Intimitaet und Verlangen
Reaktion für Thomas gewesen sein musste, rang sie nach Luft. Statt sich von ihm unter Druck gesetzt zu fühlen, empfand sie nun Mitgefühl. Sharon fühlte sich keineswegs im Recht, sondern schrecklich .
Am frühen Morgen ergriff sie die Initiative. Gegen zwei Uhr morgens wachte Thomas auf und merkte, dass sie ihn streichelte. »Träume ich?«, fragte er noch im Halbschlaf. Doch das war kein Sarkasmus, sondern was er erlebte, war ihm sichtlich angenehm.
»Nein, du träumst nicht. Ich wache nur gerade auf.« Thomas war klar, dass dies Verschiedenes bedeuten konnte. Deshalb wollte er sich vergewissern.
»Konntest du nicht schlafen?«
Sharon antwortete: »Ich habe sehr lange geschlafen«, während sie sich auf ihn legte und ihn sanft in ihren Körper geleitete. »Obenauf zu sein« war ganz und gar nicht typisch für sie. Selbstbestätigte Intimität war ganz sicher nicht ihre bevorzugte Art sexueller Aktivität. Sharon schaute auf Thomas hinab und lächelte.»Tut mir leid, dass ich vorhin nein gesagt habe. Ich weià selbst nicht, warum mir das rausgerutscht ist. Es war völlig automatisch. Es muss schwer für dich sein, wenn ich so reagiere.«
Thomas lächelte zurück. Sharon vollführte mit ihrem Becken kreisende Bewegungen. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
Zwischenmenschliche Erlebnisse und persönliche Realität
Selbstbestätigte Intimität gelangt nicht immer in kontroverser Form zum Ausdruck. Im günstigen Fall ist sie durchaus sinnlich. Solche Augenblicke der Begegnung können Ihr Leben verändern. Sie können zu tiefem Verlangen, intensiver Intimität und unglaublich gutem Sex führen. Sie brauchen dazu nur die Vier Aspekte zu nutzen.
Es gibt heute die Auffassung, dass intensive Begegnungen sich auf die neurobiologischen Grundlagen des Gehirns auswirken. Nach allgemeiner Erfahrung wirkt sich nur weniges positiver aus als selbstbestätigte Intimität (worauf als Nächstes das gemeinsame Erleben einer Geburt folgt). Wenn Sie an Sharons und Thomasâ intensiven Augenblick der Begegnung denken, überrascht es Sie vielleicht nicht, dass wir nach neuesten Erkenntnissen die neuronalen Schaltkreise in unserem Gehirn auf eben diese Weise verändern können. Das Erlebnis der beiden umfasste viele Aspekte, von denen angenommen wird, dass sie den Prozess intensivieren.
Erstens war die sexuelle Begegnung von Sharon und Thomas wenig belastend und sehr emotional, und sie fand in einer Atmosphäre des Friedens und der Ruhe statt â perfekte Voraussetzungen für die Entstehung neuronaler Plastizität. Zweitens war sowohl ihr »Körperselbst« als auch ihr komplexes Selbst daran beteiligt. Drittens erforderten die neuen Informationen und Erlebnisse, die sie erwarteten, dass ihr Geist ihre Gedanken, Emotionen, Empfindungen und Verhaltensweisen integrierte. Wahrscheinlich wurden die rechte und linke Hälfte ihres Gehirns zu neuen Arten der Interaktion veranlasst.
Vielleicht erklärt dies, warum Paare solche Ereignisse als zutiefst transformierend erleben. Die beschriebene sexuelle Begegnung veränderte zwar nicht alles, ermöglichte den Partnern aber einen positiven Neuanfang. Wenn eine Anzahl transformierender Erlebnisse ähnlicher Art zusammenkommt, denkt und fühlt man danach in der einen oder anderen Hinsicht anders als vorher. Falls Sie dies anstreben, sollten Sie auf zwei Aspekte achten, die über die Intensität einer solchen Begegnung entscheiden:
Die Bedeutung Ihres Partners. Je wichtiger Ihr Partner für Sie ist, umso schwieriger wird es für Ihr Selbstempfinden, insbesondere wenn er nicht sofort positiv auf das Neuartige der Situation reagiert. Diese Verletzlichkeit verstärkt Ihr Empfinden von Intimität. Auch wenn Sie offen zugeben, wie viel Ihnen an Ihrem Partner liegt, wird die Intimität dadurch verstärkt.
Die Tiefe der Selbstkonfrontation . Selbstkonfrontation ist ein zentraler Bestandteil von Intimität. Je klarer Sie Ihrem Partner offenbaren, wer Sie wirklich sind, ohne sich zu verstellen oder ihm etwas vorzuspiegeln, umso intensiver erleben Sie Intimität. Hingegen ist die Intimität umso oberflächlicher, je stärker Ihre Offenbarung den Charakter einer Selbstdarstellung als den einer Selbstkonfrontation hat. Wenn Sie tiefere Intimität erleben wollen, müssen Sie zulassen, dass Ihr Partner Sie so sieht, wie Sie sind, während Sie
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