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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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hier in einem Stück rauskommen wollte. Grimes schaute mich tatsächlich den Bruchteil einer Sekunde verängstigt an. Meine Nummer schien zu funktionieren. Zumal ich ziemlich gewöhnlich aussehe: mittelgroß, entsprechendes Gewicht, keine besonderen Merkmale und inzwischen auch ziemlich anders als zu der Zeit, als ich Grimes in den Bau schickte.
    Doch dann verhärtete sich seine Miene. »Verarsch mich nicht, Mann, du bist ein Scheißbulle. Du hast mich damals eingelocht.« Er wandte sich an Mitch. »Der ist undercover, Mitch. Der hat mich damals in Dalston mit dem Crackdeal gefickt. Die Fresse werd ich nie vergessen.«
    »Mach mich nicht an, du kleines Stück Scheiße, sonst nehme ich dich auseinander.« Ich ging einen Schritt auf ihn zu, und er wich instinktiv einen Schritt zurück. Ganz schön nervös, der Typ.
    Mitchell wirkte irritiert, das Problem war nur, dass Grimes nicht lockerließ. »Echt, der ist’n Bulle, Mitch, ich schwör’s. Im Ernst, ich verarsch dich nicht. Nicht mit so was. Machen wir das Schwein fertig.«
    Ich ging einen weiteren Schritt auf Grimes zu, aber da schwang der fette Koch sein Hackebeil, um mir zu zeigen, dass es keine gute Idee wäre, seinen Küchenjungen anzugreifen.
    »Fickt euch doch«, sagte ich und machte eine wegwerfende Geste. »Ich bin dann weg. Eure Kohle habt ihr ja.«
    »Du gehst nirgends hin«, flüsterte Mitch, zog ein Klappmesser und ließ es aufschnappen. Das war das fünfte Mal, das jemand ein Messer zog, um mich zu bedrohen.
    »Er ist ein Bullenschwein«, krähte Grimes zum x-ten Mal, und nun grinste er triumphierend, sah den Zeitpunkt der Rache gekommen. »Los, schlitzen wir das Schweinchen auf.« Er packte ein langes Hackmesser und schwang es in meine Richtung.
    Ich war umstellt. Allein in einer stinkenden Küche gegen vier Schmalspurgangster. Von denen drei Messer hatten und einer eine Knarre. Die er mir praktisch an den Kopf hielt.
    »J-Boy, schaff ihn hier rüber«, bellte Mitch, und der Typ mit der Pistole packte mich am Arm und fuchtelte mit der Knarre unter meiner Nase herum.
    »Lass die Tasche fallen, Schwuchtel«, zischte er und entblößte dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne, die gut zu dem sadistischen Funkeln in seinen Augen passten. Ganz offensichtlich genoss er seine Macht.
    Ich gehorchte und dachte mir, dass der Bursche wahrscheinlich zu viele Filme gesehen hatte, denn er beging den großen Fehler, mir mit der Pistole zu nah auf die Pelle zu rücken. Ein Ex-SAS-Offizier hatte mir einmal erklärt, dass man in so einem Fall nur den Arm mit der Waffe wegzuschlagen brauchte. Bis der Angreifer den Abzug drückte, würde die Mündung längst woanders hinzeigen. Dann musste man ihm nur noch ein ordentliches Ding verpassen, ihm das Handgelenk verdrehen, bis er die Pistole fallen ließ, und rums, war alles geregelt.
    Als er das bei ein paar Bieren erzählte, hörte es sich an wie ein Kinderspiel. Wenn man aber das nackte, kalte Metall an der Wange spürt, sieht die Sache ein bisschen anders aus.
    Doch mir blieb kaum eine andere Wahl, denn diese Typen würden mich nicht rauslassen – es sei denn, in kleine Stücke zerhackt.
    Als er mich schubsen wollte, reagierte ich, schlug mit den Unterarm seinen Ellbogen weg und knallte ihm gleichzeitig die Faust auf die Leber.
    Genau wie der SAS-Mann vorhergesagt hatte, erwischte ich J-Boy vollkommen unvorbereitet. Ein Schuss löste sich und hallte ohrenbetäubend in der Küche wider. Einen Moment lang waren wir alle taub, während die Kugel erst von der Decke und dann vom Boden abprallte. Der Bursche mit der Knarre heulte vor Schmerz auf, die anderen drei warfen sich instinktiv zu Boden. Das verschaffte mir ein paar Sekunden Luft. Ich packte ihn am Handgelenk und drückte den Lauf weg, dann schlug ich ihn zwei-, dreimal ins Gesicht und versuchte dabei, sein Handgelenk zu verdrehen. Aber der Typ gab nicht einfach auf, er hielt die Waffe fest umklammert, und so tanzten wir einen engen, keuchenden Walzer durch die Küche. Er versuchte, die Pistole wieder auf mich zu richten, um mich abknallen zu können, und ich mühte mich verzweifelt, dass sie bloß irgendwo anders hinzielte.
    Inzwischen hatten sich die übrigen drei berappelt, und der mit dem Beil stürmte mit weit ausholenden Schritten auf mich zu. Sein Mund öffnete sich zu einem wilden Schrei, den ich allerdings nicht hören konnte, und auf seinem Gesicht schillerte die pure Mordlust. Hinter ihm stürzte auch Grimes mit ausgestrecktem Messer los, während Mitchell

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