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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ausgestreckt, wie er nur konnte, und seine gespreizten Finger durchkämmten verträumt die Luft. Er schien in Trance zu sein, als versuchte er, übernatürliche Impressionen aus dem Äther zu fischen.
    Er war ein großer Mann. Eins fünfundachtzig, vielleicht noch größer. Muskulös. Schmale Hüfte, gewaltige Schultern. Seine Jeansjacke spannte sich straff um seinen breiten Rücken.
    Sein Haar war dicht und braun und an seinem bulligen Nakken ordentlich geschnitten, doch sein Gesicht konnte Chyna nicht sehen. Sie hoffte, es nie zu sehen.
    Seine tastenden, blutverschmierten Finger schienen vernichtend kräftig zu sein. Er wäre imstande, sie mit einer Hand zu erwürgen.
    »Komm zu mir«, murmelte er.
    Obwohl er flüsterte, hatte seine rauhe Stimme ein Timbre und eine Macht, die geradezu magnetisch wirkten.
    »Komm zu mir.«
    Er schien nicht zu einer Vision zu sprechen, die nur er sehen konnte, sondern zu Chyna , als wären seine Sinne so scharf, daß er sie lediglich aufgrund der Bewegung der Luft entdeckt hatte, die sie verdrängt hatte, als sie geräuschlos über die Schwelle getreten war.
    Dann sah sie die Spinne. Sie baumelte etwa dreißig Zentimeter über der ausgestreckten Hand des Mörders an einem hauchdünnen Faden von der Decke.
    »Bitte.«
    Als würde sie auf das Flehen des Mannes reagieren, sponn die Spinne ihren Faden und kam hinab.
    Der Mörder griff nicht mehr nach ihr, sondern hielt ihr seine Handfläche hin. »Meine Kleine«, flüsterte er.
    Die fette, schwarze Spinne senkte sich gehorsam auf die große, offene Handfläche.
    Der Mörder führte seine Hand zum Mund und legte den Kopf leicht zurück. Entweder zerbiß er die Spinne und aß sie – oder er schluckte sie lebendig herunter.
    Er stand reglos da und genoß seine Mahlzeit.
    Schließlich schritt er, ohne einen Blick zurückzuwerfen, zum Treppenabsatz zu ihrer Rechten, auf halber Höhe des Gangs, und ging so schnell und fast so leise wie eine Spinne zum Erdgeschoß hinab.
    Chyna erschauerte, unglaublich überrascht, noch am Leben zu sein.

KAPITEL 2
    Das Haus war angefüllt mit atemberaubender Stille, so wie ein Staudamm das Wasser zurückhielt, aufgeladen mit immenser potentieller Energie und einem gewaltigen Druck.
    Als Chyna den Mut fand, sich wieder zu bewegen, näherte sie sich vorsichtig dem oberen Ende der Treppe. Sie befürchtete, daß der Besucher nicht vollständig zum Erdgeschoß hinabgestiegen war, daß er mit ihr spielte, knapp außerhalb ihrer Sichtweite stand, lächelnd wartete. Er würde mit offenen Handflächen nach ihr greifen und Komm zu mir! sagen.
    Sie hielt den Atem an, riskierte ihre Enthüllung und schaute hinunter. Die Treppe führte hinab in die Dunkelheit der Diele. Sie konnte gerade eben ausmachen, daß er sich nicht dort unten befand.
    Soweit Chyna sehen konnte, brannte im Erdgeschoß kein Licht. Sie fragte sich, was er in dieser Dunkelheit tat, nur geleitet vom bleichen Mondschein an den Fenstern. Vielleicht lauerte er geduckt wie eine Spinne in einer Ecke, empfindlich für die schwächsten Veränderungen des Luftstroms, und träumte von einer leisen Pirsch und dem rasenden Reißen der Beute.
    Angefüllt mit Furcht vor dem, was sie finden würde, ging sie schnell an der Treppe vorbei auf das letzte Stück Korridor, zur nächsten geöffneten Tür und zweiten Quelle des bernsteinfarbenen Lichts. Sowohl mit der Furcht als auch mit dem, was sie finden würde, konnte sie fertig werden. Es war stets die Unkenntnis, das Abwenden von der Wahrheit, das die nächtlichen Schweißausbrüche und die schlechten Träume verursachte.
    Der Raum war kleiner als das Elternschlafzimmer, ohne Sitzecke. Ein Schreibtisch an der Wand. Ein Doppelbett. Ein Nachttisch mit einer Messinglampe, ein Schränkchen, eine
    Frisierkommode mit einem gepolsterten Hocker.
    Über dem Bett hing ein Poster: ein Porträt von Freud. Chyna verabscheute Freud. Aber Laura, reinen Herzens und idealistisch, klammerte sich in vielerlei Hinsicht an die Freudschen Theorien; sie hegte den Traum von einer schuldlosen Welt, in der jeder ein Opfer seiner schweren Vergangenheit war und sich nach Rehabilitation sehnte.
    Laura lag bäuchlings auf dem Bett, auf den Laken und Dekken. Ihre Hände waren mit Handschellen auf ihren Rücken gefesselt. Ein zweites Paar Handschellen sicherte ihre Knöchel.
    Diese beiden glänzenden Stahlfesseln waren mit einer Gliederkette verbunden.
    Man hatte ihr Gewalt angetan. Die Hosen ihres weiten blauen Schlafanzugs waren mit einer

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