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Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schnarch
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ebenso komplex wie sexuelles Verlangen und ein weiteres Antriebsrad der ehelichen »Entwicklungsförderungsmaschine«. Intimität und sexuelles Verlangen bringen Sie dazu, ein stabileres und gleichzeitig flexibleres Selbst zu entwickeln. Die gestärkten Vier Aspekte der Balance , zu denen Sie durch adäquaten Umgang mit Intimitätsproblemen gelangen, erzeugen langfristig Stabilität und beständiges sexuelles Verlangen in Liebesbeziehungen.
    Paare, die bei mir Hilfe suchen, haben keinerlei Kenntnisse über dieses Wunder. Beispielsweise hatten Sharon und Thomas keine Vorstellung davon, dass ihre Frustration und Angst sowie ihr Kummer ihnen helfen konnten, an der Stärkung ihrer Beziehung und der Vertiefung ihrer Intimität zu arbeiten. Sie sahen nur die wachsende Kluft, die sich zwischen ihnen auftat und die ihre Ehe zu beenden drohte.
    Das Beispiel von Sharon und Thomas veranschaulicht, dass ein Partner in einer Hinsicht der verlangensstärkere und in einer anderen der verlangensschwächere sein kann. Sharon war hinsichtlich Intimität der verlangensstärkere und hinsichtlich Sex der verlangensschwächere Partner. Thomas war hinsichtlich Intimität der verlangensschwächere und hinsichtlich Sex der verlangensstärkere Partner.
    Sharon klagte, Thomas spreche mit ihr nie über ihre Beziehung. Er teile ihr nie seine Gefühle mit und frage sie auch nie nach den ihren. Ihr Eindruck war, dass er ihr nie zuhörte und sie bei beruflichen Schwierigkeiten nicht unterstütze. Sharon erklärte, sie fühle sich oft wie unsichtbar.
    Thomas äußerte, er habe nichts dagegen, über Dinge zu reden, doch Sharonversuche, in seinen Kopf hineinzuschauen. Sie wolle ständig wissen, was er denke und fühle. Abgesehen davon fand Thomas, es stehe Sharon nicht zu, sich als Expertin für Intimität aufzuspielen, da sie nie Sex mit ihm wolle. Er fasste die Situation wie folgt zusammen: »Letztendlich läuft alles darauf hinaus, dass Sharon nicht vögeln und ich nicht reden will.«
    Â»Sie wollen Sharon nicht in Ihren Kopf lassen, und sie will Sie nicht in ihren Körper lassen?«
    Thomas lächelte. »So könnte man es auch sagen.«
    Ich wendete mich an Sharon: »Kennen Sie zufällig die Frau von Thomas? Wissen Sie, ob und warum sie keinen Sex mit ihm will?«
    Sharon antwortete sehr bestimmt: »Ich fühle mich nicht gesehen, nicht gehört, nicht existent für ihn. Warum sollte ich da mit ihm Sex haben wollen?!«
    Â»Meinen Sie, dass Sie nicht das Gefühl haben, in ihm zu existieren?«
    Â»Ja, genau.« Sharon hielt inne und dachte über meine Formulierung nach. Sie hatte sofort gemerkt, dass ich wusste, was sie meinte, und daraufhin hatte sie sich beruhigt. »Ich bin nicht in seinem Geist. Er denkt nie an mich – nicht einmal wenn er bei mir ist. Er ist mit seinen Gedanken ständig anderswo. Manchmal glaube ich, dass er sich mit Absicht so verhält. Ich bin für ihn völlig unwichtig. Es ist, als ob ich nicht existieren würde.«
    Thomas fauchte: »Du hast einen Knacks wegen Sex.«
    Sharon brauste auf: »Und du hast Probleme mit Intimität.«
    Intimität: die zweitgrößte Falle in einer Ehe
    Einen Moment später fragte ich Sharon: »Meinen Sie, dass Thomas ein gutes oder ein schlechtes Urteilsvermögen zeigt, indem er Ihnen nicht zuhört?«
    Â»Ein schlechtes «, antwortete sie blitzschnell und sehr nachdrücklich.
    Â»Warum nehmen Sie dann das schlechte Urteilsvermögen Ihres Mannes so persönlich?«
    Â»Ich … ähh … weiß nicht … Ich habe das Gefühl, dass ich für ihn gar nicht existiere.«
    Â»Hören Sie jedes Mal auf zu existieren, wenn Thomas ein schlechtes Urteilsvermögen erkennen lässt? Er hat einen schlechten Tag, und Sie – puff!  – verschwinden?«
    Sharon runzelte die Stirn. »… So habe ich das noch nie gesehen. … Ich weiß nicht … Ich möchte, dass er mich versteht. Ich muss mir sicher sein können, dass ich ihm wichtig bin.«
    Thomas fiel ihr ins Wort: »Wenn ich höre, dass Sharon behauptet, ich würde nie an sie denken, macht mich das wütend. Ich denke ständig darüber nach: Wird das, was ich gerade tue, Sharon wütend machen? Oder wird sie über das wütend werden, was ich nicht tue? Werde ich wieder schlecht dastehen?« Es war ihm peinlich zu

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