Intimitaet und Verlangen
selbst sich genau betrachten.
Noch ein letzter Punkt ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung: Obwohl Intimität ein intersubjektiver Zustand ist, empfinden beide Beteiligten sie nicht unbedingt gleich stark. Wenn Sie die soeben beschriebenen Grundsätze beherzigen, Ihr Partner hingegen nicht, erwartet Sie ein tiefes Erlebnis, das Ihrem Partner verschlossen bleibt. Sie erleben mehr selbstbestätigte Intimität, weil Sie Ihr Erleben selbst bestätigen müssen, wenn es sich vom Erleben Ihres Partners unterscheidet. Intimität entsteht nur, wenn zwei daran beteiligt sind â was allerdings nicht ausschlieÃt, dass nur einer der beiden sie spürt.
Sharon und Thomas durchlebten auf ihrem Weg zu der Ehe, die sie sich wünschten, noch einige schwierige Situationen selbstbestätigter Intimität. Manchmal konfrontierte und offenbarte sich einer von ihnen, doch der andere bewegte sich nicht von der Stelle. Manchmal lenkte ein Partner erst nach fünf oder sechs Interaktionen ein. In einigen Fällen nahm dies mehrere Tage in Anspruch. Doch nun waren sie sich über die positive Wirkung selbstbestätigter Intimität im Klaren. Sie wussten, dass sie sich mit ihrer Hilfe aus emotionalen Patts befreien konnten, und dieses Wissen spornte sie an, sich Mühe zu geben.
Reife Intimität weckt das Beste in Ihnen
Die Entwicklung von Selbstkenntnis und der Bereitschaft zuzulassen, dass andere uns erkennen, ohne dies mit der Forderung zu verbinden, dass wir auch akzeptiert werden, erfordert schwierige Selbstkonfrontationen. Wenn Sie diese Herausforderungen bewältigen, werden die Vier Aspekte der Balance dadurch gestärkt. Ein stabiles Selbstempfinden ist ein flexibleres Selbst. Sie haben dann mehr Spielraum für Kompromisse, weil Ihnen klar geworden ist, wer Sie sind. Und dies eröffnet Ihnen neue Möglichkeiten, Pattsituationen aufzulösen.
Selbstkonfrontation und Weiterentwicklung
Warum entwickelt sich Ihr Selbstempfinden durch Selbstkonfrontation weiter? Herausforderungen wirken stärkend, so wie das Heben von Gewichten die Muskeln stärkt. Wenn Sie Ihr Verhalten oder Ihre Motive hinterfragen, statt sie zu rechtfertigen, stellen Sie Ihr Bild von sich selbst auf den Prüfstand.
Dies bedeutet, dass Sie sich schwer zu beantwortende Fragen stellen wie: »War das, was ich zu meinem Partner gesagt habe, wirklich zutreffend?« oder: »Bin ich wirklich so geduldig (oder besonnen usw.), wie ich zu sein bzw. sein zu müssen glaube?« oder: »Was versuche ich zu vermeiden?« Solche Fragen zu beantworten erfordert schwierige Selbstanalysen, und man darf sich dabei nicht mit simplen Antworten zufriedengeben.
Selbstkonfrontation steht im Zentrum selbstbestätigter Intimität. Sie spielt bei der Entwicklung eines stabilen und flexiblen Selbst eine wichtige Rolle, weil ein stabiles Selbst sich nur durch Selbstkonfrontation entwickelt, nicht indem man die Bestätigung anderer verinnerlicht. Wenn Sie nicht bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen, wer Sie sind, machen Sie sich zeitlebens davon abhängig, wie Sie glauben, dass andere Menschen Sie sehen (d.h., von Ihrem gespiegelten Selbstempfinden).
Manifestationen selbstbestätigter Intimität sind häufig nicht angenehm, und sie bewegen sich weit jenseits der Grenzen dessen, was mit Begriffen wie »Nähe«, »Zusammengehörigkeit« und » Wir- Gefühl« umschrieben wird. Reife Intimität konfrontiert Sie mit der von Ihnen als unangenehm empfundenen Realität, dass Sie und Ihr Partner verschiedene Personen sind. Sie werden auf ungewohnt deutliche Weise Ihrer selbst, Ihres Partners und Ihrer Beziehung gewahr.
Intimität befriedigt Ihre Bindungsbedürfnisse, kann sie aber auch zertrampeln (und tut dies oft). Manchmal lernt Ihr Partner Sie dann auf eine Weise kennen, die Ihnen nicht angenehm ist. Und möglicherweise wird Ihnen mehr über sich selbst klar, als Sie eigentlich wissen wollen. Intimität in Liebesbeziehungen erfordert sinnvolle Beharrlichkeit. Manchmal bedeutet dies, dass wir unsere Kampf- oder Fluchtreaktionen unter Kontrolle und das Reptil in uns in Schach halten müssen, weil es unseren Partner beiÃen will.
Intimität und sexuelles Verlangen
Intimität und sexuelles Verlangen sind nicht unbedingt immer miteinander verbunden. Es gibt Menschen, die das Gefühl haben, Intimität verringere ihr Verlangen. Einige sind der Auffassung, Intimität
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