Inspiration – Du sollst mein sein!
Downtown, voll mit diesen verweichlichten Schlipsträgern. Sie hat sich da prächtig amüsiert und so richtig die Chefin raushängen lassen. Dann musste sie aufs Klo, da konnte ich natürlich nicht hinterher. Dass sie in ihrem Designerkleidchen durchs Fenster abhaut, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Danach hab ich überall nach ihr gesucht, sie aber nicht gefunden. Verdammt noch mal, ich habe dem Senator mitgeteilt, dass sich seine Tochter nicht an die Vorgaben hält, dass sie alles tut, um mir zu entwischen. Und dass sie es gestern dann endlich auch geschafft hat. Er hat nur gelacht. Vor einer Woche hab ich schon vorgeschlagen, einen zweiten Mann, besser noch eine Frau als Verstärkung hinzuzuziehen. Doch der Senator wollte nichts davon hören. Er war der festen Überzeugung, dass ein Bodyguard ausreicht, dass seine Tochter nur ein bisschen die Krallen ausfährt und sich schnell wieder einfängt. Und jetzt so was. Ich bete wirklich darum, dass du den Kerl vor mir findest. Ansonsten erspare ich dem Steuerzahler wahrscheinlich viel Geld.«
Rick hörte die harte Entschlossenheit in Miguels Stimme. Er musste seinen Bruder unbedingt zur Vernunft bringen, vor einer großen Dummheit bewahren.
»Hör mir gut zu, Compadre, si? Das Letzte eben hab ich nicht gehört, und hoffe für dich, dass du das nicht ernst meinst. Falls du den Schuldigen wirklich vor uns finden solltest, dann hab ich nichts dagegen, wenn du ihn ein bisschen verbeulst. Aber auf gar keinen Fall werde ich tatenlos zusehen, wie mein Bruder wegen Totschlags jahrelang in den Knast wandert, ist das klar? Sag mir lieber, wer die Freundin war, mit der sie gegessen hat.«
Lange blieb es in der Leitung still, bis Miguel schließlich einlenkte. »Die Freundin heißt Stephanie Delainy, die Tochter von diesem Filmproduzenten. War wohl früher auf der gleichen Schule, wenn ich’s richtig verstanden habe. Ansonsten kann ich dir nur eins versprechen: Falls ich den Mistkerl vor dir finde, dann kriegst du ihn lebendig, allerdings gebe ich keine Garantien dafür, wie lebendig er dann noch ist.« Danach war die Leitung tot. Miguel hatte aufgelegt.
Als Rick aufblickte, stand Cooper Bradshaw neben ihm. Offenbar hatte auch er von Elli Purcell die wenig frohe Kunde vernommen. Und obwohl Cooper genau wusste, dass Rick keinesfalls mit ihrem Chef gesprochen hatte, verzog er keine Miene. Er stellte nur lapidar fest: »Ich weiß nicht, was das eben war, aber vielleicht solltest du nun endlich unseren Boss anrufen, damit er Senator Wheeler informieren kann. Bevor es jemand anderes tut.« Rick nickte nur und wählte erneut, diesmal sauber nach den Vorschriften. Captain Carruthers meldete sich gleich nach dem ersten Läuten.
»Hallo Captain, Valdez hier. Wir sind draußen im Griffith Park. Ein Jogger hat vor gut zwei Stunden die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Dr. Purcell von der Gerichtsmedizin hat sie identifiziert, sie kannte das Gesicht aus der Klatschpresse und dem Fernsehen. Es ist die jüngere Tochter von Senator Wheeler, Geraldine. Ich dachte, es ist besser, wenn Sie das dem Senator mitteilen.«
Der gotteslästerliche Fluch, den Carruthers ausstieß, gab ein klares Zeugnis über seinen Gemütszustand ab. Dann bellte er in den Hörer. »Valdez, ich will Sie und Ihren Partner hier im Department sehen, sobald Sie sich vom Tatort loseisen können. Klar?«
»Selbstverständlich, Chief.« Diesmal war es Rick, der die Verbindung unterbrach. Ihm war schon jetzt klar, dass schwere Zeiten auf sie zukamen. Nicht genug, dass sie immer noch keine Ahnung hatten, wer den Obdachlosen brutal in Grund und Boden gestampft hatte. Nun würden ihnen bald auch noch der Bürgermeister, der Polizeichef, der Senator und die versammelte Presse im Nacken sitzen, sobald sich der mysteriöse Tod von Geraldine Wheeler herumsprach.
Er blickte Cooper nur kurz an und ließ dann seine Augen noch einmal über den mittlerweile von der Spurensicherung in Beschlag genommenen Tatort schweifen.
»Tja, Coop, wir stecken knietief in der Scheiße. Und ich fürchte fast, dass wir da so schnell nicht wieder rauskommen. Also dann, bringen wir’s hinter uns.«
Kurze Zeit später waren sie auf dem Weg ins Präsidium, um ihrem Boss Rede und Antwort zu stehen. Beiden war klar, dass der andere Mordfall, in dem sie ermittelten, momentan sehr weit in den Hintergrund gerückt war. Auch wenn sich dieser Fall durch eine namenlose Brutalität ausgezeichnet hatte, es war nur ein Obdachloser ermordet worden. Die
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