Inspiration – Du sollst mein sein!
überließ Cooper den unangenehmen Pathologen seinem Partner und machte sich aus dem Staub. Erstens blieb er gerne in der zweiten Reihe, und zweitens konnte er einfach mit solchen egogesteuerten Mimosen wie Kellermann nicht umgehen. Hatte er noch nie gekonnt.
* * *
Miguel Velasquez rieb sich die rot geäderten Augen und blickte trübe auf die fast leere Tequilaflasche, die vor ihm auf dem niedrigen Couchtisch stand. Seufzend gestand er sich ein, dass auch ein Vollrausch nichts an den Vorwürfen änderte, die er sich selbst machte.
Schon oft hatte er für die verschiedensten Männer und Frauen als Bodyguard gearbeitet. Manchmal waren sowohl seine Schutzbefohlenen wie auch er in brenzlige Situationen gekommen, aber bis auf zwei Vorfälle, bei denen es Verletzte gegeben hatte, war immer alles glimpflich abgegangen.
Diesmal jedoch war er gescheitert. Sicher, er war sich der Tatsache bewusst, dass er Geraldine Wheeler unmöglich mitten in einem gut besuchten Lokal ohne Aufsehen auf die Damentoilette hätte folgen können. Doch er hätte darauf bestehen müssen, dass er Unterstützung bekam. Weibliche Unterstützung. Er hätte sich keinesfalls von Senator Wheeler dazu überreden lassen dürfen, die Bewachung weiterhin allein zu übernehmen. Das war sein Fehler gewesen, und damit ging Geraldines Tod voll und ganz auf sein Konto.
Obwohl ihm von allen Seiten beteuert wurde, dass er keinen Einfluss auf das Geschehen gehabt hatte, fühlte er seine Schuld wie einen Mühlstein um seinen Hals. Er, der selbst im wildesten Kampfgetümmel während seiner Einsätze in den gefährlichsten Ecken der Welt nie die Übersicht verloren hatte, war von einem jungen Mädchen an der Nase herumgeführt worden. Und er hatte damit die besten Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Geraldine erst entführt und schließlich zu Tode gehetzt werden konnte.
Er fühlte sich wie ein Versager, wie ein Mörder. Als hätte er das Mädchen selbst umgebracht. Dieses Gefühl war kaum zu ertragen. Er benötigte Genugtuung, Gerechtigkeit.
Plötzlich sah er seine Aufgabe so klar vor sich, wie alles andere in seinem alkoholbenebelten Geist verschwamm. Er allein war verantwortlich, und dieser Verantwortung musste er sich stellen, wenn er jemals wieder ruhig schlafen wollte. Er sah es als seinen ganz persönlichen Auftrag an, diesen Schweinehund zu fassen und zu vernichten. Egal, was sein Bruder davon halten mochte … der Mistkerl, der Geraldine das angetan hatte, würde das Treffen mit Miguel nicht überleben. Und dass es ein Treffen gab, dafür würde Miguel schon sorgen. Er würde so lange im Dreck wühlen, bis er dieses Schwein gefunden hatte. Das war er sich und Geraldine einfach schuldig.
Miguel lehnte sich nach vorn, korkte den Tequila wieder zu und stand mühsam aus dem Sessel auf. Schwankend ging er hinüber in sein Schlafzimmer und ließ sich angezogen aufs Bett fallen. Kaum berührte sein Rücken die weiche Decke, da schlief Miguel auch schon tief und fest. Der Tequila tat endlich zuverlässig seine Wirkung.
* * *
Bellinda atmete schwer und sah auf die Leuchtziffern ihrer Uhr. Wieder war eine gute Stunde vergangen, in der sie sich schlaflos hin- und hergewälzt hatte, obwohl sie eigentlich todmüde war. Ihre Gedanken, die unaufhörlich um die Ereignisse der letzten Zeit kreisten, ließen ihr einfach keine Ruhe. Zum ersten Mal seit Jahren vermisste sie das Gefühl, von starken Armen umfangen zu werden, sich sicher und beschützt zu fühlen.
Auch wenn die beiden Beziehungen, die hinter ihr lagen, jeweils zum Ende hin belastend und zum Teil sogar wirklich schlimm gewesen waren, so gab es anfangs noch diese Momente der Wärme und Nähe und die Sicherheit, nicht allein zu sein. Im Nachhinein betrachtet, entpuppten sich diese Momente aber jedes Mal schmerzhaft als schöne Illusion, was in Bellinda schließlich den Entschluss reifen ließ, in Zukunft auf eine engere Beziehung zu verzichten. Genauer gesagt hatte sie auf alles verzichtet, was irgendwie nach männlicher Gesellschaft aussah.
Mit einem resignierten Seufzen stand sie schließlich auf und ging hinüber ins Wohnzimmer. Vielleicht würde sie ja noch ein wenig Schlaf auf dem Sofa finden, wenn sie sich mit irgendetwas ablenkte. Müde zappte sie durch die verschiedenen TV-Kanäle, bis sie schließlich bei einem alten Liebesfilm hängen blieb. Während Audrey Hepburn sich zum Frühstück bei Tiffany‘s traf, fielen ihr dann endlich die Augen zu.
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Offenbar hatte die Anwesenheit der neuen
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