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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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ist es eigentlich fertiggestellt worden?»
    «1965.»
    «Wenn ich so an die anderen Zeugnisse der Nachkriegsarchitektur hier in Oxford denke...»
    «Ja, das stimmt, es gibt wesentlich scheußlichere Gebäude. Aber wir sind hier auch nicht hundertprozentig zufrieden...»
    «Und warum nicht?»
    «Sobald es regnet, steht zentimeterhoch Wasser im Keller, und dann haben wir so gut wie ständig Ärger wegen des Daches. Einem Architekten, der ein Gebäude dieser Größe mit einem Flachdach ausstattet — noch dazu hier in England — , gehört meiner Meinung nach die Erlaubnis zur Berufsausübung entzogen!»
    Morse war über die Heftigkeit ihres Tones überrascht. «Haben Sie sehr viel Unannehmlichkeiten mit dem Dach gehabt?» erkundigte er sich teilnahmsvoll.
    «Gehabt? Wir haben sie noch, und wir werden sie auch in Zukunft haben, davon bin ich überzeugt. Im Dezember haben wir die letzte Rechnung für die Arbeiten im Sommer bezahlt — die dritte vollständige Dacherneuerung in nicht einmal zwanzig Jahren! Ich bin gespannt, wie lange es diesmal hält.»
    Morse nickte höflich, während sie ihm zu schildern begann, welche Katastrophen das undichte Dach in der Vergangenheit ausgelöst hatte, doch konnte er die Erregung der Amtsleiterin verständlicherweise nur bedingt teilen, und versuchte deshalb, das Gespräch vorsichtig auf den eigentlichen Zweck seines Besuches zu lenken. Er erzählte ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit, was er über die häuslichen Verhältnisse der Bowmans herausgefunden hatte, ließ durchblicken, daß er Margaret für selbstmordgefährdet halte, und erkundigte sich, ob ihr eventuell Gerüchte über Männerbekanntschaften Margarets zu Ohren gekommen seien. Sie verneinte, und so fragte er, ob vielleicht Margaret mit einer ihrer Kolleginnen nähere Bekanntschaft geschlossen habe...
    So kam es, daß Mrs. Gladys Taylor ins Zimmer der Amtsleiterin gerufen wurde. Sie verneinte vehement, über Margarets eheliches Leben, geschweige denn irgendwelche Affären, informiert zu sein, und gab an, nicht zu wissen, wo Margaret sich gegenwärtig aufhalte. Morse ließ sie bereits nach wenigen Minuten wieder gehen. Es hatte ihn nicht überrascht, daß sie nicht mehr sagen konnte — Margaret war vermutlich eine verschwiegene Person — , und die Tatsache, daß Gladys bei der Beantwortung seiner Fragen auffallend nervös geworden war, schrieb er dem, wie er wußte, bisweilen etwas barschen Ton seiner Fragen zu. Doch da überschätzte er seine Wirkung. Gladys Taylors Aufregung rührte einzig und allein daher, daß Margaret, nachdem sie bereits das ganze letzte Wochenende in Gladys’ Haus in Nord-Oxford verbracht hatte, am späten Montagabend plötzlich erneut bei ihr aufgetaucht war und sie geradezu an-gefleht hatte, sie aufzunehmen. Vor allem hatte Gladys ihr versprechen müssen, niemandem zu sagen, wo sie war.

    Mr. Prior, der Sicherheitsbeamte, legte die Zeitung beiseite, als Morse auf ihn zutrat, um ihm den Besucherausweis zurückzugeben — eine Plastikhülle mit Metallclip, in dem sich eine braune Karte mit der Aufschrift BESUCHER befand und darunter mit Filzstift: Chief Inspector Morse.
    Morses Blick fiel auf eine Anzahl Postsäcke, die neben der Tür zur Abholung bereitstanden, und in Anspielung auf Priors frühere Tätigkeit als Gefängnisbeamter sagte er lächelnd: «Na, die Säcke da müßten doch eigentlich heimatliche Gefühle in Ihnen wecken.»
    Prior nickte. «Ja, das stimmt. Ich kann immer noch bei jedem sagen, wo er hergestellt worden ist — ich habe die Markierungen alle noch im Kopf.»
    «Ach ja?» sagte Morse etwas ungläubig. Für ihn sahen alle Säcke gleich aus.
    Prior stand auf und betrachtete einen Moment prüfend den zunächst stehenden Sack. «Dieser hier zum Beispiel ist aus Wandsworth», sagte er nicht ohne Stolz.
    «Wieso wird hier eigentlich ein Sicherheitsbeamter gebraucht?» erkundigte sich Morse.
    «Na ja, weil ab und zu doch immer mal jemand den Versuch unternimmt, an die Prüfungsunterlagen heranzukommen — vor der Prüfung, versteht sich.»
    «Und um das zu verhindern, sind Sie da.»
    Prior nickte. «Ja. Man kann heutzutage wirklich nicht vorsichtig genug sein. Und bei den vielen Menschen, die hier täglich ein und aus gehen, ich meine jetzt nicht die Angestellten, sondern Handwerker, Lieferanten und so weiter...»
    «Und die kriegen alle einen Besucherausweis — so wie ich?»
    «Ja. Das heißt, wenn sie regelmäßig kommen, dann bekommen sie einen Dauerausweis. Der ist mit

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