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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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ich zurück. »Aber im Gegensatz zu dir beklage ich mich nicht.«
    Haddocks Augen verengten sich zu Schlitzen, und er funkelte mich mit einer geradezu theatralischen Wut an. Die beiden anderen dagegen lachten. »Locker bleiben, Clarence«, sagte Wolfe und stand auf. »Komm mit, Sean, ich schätze, du, ich und Clarence sollten ein bisschen spazieren gehen.«
    Ich konnte mir zahllose Gründe vorstellen, das nicht zu tun, aber wenn ich mich weigerte, war die Operation tot, noch bevor sie recht begonnen hatte. Ich warf Tommy einen Blick zu, der mir zunickte, dass alles in Ordnung sei. Obwohl er ein Gangster und Berufsverbrecher war, hatte Tommy etwas an sich, das mir unbewusst Vertrauen einflößte. Vielleicht lag es an seiner väterlichen Art. Deshalb glaubte ich ihm.
    Wolfe ging voran, und ich folgte ihm zur Tür hinaus. Haddock drängte sich hinter mich, er blieb dicht an mir dran, ich spürte seinen Atem. Ich zuckte kurz zusammen, da mir der Gedanke, so verwundbar zu sein, nicht gefiel, wusste aber, dass ich keine Furcht zeigen durfte, und riss mich zusammen.
    Wir passierten einen schmalen Flur und betraten den Nachtclub, einen ebenfalls fensterlosen, spärlich beleuchteten Kubus, dessen Nischen mit Tischen und Stühlen vollgepfropft waren, die an eine Tanzfläche und eine kleine Bühne heranreichten. Das Dekor war schäbig und abgewetzt, die beiden Chromstangen in der Mitte der Bühne sahen aus, als wären sie zuletzt vor zwanzig Jahren poliert worden.
    »Warst du schon mal verheiratet, Sean?«, fragte Wolfe, ohne sich zu mir umzudrehen, während wir im Gänsemarsch den Club durchquerten.
    »Nein.«
    »Schon mal gesessen?«
    »Ja.«
    »Und wie lange?«
    »Sieben Jahre.«
    »Wo denn?«
    »Erst Parkhurst, dann Ford.«
    Die Fragen kamen schnell und präzise, aber immer wie beiläufig, als würden ihn die Antworten nicht wirklich interessieren. Natürlich wollte Wolfe meine Legende testen, während wir langsam unsere Runden um die Tanzfläche drehten. In welchem Flügel in Parkhurst? Wen kannte ich in Ford? Hatte ich Kinder? Wann wurde ich entlassen? Kannte ich den und den? Wo war ich aufgewachsen? Hoffte er, mich bei einem Fehler zu ertappen?
    Aber ich hatte meine Rolle perfekt einstudiert, bis hinunter zum kleinsten Detail. Tat man das nicht, war man tot. Diese Prozedur musste man bei Operationen durchziehen, und je weiter oben in der Gangsterhierarchie die Zielperson stand, desto schärfer das Verhör. Ich beantwortete alles. Ohne zu meckern. Und, noch wichtiger, ohne zu zögern.
    Ich benutzte einen alten Decknamen, den ich vor einigen Jahren schon einmal gebraucht hatte, als ich für die SOCA im Einsatz war. Ich nannte mich Sean Tatelli und gab vor, ein Ex-Knacki aus Coventry zu sein, der in den Neunzigern wegen Drogenhandel, illegalem Waffenbesitz und versuchtem Polizistenmord sieben Jahre bekommen hatte. Jeder, der genauer nachforschte, würde herausfinden, dass Sean Tatelli tatsächlich sieben Jahre erst in Parkhurst und dann in Ford Open eingesessen hatte, und dass sein Komplize ein Gangster aus den Midlands namens Alan »Hocus« Pocus gewesen war, der wegen Drogendelikten zu fünf Jahren verurteilt wurde.
    Das war natürlich alles frei erfunden. Die SOCA hatte die ganze Geschichte entwickelt, in alle wichtigen Datenbanken, darunter auch den Nationalen Polizeicomputer, eingespeist und mit einem Programm versehen, das meldete, wenn jemand auf die Information zugriff. Und Hocus mochte einmal ein koscherer Gangster gewesen sein, der seine Zeit abgesessen hatte, gegenwärtig jedoch war er ein Polizeispitzel, dem man eingebleut hatte, über mich nur das Beste zu erzählen.
    Wolfe blieb schließlich auf einer Treppe stehen, die hinunter zur Bühne führte, und wandte sich zu mir um. Seine harten Züge glitzerten im rosafarbenen, fluoreszierenden Schein einer Bühnenlampe. »Schon mal wen abgeknallt, Sean?«, fragte er und fixierte mich mit seinem schielenden Auge.
    Langsam fühlte ich mich extrem unwohl. Es war still im Club, und ich befand mich eingezwängt zwischen dem Geländer und einer Reihe von Tischen und Stühlen, zwischen Wolfe vor und Haddock hinter mir. Doch wenn man in die Enge getrieben wird, muss man reagieren wie ein Tier: angreifen. Und das tat ich. »Nun mach mal halblang, für jemanden, den ich nicht kenne, wirst du mir ein bisschen zu persönlich. Warum sagst du mir nicht endlich, wer du bist und warum ich deine Fragen beantworten sollte. Denn bis jetzt ist von dir noch gar nichts gekommen.«

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