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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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wie ein Kobold über den Tisch sprang. Er grinste irre, und seine blutunterlaufenen Augen traten wie Billardkugeln aus den Höhlen.
    Die Knarre ging ein zweites Mal los, die Kugel rasierte fast Mitchells Schädel, ehe sie hinter ihm in die Wand schlug. Mitchell verschwand ganz schnell wieder unter dem Tisch. Mr. Hackebeil und Grimes blieben so abrupt stehen wie Actionfiguren bei einem Computerspielabsturz.
    Ich nutzte die Verwirrung, knallte meinem Tanzpartner mit einem klassischen Karateschlag die Handkante unter die Nase und trat ihm, als er nach hinten torkelte, mit voller Wucht in die Eier.
    Endlich ließ er die Pistole los und fiel nach vorn auf die Knie. Doch Mr. Hackebeil hatte sich inzwischen von seinem Schock erholt und war fast an mir dran, so dass ich nach hinten wegtauchen musste, um seinem Schlag zu entgehen. Ich landete hart auf den Schulterblättern, aber ich hatte jetzt die Pistole. Ich schwang sie herum, packte sie mit beiden Händen und richtete sie auf ihn. Er hatte das Beil schon wieder erhoben und kam wie in Zeitlupe auf mich zu.
    Ich reagierte instinktiv. Ich traf keine bewusste Entscheidung, ich schoss einfach. Dreimal, ohne innezuhalten, bis mir die Ohren klingelten.
    Die erste Kugel traf ihn in den Oberschenkel, riss beim Austreten ein fettes Stück Fleisch heraus und wirbelte ihn so brutal herum, dass ihn die zweite am Arsch erwischte. Wo die dritte einschlug, konnte ich nicht sehen, wohl aber, dass Grimes wie ein nasser Sack zu Boden ging. Im selben Moment ließ Mr. Hackebeil sein Beil fallen, das auf das versiffte Linoleum polterte, und packte sein verwundetes Bein mit einem tierischen Schrei, der meine Taubheit durchdrang. Er torkelte vorwärts, wollte sich auf mich stürzen, deshalb verpasste ich ihm noch eine, diesmal übers Knie des anderen Beines. Nun ging er endlich zu Boden, wo er hart aufschlug.
    »Keiner bewegt sich«, brüllte ich und schwang die Pistole in weitem Bogen herum.
    Grimes lag am Boden und hielt sich den Bauch, dort hatte ich ihn wohl erwischt, Mr. Hackebeil umklammerte seine Beine. J-Boy mit der Yankees-Mütze hatte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht halb aufgerichtet. Eine Hand presste er auf die Eier, mit der anderen machte er eine Geste, als wolle er um Gnade betteln.
    Ich richtete die Pistole auf Mitchell, der erneut abgetaucht war und nun mit erhobenen Händen wieder hochkam. Er wirkte jetzt ziemlich nüchtern, und sein Messer war nirgends mehr zu sehen. »Okay, okay, Mon, okay. Ganz cool bleiben.«
    Immer noch schwer atmend stand ich auf und bewegte mich so, dass ich alle im Blick hatte. Mein Herz raste wie verrückt, als mir langsam dämmerte, was ich soeben getan hatte. Ich war bisher im Dienst ohne einen einzigen Schuss ausgekommen, doch nun hatte ich die Linie überschritten, und es gab kein Zurück mehr.
    »Ich bin kein Bulle, kapiert?«, schrie ich Mitchell an. »Kein verfickter Bulle, ist das klar? Hast du das begriffen?«
    »Sicher, na sicher, Mon.«
    Ich hob die Tasche auf. »Ich werde jetzt da rausgehen, und von mir aus war’s das. Ihr habt eure Kohle, ich hab meine Knarren, wir alle haben, was wir wollten, und sind glücklich und zufrieden. Kapiert?«
    »Klar doch, sicher doch, Mon.«
    »Er’s ’n Bulle«, gurgelte Grimes zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. So wie sich die Agonie auf seinem Gesicht spiegelte, tat er mir fast leid.
    »Halt endlich deine verfickte Klappe, du Arschloch«, schrie Mitchell ihn an.
    Langsam, die Waffe immer noch erhoben, zog ich mich zurück. Sobald ich aus der Küche war, stopfte ich die Pistole in den Hosenbund und rannte los. Ich entriegelte die Tür und spürte eine unbeschreibliche Welle der Erleichterung, als ich endlich auf der Straße stand.
    Ich rannte die Strecke bis zum Wagen und sah dabei auf die Uhr. Acht Minuten. Länger hatte das Ganze nicht gedauert. Aber mein Leben hatte sich unwiderruflich geändert.
    »Was war da drin los?«, wollte Tommy wissen, als ich die Beifahrertür aufriss und hineinhechtete. Ich schleuderte die Tasche auf den Rücksitz und hätte fast Tommy Junior erwischt.
    »Fahr einfach.«
    Der Motor lief, und Tommy raste mit quietschenden Reifen davon. »Hey, rede mit mir«, sagte er, als er stadteinwärts in die Barking Road einbog. »Was war da drin los?«
    »Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit«, stieß ich schließlich hervor, immer noch randvoll mit Adrenalin. »Ich habe die Waffen, aber einer von denen hat behauptet, ich sei ein Undercover-Bulle, da sind die Dinge ein

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