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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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gab mir etwas Hoffnung.
    Schließlich hörte ich, dass er den Riegel beiseiteschob. Ich wich einen Schritt zurück und hielt mich am Geländer fest, während er die Tür öffnete. Im schwachen Schein des Mondes, der durch die Eingangstür fiel, konnte ich erkennen, dass auf seiner Stirn Schweißtropfen standen.
    Er bemerkte mein Messer und sagte, ich solle es loslassen.
    »Nicht ums Verrecken. Jemand hat gerade versucht, mich zu töten, und wahrscheinlich treibt er sich noch irgendwo hier herum. Und ich bin nicht einmal hundertprozentig sicher, dass es nicht du gewesen bist. Immerhin wirkst du ziemlich außer Atem.«
    »Mann, ich hab gerade ein scheißtiefes Loch gegraben, Natürlich bin ich außer Atem.«
    »Aber deine Sig hast du behalten.«
    »Aus der ist nicht geschossen worden, warum also sollte ich sie verschwinden lassen?«
    »Und du siehst, ich habe mein Messer auch nicht benutzt. Aber ich bin wie du. Ich brauche etwas, um mich zu verteidigen.«
    Er leckte sich die Lippen und nickte. »Von mir aus. Aber wir müssen Lee finden.«
    »Und Kent. Denn den wollte dein Kunde doch abholen. Oder nicht?«
    Wieder nickte er, wirkte aber verunsichert.
    »Wer ist dein Kunde, Tyrone?«
    »Kann ich dir nicht sagen.«
    »Damit kommst du jetzt nicht mehr durch, Ty. Jetzt sind deine Leute tot, und ich will wissen, mit wem wir es zu tun haben.«
    Er sah sich nervös um. »Okay, aber erst finden wir mein Mädchen. Sie muss hier irgendwo sein.«
    »Woher willst du wissen, dass sie nicht hinter dem Ganzen steckt?«
    Seine Miene verfinsterte sich, und er kam eine Stufe die Treppe herunter und schob sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an meines heran. »Weil sie mich liebt, Sean. Kapiert? Sie hat mich immer geliebt und wird mich immer lieben. Also sei vorsichtig. Sag so was nie wieder, oder ich mach dich fertig. Kapiert?«
    Ich hielt seinem Blick stand, um ihm klarzumachen, dass mich seine harte Tour nicht mehr beeindruckte. Einem wie Tyrone Wolfe sollte man definitiv nicht in die Quere kommen, aber zum ersten Mal fragte ich mich, ob er sich seine große Klappe wirklich leisten konnte. Und was Lee anging, war ich keineswegs überzeugt. Auch wenn ich bisher nur begrenzt Einblick in die Psyche von hart kämpfenden Thai-Girls hatte, glaubte ich zu wissen, dass sie kaum Skrupel kannten und am Ende nur an sich dachten. Und die meisten Männer, die ihrer oberflächlichen Anmut verfielen, hatten in ihrer Naivität dafür keinen Blick. Wolfe passte zu dieser Kategorie. Aber ich wollte mich deshalb nicht mit ihm streiten.
    »Sicher doch«, erwiderte ich stattdessen. »Du gehst vor.«
    Einen Augenblick lang funkelte er mich mit bebenden Nasenflügeln an, dann drehte er sich zur Tür um.
    In diesem Moment packte ich ihn von hinten am Kragen seines Overalls, riss ihn zurück und setzte ihm das Messer an die Kehle. »Keine Bewegung«, flüsterte ich ihm ins Ohr. Er versuchte, die Hand mit der Pistole herumzuschwenken, um auf mich zielen zu können, aber weil ich zu dicht an ihm dran war, fand er keinen Winkel. »Ich will dir nichts antun«, fuhr ich fort. »Ich will nur wissen, wer dein Kunde ist. Dann nehme ich das Messer weg, und wir können uns unterhalten.«
    »Fick dich«, zischte er, aber seine Stimme zitterte.
    Ich verstärkte den Druck der Klinge, ich wollte zwar kein Blut provozieren, doch wenn es sein musste … Immerhin hatte das Schwein meinen Bruder ermordet.
    »Dafür bring ich dich um«, flüsterte er heiser.
    »Sag’s mir einfach.«
    Da ließ er die vorerst größte Bombe platzen: »Ich weiß es nicht.«

SECHSUNDDREISSIG
    »Was zum Teufel meinst du damit?«, fragte ich ungläubig und verstärkte noch einmal den Druck der Klinge.
    »Genau das, was ich sage. Ich kenn seinen Namen nicht. Ich kenn ihn nur als Alpha. Und wärst du jetzt so freundlich, dein Scheißmesser wegzunehmen?«
    Ich überlegte kurz, ihm zu sagen, er solle mir seine Pistole geben, ließ es jedoch bleiben. »Solange du mir versprichst, mir keine Kugel zu verpassen und endlich meine Fragen zu beantworten.«
    »Schon gut, aber ich muss Lee finden. Sie ist irgendwo allein da draußen.«
    »Ich bin ja bereit, dir zu helfen. Wenn wir vorher ein paar Sachen klären.« Ich zog das Messer ein bisschen zurück, behielt es aber immer noch in Reichweite seiner Schlagader und ließ ihn auch nicht los. »Zuerst will ich wissen, woher du diesen Alpha kennst.«
    Wolfe atmete tief durch und begann zu reden. »Er arbeitet im Auftrag von ein paar Leuten, von denen wir Heroin

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