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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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ein wenig lauter.
     
    «Hier wurde sie gefunden», sagte Jury und blieb vor dem Evita-Plakat stehen, das inzwischen bis zur Mitte eingerissen war. Ein glitzernder Arm war erhoben, der andere hatte sich von der Schulter abgelöst. Verstümmelt und mit einem Schnurrbart verunziert, behauptete Evita noch immer ihren Platz an der Wand, wie sie ihn auch im Leben behauptet hatte.
    Neben ihnen hallten Schritte, und zwei Teenager bogen um die Ecke. Sie sahen völlig identisch aus – lange Haare, tiefe Schatten um die Augen, Jeans, Kaugummi.
    «Ein so belebter Ort», sagte Melrose, «es muß ziemlich riskant gewesen sein, sie hier zu überfallen.»
    «Wahrscheinlich blieb dem Betreffenden gar nichts anderes übrig. Da er in der Nähe von Wembley Knotts und des ‹Anodyne Necklace› nicht gesehen werden wollte.»
    Sie gingen die Treppe hinunter und den Bahnsteig entlang. Die gegenüberliegende Wand war mit riesigen Plakaten vollgeklebt. Kristallklarer Gin; ein Rock, der über einem wohlgerundeten, in Strumpfhosen verpackten Po aufflatterte; die flehenden Augen einer alten Frau, die um eine Spende für ein Heim für mittellose Witwen baten; die noch flehenderen Augen eines Spaniels, der (wie der Tierschutzverein bekanntgab) nur noch kurze Zeit zu leben hatte. Die beiden Teenager standen am andern Ende des Bahnsteigs. Ein paar Jungen in Lederjacken und mit altmodischen Entenschwanzfrisuren kamen durch einen der gewölbten Gänge. Sie wechselten abschätzende Blicke mit den Teenagern.
    Jury blickte auf die Wand hinter sich, in die Richtung, in die Melroses Spazierstock wies.
    In diesem Augenblick hätten ihre Gedanken ein und demselben Gehirn entsprungen sein können. Plant zeigte mit seinem Spazierstock auf einen dunklen Punkt auf dem Plan des Underground-Netzes, der die größte Station Londons markierte. «King’s Cross St. Pancras.»
    Jede Linie hatte eine andere Farbe, damit sich auch der beschränkteste Benutzer in diesem Labyrinth zurechtfand. Plants Spazierstock folgte dem dünnen roten Strich, der die Stadt in zwei Hälften teilte. «Der Bach des Blutes, nicht? Die Central Line. Blau die Victoria Line; Schwarz die Northern Line; Grün die District Line – vergleichen wir das doch mal mit Ihrem Plan.»
    Jury zog ihn aus der Tasche. Die Kirche von St. Pancras war an der Stelle eingezeichnet, die dem dunklen Punkt auf dem Plan des Underground-Netzes entsprach. «Und hier haben wir das Collier, genau da, wo wir stehen, in der Station Wembley Knotts.»
    «Wenn man die Augen schließt, sieht es wie einer von Ernestines Plänen aus.»
    Jury fragte sich, wie oft er diesen Plan allein in den letzten zwei Tagen gesehen hatte – die lackierten Fingernägel der Taschendiebin gleich daneben. Immer der gleiche Plan, in jedem Wagen, an jeder Station. Es gab praktisch keinen Tag in seinem Leben, an dem er nicht einen Plan der Londoner Underground gesehen hatte.
    «Meinen Sie», meinte Melrose, «Tree hat es irgendwo hier versteckt? In einer Underground-Station?» Er blickte sich um, während ein Zug angedonnert kam, ein paar Fahrgäste ausspuckte und die Teenager samt den Jungen in den Lederjacken verschluckte.
    Der Gitarrenspieler ging mit seinem schwarzen Kasten den Bahnsteig auf und ab. Erst jetzt merkte Jury, daß die Musik aufgehört hatte. Der Gitarrenspieler zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich gegen eine Wand und wartete.
    Jury warf ihm einen Blick zu und sagte zu Melrose Plant: «Wenn Sie wie Tree den Verdacht hätten, daß die Polizei schon auf der Straße oder in Ihrer Wohnung auf Sie wartet, und hier stünde Ihr Komplize –» Der Rest verlor sich in dem Wind, der aufkam, als der Zug beschleunigte und in dem dunklen Tunnel verschwand.
    «– dann kämen Sie vielleicht auch auf den Gedanken, dieses Collier in eine Pfundnote zu wickeln und einfach in den Kasten mit den Münzen zu werfen. Allerdings hätte der schon jemandem sehr Vertrauenswürdigen gehören müssen.»
    Jury blickte von dem Underground-Plan wieder zu dem unglücklichen Hund hoch, dessen Augen niemandem vertrauten. Täuschte er sich völlig? Es fiel ihm schwer zu glauben, daß Cyril Macenery der Täter gewesen sein sollte. Wichtig war zunächst nur, daß er im Krankenhaus war – allein mit Katie. «Bitte setzen Sie mich am Krankenhaus ab, wenn Sie nach Littlebourne zurückfahren.»
    Plant versuchte, mit ihm Schritt zu halten; sie rannten beinahe durch die Gänge. «Fahre ich denn nach Littlebourne zurück?»
    «Ja. Um auf Emily Louise Perk

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