Inspiration – Du sollst mein sein!
Brief persönlich ansehen, wenn es Ihnen recht ist. Sagen Sie mir bitte Ihre Adresse? Wir machen uns dann sofort auf den Weg.«
Schnell antwortete Bellinda und bedankte sich beinahe überschwenglich. Dann legte sie erleichtert den Hörer auf. Wer auch immer dieser Detective Valdez war, er hielt sie offenbar nicht für völlig abgedreht. Im Gegenteil, er schien ebenso wie sie davon auszugehen, dass ihr Fan möglicherweise wirklich ein Verbrechen begangen hatte. Obwohl sie noch genauso allein und ungeschützt in ihrer Wohnung war wie vor dem Gespräch, fühlte sich Bellinda plötzlich um einiges sicherer.
Endlich gab es jemanden, der ihr glaubte.
* * *
Rick legte den Hörer auf und blickte nachdenklich auf seinen mit Papieren überladenen Schreibtisch. Sie waren gerade von einem späten Rapport bei Captain Carruthers zurückgekommen, der auf ihre Vermutung, dass auch der Obdachlose ein Opfer ihres Frauenmörders war, ziemlich entnervt reagiert hatte, als der Kollege aus Brentwood das Gespräch an Rick weiterleitete.
Rick durfte nicht vergessen, sich bei dem Mann zu bedanken. Auch wenn die mögliche Mordserie natürlich in allen Revieren der verschiedenen Distrikts von L.A. bekannt war und dort auch entsprechende Kurzberichte vorlagen, würde sich kaum einer der nicht an den Ermittlungen beteiligten Cops um die Einzelheiten kümmern. Officer Richards war da offenbar sehr viel interessierter, hatte sofort mitgedacht und bemerkenswert schnell geschaltet.
Cooper klopfte mit der Faust auf Ricks Schreibtisch, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Schon während des ganzen Gesprächs, das er auf Ricks Zeichen hin von seinem Nebenanschluss aus mitgehört hatte, zappelte er ungeduldig auf seinem Stuhl. Spätestens seit dem vorgelesenen Briefabschnitt wussten beide, dass hier endlich das fehlende Puzzleteil zwischen den drei Morden aufgetaucht war.
»Wenn diese Bellinda Carlyle jetzt auch noch Drehbücher für Horrorfilme schreibt, dann wäre das doch eine eindeutige Verbindung, oder? Richards hat gesagt, dass sie bei einer Produktionsfirma arbeitet und Drehbücher schreibt. Sie bekommt Briefe von einem Kerl, der ihr mit verdrehten Worten seine Heldentaten schildert. Ich glaube zwar nicht, dass sie für diesen Bastard schreibt. Aber vielleicht tut sie‘s ja, ohne es zu wissen? Los, lass uns hinfahren. Ich will diesen Wisch selber sehen.«
Cooper zerrte seine Jacke von der Rückenlehne seines Bürostuhls und winkte Rick auffordernd zu. Erheblich ruhiger nahm nun auch der seine Jacke und folgte seinem Partner, der mit energischen Schritten aus dem Büro stürmte. Noch vor wenigen Minuten hatte sich Cooper über die viele Zeit beschwert, die er im Büro verbrachte. Doch nun hatte er offenbar angebissen. Rick musste sich eingestehen, dass es ihm ganz ähnlich erging.
Es war wirklich ein merkwürdiger Zufall, dass die Drehbuchautorin Fanpost bekam, in der ein Bewunderer ihr von Erfolg und Misserfolg bei einem Gewaltakt an einer Frau berichtete. Vor allem, wenn die Mordkommission gerade den Tod von zwei jungen Frauen untersuchte, die von ein und demselben Täter umgebracht worden waren.
Rick gab seinem Partner im Stillen recht … hier war sie, die erste heiße Spur.
* * *
Entnervt warf Bellinda beide Arme in die Luft. Ihre Augen blitzten vor Wut.
»Hören Sie, ich weiß nicht, was genau Sie von mir wollen. Worum geht es hier eigentlich? Ich bin 29 Jahre alt, bin seit meinem 20. Lebensjahr Vollwaise und wohne seitdem in L.A. Ich hab einen recht ordentlichen College-Abschluss und einen gültigen Führerschein. Ich gehe wählen, entrichte meine Steuern pünktlich und habe bisher noch jeden Strafzettel umgehend bezahlt. Ich bin Single, trinke und rauche nicht und gehe regelmäßig joggen. Ich esse so ziemlich alles gerne, außer Innereien. Davon wird mir schlecht. Vor zwei Jahren habe ich an einem Kurs für Vergewaltigungsprävention teilgenommen, und in meiner Handtasche befindet sich eine Dose Pfefferspray. Ich hoffe, damit sind Ihre Fragen zu meiner Person beantwortet. Ach ja … hätt‘ ich fast vergessen: In meinem ganzen Leben habe ich noch niemanden umgebracht. Ich hab noch nicht einmal daran gedacht. Aber im Moment bin ich gerade dabei zu überlegen, ob ich das in Zukunft vielleicht ändern sollte.«
Rick konnte die junge Frau sehr gut verstehen. Seit mehr als einer Stunde versuchten Cooper und er nun schon, ihr Informationen zu entlocken, die sie offenbar nicht hatte. Er war sich mittlerweile sicher, dass zwischen
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