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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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und Koks importiert haben. Ab und zu ruft er an und gibt uns Anweisungen, wann und wo ein Deal abläuft. Außerdem warnt er uns, wenn er denkt, dass wir observiert werden.«
    »Ist er ein Bulle?«
    »Ganz ehrlich: Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Ich weiß überhaupt nichts über ihn. Wir haben immer nur telefoniert. Aber er ist jedes Mal bestens informiert, und auf ihn ist Verlass. Darum hab ich mir auch keine Gedanken gemacht, als er letzte Woche anrief und sagte, wir sollen jemanden aus Polizeigewahrsam befreien. Außerdem wollte er eine Menge Geld dafür hinblättern.«
    »Wann genau letzte Woche war das?«
    »Freitag, glaub ich.«
    »Andrew Kent wurde erst gestern geschnappt.«
    Er verdrehte den Nacken und warf mir ein misstrauisch-wütenden Blick zu. »Woher weißt du das? Von mir nicht.«
    »Von Tommy«, log ich. »Und frag nicht, woher er es hat, denn er hat es mir nicht gesagt. Jedenfalls hat Alpha dich angeheuert, jemanden zu befreien, der noch nicht einmal festgenommen war. Das ist doch völlig unlogisch.«
    »So war’s aber. Und er wollte richtig was springenlassen. Eine halbe Million. Er schickte mir den Schlüssel zu einem Schließfach, und da lagen hundert Riesen drin. Er nannte das ein herzliches Willkommen, um den Deal zu besiegeln. Clarence hat trotzdem gezögert, weil wir so etwas noch nie gemacht haben, aber ich wollte es durchziehen.«
    »Das glaube ich nicht. Ich dachte, du bist die Vorsicht in Person.«
    »Ich hielt es für koscher. Und versuch mal, so einen Batzen Geld auszuschlagen, wenn er vor deiner Nase liegt. Das ist nicht einfach. Alpha hat uns alle Einzelheiten erklärt, mit Ausnahme des Namens. Er meinte, das würde er uns später sagen. In der Zwischenzeit sollten wir alles vorbereiten.«
    »Wer hat dieses Haus hier klargemacht?«
    »Er. Die Anweisung lautete, Kent herzubringen, ihn im Keller zu verstauen und zu warten, bis Alpha auftaucht. Bei der Geldübergabe sollten wir ihm zum ersten Mal überhaupt begegnen.«
    »Hast du ihn gefragt, warum er Kent haben wollte?«
    »Er sagte, das bräuchte ich nicht zu wissen.«
    »Das heißt, die ganze Geschichte, ein Verwandter von einem der Opfer habe euch beauftragt, war Bockmist?«
    Er nickte.
    »Und du hast keinen Verdacht geschöpft, es könnte sich um eine Falle handeln?«
    »Wir wurden bezahlt, das Ding durchzuziehen, und fertig. Es gab überhaupt keinen Grund, warum er uns nicht das restliche Geld auszahlen sollte.«
    Ich seufzte. Wolfe hatte Recht. Das Problem war nur, dass das nicht der Fall sein würde. Stattdessen wollte der Auftraggeber jeden, der mit Kents Entführung zu tun hatte, ins Gras beißen lassen.
    Verwirrt und erschöpft lockerte ich meinen Griff und trat einen Schritt zurück. Er drehte sich zu mir um, machte ein ziemliches Gewese darum, sich den Hals zu reiben und funkelte mich böse an: »Wenn wir hier rauskommen, Bürschchen …«
    »Wenn wir hier rauskommen, Wolfe, sind wir quitt. Aber erst mal müssen wir hier rauskommen.«
    »Mit Lee.«
    Ich nickte, denn zunächst blieb mir nichts weiter übrig, als davon auszugehen, dass sie unschuldig war, und wenn sie es war, stand ich tief in ihrer Schuld.
    »Mit Lee«, bekräftigte ich.
    »Komm mit«, sagte er. »Und halt mir diesmal den Rücken frei.«
    Ich folgte ihm in die dunkle Diele, wo er stehen blieb und sich umsah. »Sie kann nicht weit sein«, flüsterte er, ehe er laut ihren Namen rief, der im ganzen Haus widerhallte.
    Keine Antwort.
    »Vielleicht ist sie irgendwo draußen«, sagte ich. »Sie könnte versucht haben zu fliehen.«
    »Vielleicht wärst du besser bei ihr geblieben, Arschloch.«
    Ich wollte etwas einwenden, ließ es jedoch sein. Es war egal, was Wolfe dachte. Sobald wir dies hier hinter uns hatten, würde ich ihn mit Hilfe des Mitschnitts in meiner Uhr verhaften lassen. Und ich würde dafür sorgen, dass er erfuhr, wer ihn ans Messer geliefert hatte.
    Das Geräusch war schwach, aber gerade noch wahrnehmbar, und es kam von irgendwo aus dem ersten Stock.
    Wie hielten beide den Atem an und lauschten. Beim zweiten Mal klang es, als würde etwas bewegt.
    Wolfe rief wieder nach Lee. Und erhielt wieder keine Antwort.
    »Weißt du, wie oben die Zimmer verlaufen?«, fragte ich ihn leise.
    Er nickte. »Ja. Clarence und ich waren vor ein paar Tagen da, um uns das Haus anzusehen. Da oben gibt es ungefähr ein Dutzend leerer Zimmer, aber an vielen Stellen sind die Böden schon ziemlich morsch, man muss aufpassen, wo man hintritt. Glaubst du, die Geräusche

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