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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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sie sind alle blond!»
    Morse nickte. «Und wenn Margaret Bowman ihrem Geschmack treu geblieben ist, dann ist ihr neuer Typ auch blond. Und da nur ein Viertel unserer Landsleute blond sind...»
    «Vielleicht ist er Schwede», gab Lewis zu bedenken.
    «Ein Schwede, der einen Titel von Milton zitiert? Das glauben Sie doch wohl selbst nicht.»
    Lewis erschienen Morses Mutmaßungen von Minute zu Minute unwahrscheinlicher, und dennoch war er, beinahe gegen seinen Willen, auch von ihnen fasziniert. Mal angenommen, Morse hatte recht: Wie viele Männer mochte es geben, blond, mit Vornamen Edward, Alter zwischen dreißig und vierzig, wohnhaft in Oxford oder Umgebung, die ihren Urlaub im letzten Jahr im Lake District verbracht hatten? Nicht sehr viele vermutlich, gestand Lewis ehrlich ein. Und schließlich, hatte er selbst nicht auch so seine Ideen, unwahrscheinliche Ideen, die er aber trotzdem nicht so einfach beiseite schieben konnte?
    «Ich weiß, es klingt verrückt, Sir, aber ich muß in letzter Zeit dauernd an diesen Kran denken, der hinter dem Hotel Haworth stand.»
    «Was ist damit?» fragte Morse interessiert.
    «Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß so ein Kran in der Lage ist, wenn nötig, das Ende eines Trägers senkrecht, genau in der Mitte, auf ein Sixpence-Stück zu setzen; diese Präzisionsleistung ist erforderlich, weil ja mitunter einzelne Bauteile genau ineinander passen müssen. Und in diesem Zusammenhang ist mir so ein Gedanke gekommen, Sir,... Könnte es sein, daß Bowman gar nicht in der Dependance umgebracht worden ist, sondern im Hauptgebäude? Der Mörder könnte die Leiche nach der Tat in eine Kiste gepackt haben, die er mit Hilfe des Krans direkt vor das Fenster von Zimmer drei schwenkte, wo sie dann von einem Komplizen in Empfang genommen wurde. Auf den Mörder würde so nicht einmal der Schatten eines Verdachts fallen, da er ja am vermeintlichen Tatort gar nicht aufgetaucht ist. So ein Kran arbeitet natürlich nicht völlig geräuschlos, aber ich denke, daß der Lärm der Silvester-Party alles andere übertönt haben wird... Es kann natürlich durchaus sein, daß alles, was ich mir jetzt hier so zurechtgelegt habe, kompletter Blödsinn ist, aber wenn meine Überlegungen stimmen, dann könnten wir uns erneut unter den Hotelgästen umsehen. Und das wäre dann doch wenigstens eine handfeste Aufgabe — ist ja bisher nicht viel mehr als ein Phantom.»
    Morse, der ihm aufmerksam zugehört hatte, schüttelte langsam den Kopf. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Verblüffung und Amüsement: «Sie vermuten also, wenn ich Sie recht verstanden habe, Lewis, daß der Mörder Kranführer ist.»
    «War ja nur so ein Gedanke», sagte Lewis verlegen.
    «Jetzt machen Sie mal nicht gleich wieder einen Rückzieher... Ihre Annahme engt den Kreis der Personen, die als Täter in Frage kommen, natürlich noch einmal erheblich ein. Wir suchen jetzt also einen Mann mit Vornamen Ted, blond, Alter zwischen dreißig und vierzig Jahren, wohnhaft in Oxford oder Umgebung, von dem wir jetzt auch noch wissen, daß er Kranführer ist...» Plötzlich begann Morse zu lachen. «Mir scheint, Sie sind, was Hypothesen angeht, keinen Deut besser als ich, Lewis — eher noch schlimmer.»
    Vom Apparat der Bowmans aus rief Morse im Präsidium an, und bat um zusätzliche Leute, die Lewis helfen sollten, das Haus von oben bis unten gründlich zu durchsuchen.
    Er selbst machte sich auf den Rückweg in Richtung Oxford.

Kapitel Fünfunddreißig

DIENSTAG, 7. Januar

    Die einzigen Worte, die jemals zwischen Hardy und Louisa Harding gewechselt wurden, waren ein gemurmeltes .
    The Early Life of Thomas Hardy

    Morse hatte eigentlich vorgehabt, sich endlich einmal wieder in Kidlington im Präsidium blicken zu lassen, doch unterwegs entschied er sich anders und fuhr statt dessen nach Summertown zur Delegacy. Er erfuhr, die Amtsleiterin sei im Hause und in wenigen Minuten für ihn zu sprechen.
    Während er im Foyer wartete, bewunderte er einmal mehr die harmonische Architektur und die geschmackvolle Innenausstattung des Gebäudes und versuchte es zu datieren. Es war nach 1950 gebaut worden, da war er sich sicher, 1960 vielleicht — oder sogar erst 1970? Aber bevor er mit seinen Überlegungen zu Ende war, bat ihn die Amtsleiterin herein. Er nahm im selben roten Ledersessel Platz wie beim erstenmal.
    «Ein hübsches Gebäude», begann er das Gespräch.
    «Ja, was das Aussehen angeht, haben wir Glück gehabt», sagte sie.
    «Wann

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