Intelligenzquotient 10000
schob einen vollbeladenen Handkarren in die Richtung des Lagerraums.
Gloge blickte ihm versteckt durch einen Spalt zwischen den Kisten entgegen. Er war viel nervöser als bei Barbara. Vince Strather war auch nicht gerade die Versuchsperson, die er selbst gewählt hätte – der junge Mann brauste ihm zu leicht auf und war zu mißtrauisch. Aber die Tatsache, daß er Barbaras Freund war und sie einen großen Teil ihrer Freizeit miteinander verbrachten, schien Gloge günstig für die Entwicklung des Experiments zu sein.
Er schob die Hand unter seinen Labormantel zur Injektionspistole und trat schnell auf den Gang heraus, auf Strather zu. Doch noch während er auf den Abzug drückte, wurde ihm klar, daß seine Nervosität ihn verraten hatte. Als das Serum mit einer Geschwindigkeit von tausend Meilen pro Stunde herausspritzte, stand er noch um mehr als einen halben Meter weit von Strather entfernt. Die Ladung hatte deshalb Zeit zu streuen. Sie traf Strather oberhalb des Schulterblatts und schlug schmerzhaft durch seine Haut. Strather mußte es wie ein heftiger Hieb vorgekommen sein. Er schrie auf und sprang automatisch zur Seite, ehe er zitternd wie im Schock stehenblieb – lange genug, um Gloge Gelegenheit zu geben, die Pistole zurückzustecken.
Aber dann wirbelte der Laborant herum. Er packte Gloge wütend am Arm und schüttelte ihn. »Womit haben Sie mich geschlagen? Wer sind Sie überhaupt, Sie – Sie …«
Gloge war zu Tode erschrocken. Er versuchte, sich aus Strathers schmerzendem Griff zu lösen. »Ich – ich weiß nicht, wovon Sie reden«, stammelte er. Er hielt inne, als er bemerkte, daß der junge Mann über seine Schulter starrte und sein Griff sich lockerte. Er konnte sich befreien und drehte sich um. Sein Schrecken wuchs, als er Hammond erkannte, der auf sie zugeeilt kam. Gloge hoffte nur, daß er noch nicht in der Nähe gewesen war, als er das Serum abgeschossen hatte.
»Dr. Gloge, was geht hier vor?« erkundigte Hammond sich, als er heran war.
»Doktor!« stieß Vincent Strather erstaunt hervor.
Gloge erwiderte scheinbar indigniert: »Dieser junge Mann steht offenbar unter dem Eindruck, ich hätte ihm einen Schlag versetzt. Es ist wohl unnötig zu versichern, daß ich nichts Derartiges getan habe und mir nicht erklären kann, wie er auf eine solche Idee verfallen ist.« Er starrte Strather mit zusammengezogenen Brauen an. Der Fotolaborant blickte unsicher von einem zum andern. Hammonds Gegenwart machte ihn sichtlich verlegen, genau wie Gloges Doktortitel, aber der Ärger wühlte immer noch in ihm. Verbissen brummte er: »Etwas hat mich jedenfalls geschlagen. Ich hab’s schließlich gespürt. Als ich mich umdrehte, stand er da. Da nahm ich natürlich an, daß er es gewesen war.«
»Ich bin an Ihnen vorbeigegangen«, berichtigte ihn Gloge. »Sie haben etwas gerufen, deshalb bin ich stehengeblieben.« Er zuckte die Schultern und lächelte. »Das war alles, was ich tat. Ich wüßte nicht, weshalb ich Sie hätte schlagen sollen.«
Mißmutig murmelte Strather. »Ich habe mich wohl getäuscht.« Er schob seinen Karren zum Lagerraum.
»Ich bin auf dem Weg zu Ihrem Büro, Doktor«, erklärte Hammond. »Sie waren doch gewiß ebenfalls dorthin unterwegs?«
»Ja, ja.« Gloge trippelte neben dem viel größeren Mann her. Ob er etwas gesehen hat? fragte er sich.
»Ich bin nicht im Auftrag Präsident Sloans, noch des Verwaltungsrats hier, Dr. Gloge, sondern weil ich offen mit Ihnen sprechen möchte, ehe es soweit kommt.«
»Gab es Beschwerden?« fragte Dr. Gloge leise.
Hammond nickte. »Das dürfte Sie wohl nicht überraschen. Sie wurden in den letzten Monaten mehrmals gebeten, bei Ihren Berichten spezifischer zu sein und auf Einzelheiten einzugehen. Man vermutet, daß Ihr Projekt unzufriedenstellend verläuft.«
»Das ist eine ungerechtfertigte Beschuldigung!« fuhr Gloge auf.
Hammond blickte ihn an. »Bis jetzt wurde sie noch nicht laut geäußert. Aber deshalb bin ich hier. Sie haben seit sechs Monaten keine positiven Ergebnisse mehr gemeldet.«
»Es hat natürlich Rückschläge gegeben, aber das war bei den Beschränkungen des Projekts zu erwarten.«
»Beschränkungen? Was wollen Sie damit sagen?«
»Nun, daß meine Versuche auf die niedrigste, unkomplizierteste tierische Lebensform beschränkt sind.«
»Das ist eine Beschränkung, die Sie sich selbst auferlegten«, erinnerte ihn Hammond sanft.
»Ja, natürlich. Aber die Ergebnisse sind deshalb eben von keinem großen Wert. Die Tatsache, daß
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