Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden
nicht immer ganz zuverlässig.
Mit freundlichen Grüßen
Das Schreiben trug in der rechten oberen Ecke ein Häkchen und den Vermerk Telefonische Zusage am 23.
«Fällt Ihnen zu den Palmers etwas ein?» fragte Morse.
«Ja, schon, aber ich furchte, nicht allzuviel.» Sie meinte, sich an eine attraktive, dunkelhaarige Frau Anfang Dreißig und an einen eleganten, wohlhabend aussehenden Mann erinnern zu können. Er war ihrem Eindruck nach ungefähr zehn Jahre älter gewesen als sie. Aber das war auch schon alles, mehr konnte sie über das Paar nicht sagen. Und im nächsten Augenblick schon überfielen sie sogar Zweifel, ob es sich bei den beiden, die sie da eben beschrieben hatte, tatsächlich um die Palmers und nicht um eines der anderen Ehepaare gehandelt hatte, die sich über Silvester im Hotel einquartiert hatten.
«Zimmer Nummer zwei», sagte Morse.
Was dieses Zimmer anging, so waren die schriftlichen Unterlagen von kaum zu unterbietender Spärlichkeit. Auf einem Bogen mit dem Briefkopf des Hotels stand lediglich eine knappe Notiz, daß ein Mr. Smith — ein — am 23. telefonisch wegen eines Doppelzimmers angefragt und man ihm mitgeteilt habe, daß aufgrund einer plötzlichen Absage in der Dependance nun doch noch ein Doppelzimmer frei sei. Die Notiz endete mit dem Vermerk: telefonisch zugesagt, schriftliche Bestätigung soll folgen.
«Ich sehe hier aber keine schriftliche Bestätigung», sagte Morse.
«Nein, sie ist vermutlich in der Weihnachtspost hängengeblieben.»
«Aber sie sind gekommen?»
«Ja.» Wieder glaubte Sarah sich zu erinnern — zumindest an ihn. Ein gutaussehender Mann in mittleren Jahren, mit überraschend frühzeitig ergrauten Haaren und einem überaus charmanten Lächeln.
«Haben Sie viele Gäste mit dem Namen ?»
«Ja, eine ganze Menge.»
«Und die Hotelleitung läßt das so einfach durchgehen?»
«Ja — und ich auch», fugte sie patzig hinzu.
Sie spürte, wie er sie von der Seite ansah, und ärgerte sich, daß sie schon wieder rot wurde.
«Zimmer Nummer drei.»
Sarah war überzeugt, daß er über die Gäste in dem fraglichen Zimmer bereits wesentlich besser Bescheid wußte als sie, und reichte ihm schweigend den aus Anfrage und Zusage bestehenden Briefwechsel.
Ann Ballard Chipping Norton (Oxon)
84 West Street,
den 30. November
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Mann und ich möchten das von Ihnen angebotene Silvester-Arrangement wahrnehmen; wir wären vor allem interessiert an einem der Zimmer in der Dependance. Wie wir Ihrer Broschüre entnehmen konnten, scheinen sämtliche Zimmer dort im Erdgeschoß zu liegen, und dies ist eine wesentliche Voraussetzung für unsere Buchung, da mein Mann unter Schwindelanfällen leidet und nicht in der Lage ist, Treppen zu steigen. Falls möglich, würden wir getrennt stehende Betten bevorzugen - dies ist jedoch keine unbedingte Notwendigkeit. Ich darf Sie bitten, mir möglichst umgehend zu antworten (ein frankierter Rückumschlag liegt bei), da uns sehr daran liegt, möglichst schnell eine endgültige Entscheidung treffen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Ann Ballard
PS: Ihre Antwort erreicht uns nur bis zum 7. unter der obigen Adresse, da wir nach Cheltenham umziehen.
Das Antwortschreiben vom 2. Dezember lautete:
Liebe Mrs. Ballard,
vielen Dank für Ihren Brief vom 30. November. Wir freuen uns, Ihnen im Rahmen unseres Silvester-Arrangements ein Doppelzimmer im Erdgeschoß der Dependance anbieten zu können. Das Zimmer ist, Ihrem Wunschgemäß, mit getrennt stehenden Betten ausgestattet. Wir hoffen sehr, Sie und Ihren Gatten in Kürze bei uns begrüßen zu dürfen, und bitten, uns möglichst umgehend schriftlich oder telefonisch mitzuteilen, ob Sie eine Reservierung wünschen.
Mit den besten Wünschen
für einen angenehmen Aufenthalt
verbleiben wir
Auch dieses Schreiben trug ein Häkchen und einen Vermerk: zugesagt am 3. Dezember.
Morse nahm sich noch einmal die Anfrage von Mrs. Ballard vor und brauchte, jedenfalls nach Sarahs Empfinden, eine halbe Ewigkeit, bis er das kurze Schreiben zum zweitenmal durchgelesen hatte, nickte, den Brief beiseite legte und sie anschaute.
«Können Sie mir etwas über die beiden erzählen?»
Diese Frage hatte Sarah befürchtet, denn ihre Erinnerung an das Ehepaar war recht verworren. Sie glaubte zu wissen, daß es Mrs. Ballard gewesen war, die sich gegen 16 Uhr von ihr den Zimmer-Schlüssel hatte aushändigen lassen, Mrs. Ballard, der sie den Weg zur
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