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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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nie wirklich zugegeben, dass sie sich mit jemandem trifft. Aber ich spürte es. Wir sind ein paarmal ausgegangen, und die Anzeichen waren eindeutig. Die Art, wie sie sich über eine SMS freute, oder kurz verschwand, um zu telefonieren. Ich habe sie gefragt – sie sagte, es seien nur Freunde.« Sie sah Tina an. »Aber ich wusste, dass ein Mann dahintersteckte. Und ich nahm an, er war verheiratet. Sie wusste, ich würde das nicht gutheißen, weil ich selbst schon einmal eine solche Affäre hatte und mir böse die Finger verbrannt habe. Und Dad? Tja, ich schätze, er wäre stinksauer gewesen.«
    »Also haben Sie keine Ahnung, wer es gewesen sein könnte.«
    Derval schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin mir bloß absolut sicher, dass es jemanden gab.«
    »Und Sie sind auch sicher, dass Roisín nicht mit Ihrem Vater darüber gesprochen hätte?«
    »Möglich wäre es«, erwiderte Derval zurückhaltend. »Immerhin standen sie sich sehr nahe.« Sie legte die Stirn in Falten. »Glauben Sie ernsthaft, jemand hat Dad ermordet, um einen heimlichen Liebhaber von Roisín zu schützen? Das ist doch einfach undenkbar.«
    Und das war das Problem. Es war völlig undenkbar. Aber andererseits war so vieles, was heute geschehen war, heute Morgen noch völlig undenkbar gewesen, und trotzdem war es geschehen. »Wir verfolgen nur jede erdenkliche Spur«, sagte Tina und war sich bewusst, wie phrasenhaft ihre Antwort klang.
    Derval schaute von einem zum anderen. »Ich will, dass das ein Ende hat. Ich will wissen, dass meiner Schwester und unserem Vater Gerechtigkeit widerfährt, und ich will vor allem wissen, dass der richtige Täter verhaftet worden ist, und dass Sie ihn wieder einfangen.«
    »Wir tun alles, was in unserer Macht steht«, bemerkte Grier.
    »Das sagen Sie die ganze Zeit. Aber tun Sie das wirklich? Ich leide auch ohne Ihre rätselhaften Aussagen schon genug.« Sie wurde wieder lauter und drohte jeden Moment, erneut in Tränen auszubrechen.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Tina, wie Grier aufstand. Sie erhob sich ebenfalls, ging zu Derval und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich verspreche Ihnen, dass es Gerechtigkeit geben wird, Derval. Ich werde Sie persönlich über Andrew Kent auf dem Laufenden halten. Sie haben mein Wort darauf.«
    »Glauben Sie, dass mit dem Tod meines Vaters etwas nicht stimmt?«
    »Ja, das ist durchaus möglich«, erwiderte Tina widerstrebend.
    Dervals Züge erstarrten, ihre Wangen wirkten plötzlich eingefallen. »Oh mein Gott, nach all dem, was schon …«
    »Es muss nicht so sein. Bedenken Sie das immer. Wir versuchen nur, nichts zu übersehen. Und deshalb muss ich mir jetzt die CCTV-Aufzeichnungen von der Kamera am Tor anschauen. Ich glaube nicht, dass uns das weiterbringt, aber wir müssen sichergehen.«
    Derval nickte und führte sie ins Arbeitszimmer ihres Vaters, wo sie den PC hochfuhr und die Datei mit den Aufzeichnungen vom Vortag öffnete. Doch Tina hatte Recht. Die Bilder zeigten nichts Verdächtiges, was auch zu erwarten gewesen war. Wenn tatsächlich jemand Kevin O’Neill in seinem eigenen Haus ermordet hatte, war er gewiss nicht so dumm, sich dabei filmen zu lassen.
    Aber es bedeutete auch, dass sie mit leeren Händen dastanden. Sie dankten Derval, sie empfangen zu haben, und Tina bekräftigte ihr Versprechen, sie auf dem Laufenden zu halten. Zum Schluss ließ sie sich die Nummer des Arztes geben, der den Totenschein ausgestellt hatte.
    Als sie durch das Tor des Neill’schen Anwesen fuhren, fragte Grier, ob sie nun für heute fertig seien.
    »Demnächst.«
    Grier runzelte die Stirn. »Ach? Was müssen wir denn jetzt noch machen?«
    »Zuerst will ich den Arzt anrufen. Wir brauchen einen Todeszeitpunkt. Dann haben wir etwas, womit wir arbeiten können.«
    Als sie die Kreuzung erreichten, an der die Privatstraße wieder auf die A404 nach London traf, hielt Tina den Wagen an. Sie war frustriert. Sie tappten noch immer im Dunkeln, und sie merkte, wie Grier langsam aber sicher das Interesse an ihren Theorien verlor – falls er je welches besessen hatte.
    »Wo wollen Sie denn jetzt hin?«, fragte er, als sie die Fahrertür öffnete.
    Sie zeigte auf die CCTV-Kamera, die halb von einer Eiche verborgen auf der Spitze eines Metallmastes montiert war. Tina hatte sie schon auf dem Hinweg bemerkt. Sie deckte die Einfahrt in die Sackgasse ab, und jedes Fahrzeug, das hineinfuhr oder herauskam, musste von ihr erfasst werden. Unterhalb der Kamera hing das Schild einer Sicherheitsfirma, die

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