Interregnum (Mundir) (German Edition)
antwortete sie.
Aiden schwieg.
Auf einem Tisch an der Seite lagen Päckchen mit Verpflegung aus, jeder schnappte sich eines, packte es in seinen Rucksack, füllte seinen Schlauch und wir marschierten zum Lagertor. Alya ging neben mir, hinter uns folgten die anderen in zwei Reihen.
Am Lagertor zeigte ich dem wachhabenden Offizier meinen Befehl, er schaute ihn kurz an, gab ihn zurück und winkte uns weiter.
„Wow, er hat ihn nicht mal gelesen“, bemerkte Alya leise neben mir.
„ Wie kommst du darauf?“
„ Seine Augen haben sich nicht über die Zeilen bewegt, du musst dich mehr auf Details konzentrieren.“
Ich schwieg.
„Du denkst mehr, als du siehst.“
„ Bitte?“
„ Du lebst meist mehr in dir, als in der richtigen Welt.“
„ Wer sagt, dass das hier die richtige Welt ist?“
„ Ach bitte, nicht schon wieder.“
Mir fiel ein, dass meine Kameraden noch hinter mir liefen, also ging ich nicht weiter darauf ein.
Sie war allerdings noch nicht fertig: „Versuch doch heute mal, nur aufzunehmen, nicht zu deuten, sieh einfach was du siehst.“
Ich nahm mir vor, das tatsächlich zu tun, denn ich merkte, dass sie recht hatte, ich dachte wirklich zu viel nach. Also schob ich meine Grübeleien zur Seite. Wir hatten bereits die Kreuzung erreicht, wo der kleine ungepflasterte, aber dafür umso ausgetretenere Weg vom Lager auf die große Straße traf. Der Befehl war nach Norden zu gehen, also nach links nach Talin hinein, hindurch und dann weiter Richtung Elfenwald.
Talin, ich war gespannt. Noch nie hatte ich eine Stadt gesehen, zumindest nicht in meinen Erinnerungen, ich hatte zwei Dörfer gesehen, doch noch keines so recht bei Licht. An Tarsted erinnerte ich mich nicht wirklich, ich war zu sehr durch den Wind gewesen, um recht etwas mitzubekommen. Und Tanensted hatte ich nur bei Nacht gesehen. Ich war neugierig, was trugen Städter für Kleidung, wie sahen ihre Häuser aus. Alles was ich kannte waren Zelte, Uniformen und Straßen.
Wir bogen also nach rechts ab, auf die Stadtmauer zu. Wir liefen dieses mal in enger Zweierreihe, in der Mitte der Straße. Es war nicht viel los, das wunderte mich, schließlich war Talin eine relativ große Stadt und trotzdem war die Straße so gut wie menschenleer. Vor uns liefen ein paar Leute. Sie drehten sich nicht nach uns um, sie schienen uns Soldaten gewöhnt zu sein. Logisch, in direkter Nachbarschaft zu einem Stützpunkt. Ich überdachte meinen Vorsatz, mehr meine Umgebung zu beobachten, als zu denken und riss mich zusammen.
Wir kamen auf das Stadttor zu. Die Mauer, die die Stadt umgab war etwa zehn Meter hoch, das Stadttor war wie ein Gebäude in der Stadtmauer. Über dem eigentlichen Tor war eine Plattform umgeben von Zinnen. Die Plattform war ungefähr auf Höhe der Mauer, dahinter ging noch eine weitere Mauer nach oben. Quasi eine Mauer auf der Mauer, links und rechts umsäumt von zwei Türmen, die insgesamt mächtige 20 Meter hoch waren. Die Mauer zwischen ihnen ging ungefähr halb so hoch. Ihr aufgesetzt war ein Gang aus Holz mit Schießscharten, der beide Türme verband.
Das Tor selber war ebenfalls gigantisch, es hatte zwei riesige Torflügel und war bestimmt halb so hoch wie die Mauer. Wir näherten uns den metallbeschlagenen Torflügeln, die Sonne stand schräg hinter uns, wir waren nicht im Schatten jenes mächtigen Bauwerkes und trotzdem fühlte man eine Beklemmung in sich aufsteigen.
„Talins Südtor. Es ist noch nie gefallen, es wurde aber auch noch nie angegriffen“, meinte Alya neben mir.
„ Keiner wäre so blöd es anzugreifen.“
„ Es ist in die Schwachstelle von Talin, Süd- und Westtor sind am schwächsten bewacht, verglichen mit der Ostseite. Der Fluss bietet einen natürlichen Schutz zum Osten hin, zusätzlich ist auf der anderen Seite ein Ausbildungsstützpunkt der Imperialen Marine. Er ist für sich nochmal ein Bollwerk. Dann ist das Osttor selber noch mal gewaltig.“
„ Und nach Norden?“
„ Gibt es kein Tor, nur das Osttor, dann nach Norden der Hafen, dann Wohnviertel, dann direkt der Weg am Fluss nach Norden. Außerdem welche Gefahr soll aus dem Norden schon kommen?“
„ Elfen?“, fragte ich.
Sie grinste „Wenn wir angreifen helfen euch eure Tore auch nicht mehr.“
„Soso.“
„ Wir sind ein friedliebendes Volk.“
„ Das habe ich gemerkt.“
„ Nur weil wir starke Soldaten haben, die kompromisslos vorgehen, heißt das nicht, dass wir nicht auch friedliebend sein können. Ich denke wir haben einfach
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