Intimer Betrug
lieben kannst.«
»Ich liebe dich wirklich, Grace. Mehr als nur ein bisschen. Mehr als mein Leben. Versprich mir, das nie zu vergessen.«
»Das werde …«, setzte sie an, endete jedoch mit einem Schrei, als sie von einer neuen Schmerzwelle erfasst wurde.
»Ich glaube … Caroline … sollte sich lieber … beeilen«, keuchte sie und sank gegen ihn, als der Schmerz nachließ.
»Grace?«
Er wandte sich zur Tür und sah Caroline auf der Türschwelle, die ihre Besorgnis mit einem Lächeln zu kaschieren versuchte.
»Linny! Ich glaube, mein Kind … hat beschlossen, lieber früher auf die Welt zu kommen … als später.«
»Ist schon gut. Bisher hat noch keine Mutter Einfluss darauf gehabt, wann ihr Kind zur Welt kommt.«
Caroline übernahm das Kommando. Sie wies Alice an, das Feuer zu schüren und Decken zu wärmen, in der Küche heißes Wasser bereitzuhalten und die Schwestern Ihrer Gnaden hochzubringen, sobald sie eintrafen.
Alice hastete aus dem Zimmer und verteilte Aufgaben an die Diener, die nur darauf warteten, zu Diensten zu sein.
»Sie gehen jetzt besser nach unten, Euer Gnaden«, wandte sie sich an Vincent. »Grace ist hier gut aufgehoben. Dafür sorgen wir alle.«
Vincent erhob sich von der Bettkante und ließ Graces Hand los. »Ich liebe dich, Grace«, sagte er und küsste sie noch einmal.
»Ich dich auch.«
Er entfernte sich einen Schritt von ihr und blieb dann stehen. »Du musst mir etwas versprechen, Grace.«
Sie sah ihn mit schmerzerfülltem Blick an.
»Versprich mir, mich nicht zu lange warten zu lassen. Ich glaube nicht, dass ich das überlebe.«
»Ich werde mein Möglichstes tun. Aber du musst mir auch etwas versprechen.«
»Was immer du willst.«
»Dass du dir keine Sorgen machst.«
Er versuchte ein Lächeln. »Ich werde mein Möglichstes tun«, antwortete er, obwohl er wusste, dass es nicht in ihrer Macht lag, die Versprechen zu halten, die sie sich eben gegeben hatten.
»Und pass auf … Adledge auf. Lass ihn … heute Abend keins von seinen Kindern verwetten. Mary war völlig aufgelöst … als sie erfuhr, dass sie Timothy … an Hansley verloren hatten.«
»Ich werde mein Möglichstes tun.«
Sie hatte gelogen.
Sie ließ ihn lange warten. Länger, als es seiner geistigen Gesundheit zuträglich war.
Alle sechs Schwäger von Grace waren bei ihm, hatten ihm in den vergangenen acht Stunden Gesellschaft geleistet. Sie hatten ihm beigestanden, als er den Behörden erklärte, was vorgefallen war. Danach hatten Hansley und Baldwin Germaines Leiche in sein Stadthaus gebracht, wo er aufgebahrt werden sollte.
Vincent sah nach Carver und wurde vom Arzt beruhigt, dass er mit genügend Ruhe wieder gesunden würde. Wenigstens in dieser Hinsicht beruhigt begab er sich zurück ins Arbeitszimmer, um sich wieder der endlosen Folter auszusetzen.
Er wusste, dass er Graces Schwägern dankbar sein sollte. Sie taten ihr Möglichstes, ihn zu beschäftigen, ihn zu zerstreuen und ihn in Gespräche über Themen zu verwickeln, die ihn interessierten. Aber nichts half. Er konnte an nichts anderes denken als an Grace, die in der Etage über ihnen litt.
Und wenn sie den Kampf nun verlor? Sie war so verdammt zierlich. Wie konnte er von ihr erwarten, dass sie sein Kind gebar? Und das auch noch mehr als einen Monat zu früh. Selbst er hatte Carolines besorgtes Gesicht gesehen, als sie ins Zimmer kam. Die Chancen, ein Kind gesund zur Welt zu bringen, standen viel schlechter, wenn es zu früh kam.
Verdammt! Er durfte sie nicht verlieren. Er konnte nicht ohne sie leben.
Er rieb sich den Nacken, schritt im Zimmer auf und ab und ignorierte Carmodys Versuch, ihn ins Gespräch einzubeziehen.Er konnte es nicht mehr ertragen. Wenn er nicht bald etwas hörte, würde er …
Er drehte sich um und blieb wie angewurzelt stehen, als Sarah den Raum betrat. Sie hielt die Hände verkrampft vor sich und hatte ein Lächeln aufgesetzt, das ihre Augen nicht ganz erreichte. Ihrem blassen Gesicht war ihre Besorgnis anzusehen. Doch der Optimismus, den er in ihrer Stimme hörte, ließ ihn hoffen, dass sie ihm keine schlechten Nachrichten brachte.
»Das Kind ist noch nicht da, Euer Gnaden. Aber Grace hat mich geschickt, um Ihnen zu sagen, dass sie sich sicher ist, dass es nicht mehr lange dauert.«
»Wie geht es ihr?«
Sarah setzte zu einem rosigen Bericht über Graces Zustand an, hielt jedoch inne, als würde ihr klar, dass nur die Wahrheit genügen würde. »Sie ist müde, Euer Gnaden.«
Vincent wurde
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