte.
    Emily Louise hätte sich eher einen Zahn ziehen lassen, als zuzugeben, daß die Ereignisse von heute nachmittag sie sehr nervös gemacht hatten. Sie hatte das Gefühl, sie brauche den Schutz der Polizei. Aber Peter schien ihr den nicht geben zu wollen. Zweimal schon hatte er sie aufgefordert zu gehen und gesagt, er habe sehr viel zu tun.
    Und nun sagte er es wieder. Er legte die Hand über die Sprechmuschel und erklärte: «Emily, ich hab ’ne Menge zu tun; am besten, du gehst jetzt.» Und bevor er die Hand von der Sprechmuschel nahm, um der Stimme am andern Ende der Leitung zu antworten, fügte er automatisch hinzu: «Deine Mutter möchte, daß du nach Hause kommst. – Ja, hier ist Gere …» Er wandte sich wieder ab.
    Dabei wußte Peter, daß ihre Mutter in Hertfield war; sie hatte ihm das selbst erzählt. Von ein paar Ausnahmen abgesehen – sie dachte an Polly und Superintendent Jury –, schienen die Erwachsenen nie zuzuhören.
    Angewidert betrachtete sie das letzte Bild in ihrem Malbuch. Schneewittchen tätschelte Zwerg Dopeys polierten Schädel und hatte ein Lächeln aufgesetzt, das aussah, als wäre es in Klebstoff getaucht. Emily streckte dem Bild die Zunge heraus, klappte das Buch zu und sah sich im Zimmer um.
    An dem Plan, der mit einer Reißzwecke auf Peter Geres Filztafel befestigt war, blieb ihr Blick hängen. Es gab sogar mehrere davon. Da inzwischen jeder Polizist, der hier herumschwirrte, einen hatte, war der Plan sozusagen ein offenes Geheimnis.
    Peter Gere hatte ihr den Rücken zugewandt; sie rutschte von ihrem Stuhl herunter, riß eines der Blätter ab und setzte sich wieder auf ihren Platz. Es würde sich prima ausmalen lassen. Sie reihte die Stummel ihrer Buntstifte neben sich auf und machte sich daran, die Grotte blau zu färben. Nach ein paar Minuten prüfte sie das Ergebnis, war aber nicht sehr zufrieden. Da ihre Stifte so stumpf waren, sah alles – die Grotte, der Bach, der Festungsgraben und die Straße – grob vereinfacht aus. Sie nahm das Kinn zwischen die Hände und starrte darauf. An was erinnerte sie das nur? Sie runzelte die Stirn. Als sie Peter den Mantel von der Stuhllehne nehmen sah, griff sie schnell nach dem Blatt, schob es in ihr Malbuch und tat so, als wäre sie eingeschlafen. Er würde ihr den Hals umdrehen, wenn er wüßte, daß sie an seiner Tafel gewesen war! Er hatte ihr streng verboten, sie zu berühren.
    «Ich muß nach Hertfield, Emily, und du gehst jetzt schön brav nach Hause.»
    Sie gähnte. «Ich muß noch die Pferde füttern.»
    «Na schön, dann füttere sie; eigentlich solltest du um diese Zeit nicht mehr unterwegs sein …» Er brummte etwas über ihre Mutter. «Es ist schon nach acht. Was ist denn das?»
    Pech. Der Plan war herausgerutscht, als sie das Malbuch vom Tisch genommen hatte.
    «Emily! Das ist Beweismaterial, und du schmierst darauf herum.»
    Sie versuchte, ihn abzulenken. «Es erinnert mich an was, ich komm nur nicht drauf.» Sie zog die Brauen zusammen. «Farbig sieht’s irgendwie ganz anders aus, nicht?»
    Peter drehte den Plan hin und her. «Für mich ist das irgendein blödsinniger Plan für Schatzsucher, sonst nichts. An was erinnert er dich denn?»
    Emily sah mit zusammengekniffenen Augen zur Decke hoch und verfolgte eine Motte, die über die Deckenlampe flatterte. «Ich komm schon noch drauf.»
    Sein Gesicht glich einer Gewitterwolke. «Bei mir läuft das nicht. Ich stopfe dich nicht mit Chips und Süßigkeiten voll.»
    Als er sich umdrehte, um das Papier zusammenzuknüllen und in den Papierkorb zu werfen, streckte sie seinem Rücken die Zunge heraus. Der Plan war kein Spiel. Sie würde rauskriegen, was er bedeutete!
    Peter schob sie zur Tür hinaus, warf ihr einen bösen Blick zu, stieg in sein Auto und

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