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Intrige (German Edition)

Intrige (German Edition)

Titel: Intrige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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wie auf der Vorderseite ist? Die eine ist Eisengallustinte, die andere enthält einen Inhaltsstoff, der im Blauholzbaum vorkommt.«
    Überrascht zucke ich leicht zusammen. »Dann hat es jemand manipuliert.«
    »In der Tat, es ist eine Fälschung.«
    »Nein, Herr General – es muss jemand manipuliert haben, nachdem ich Paris verlassen habe. Als ich noch in der Abteilung war, war das Dokument authentisch, das schwöre ich. Ich habe es wahrscheinlich hundertmal in der Hand gehabt. Darf ich es mir noch einmal anschauen? Vielleicht kann ich ja eine Veränderung erkennen.«
    »Nein, Sie haben es schon identifiziert. Ich möchte nicht, dass es noch weiter beschädigt wird. Das Petit Bleu ist eine Fälschung. Und ich behaupte, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Sie die Person sind, die diese Fälschung zu verantworten hat.«
    »Bei allem Respekt, Herr General, das ist eine groteske Verdrehung der Tatsachen.«
    »Ach ja? Warum haben Sie dann Hauptmann Lauth gebeten, dass er Ihnen dabei hilft, das Petit Bleu etwas echter aussehen zu lassen?«
    »Das habe ich nicht.«
    »O doch. Sie haben ihn angewiesen, es von den Postbehörden frankieren zu lassen, damit es so aussieht, als wäre es tatsächlich verschickt worden. Wollen Sie das etwa abstreiten?«
    Die Lügen und Anschuldigungen prasseln so schnell auf mich ein, dass ich kaum folgen kann. Ich umfasse die Arm lehnen, ehe ich, so ruhig ich kann, antworte. »Ich habe Lauth gebeten, das Petit Bleu so abzufotografieren, dass es wie ein vollständiges Dokument aussieht und nicht wie eines, das vorher nur ein Haufen Papierschnipsel war. Genau so hat er das schon mit dem Bordereau gemacht. Das Motiv war beim Petit Bleu dasselbe: eine Kopie in der Hand zu haben, die ich innerhalb des Ministeriums weitergeben konnte, ohne unsere Quelle zu gefährden. Lauth hat mich zu Recht darauf hingewiesen, dass die Vorderseite nicht frankiert war und deshalb jeder sofort hätte folgern können, dass es abgefangen und nicht verschickt worden war. Deshalb habe ich über die Möglichkeit nachgedacht, es frankieren zu lassen. Aber das war alles, ich habe es nicht in die Tat umgesetzt.«
    »Hauptmann Lauths Version ist eine andere.«
    »Vielleicht ist sie das. Aber warum sollte ich mir solche Mühe geben, einen Mann zu beschuldigen, den ich nicht einmal kannte?«
    »Das müssen Sie uns erklären.«
    »Der Gedanke ist absurd. Ich hatte es gar nicht nötig, Beweismaterial zu fälschen. Der Bordereau allein beweist Esterházys Schuld. Und niemand kann behaupten, dass ich den manipuliert hätte!«
    »Ach ja, der Bordereau«, sagt Pellieux. »Danke für den Hinweis … Haben Sie im letzten November, direkt oder indi rekt, eine Kopie des Bordereaus an Le Matin weitergegeben?«
    »Nein, Herr General.«
    »Haben Sie im September desselben Jahres, direkt oder indirekt, Einzelheiten aus dem sogenannten Geheimdossier an L’Éclair weitergegeben?«
    »Nein, Herr General.«
    »Haben Sie Informationen, direkt oder indirekt, an Senator Scheurer-Kestner weitergegeben?«
    Die Frage ist unausweichlich, genauso meine Antwort. »Ja, das habe ich, indirekt.«
    »Und der Mittelsmann war Ihr Anwalt, Maître Leblois?«
    »Ja.«
    »Und als Sie diese Informationen an Leblois übergaben, da wussten Sie, dass er sie dem Senator geben würde?«
    »Ich wollte die Informationen in den Händen eines verantwortungsbewussten Mannes wissen, der das Thema vertraulich mit der Regierung besprechen konnte. Es war nie meine Absicht, dass sie an die Presse gelangen.«
    »Ihre Absichten tun nichts zur Sache, Herr Oberstleutnant. Tatsache ist, dass Sie hinter dem Rücken Ihrer Vorgesetzten gehandelt haben.«
    »Erst als offensichtlich wurde, dass ich keine andere Wahl hatte. Meine Vorgesetzten wollten die Affäre nicht in ihrem ganzen Ausmaß untersuchen.«
    »Haben Sie Maître Leblois verschiedene Briefe gezeigt, die Sie von General Gonse erhalten haben?«
    »Ja.«
    »So wie im letzten Jahr, als Sie Maître Leblois das Geheimdossier gezeigt haben, dessen Existenz dieser dann dem Éclair gesteckt hat?«
    »Nein.«
    »Aber es gibt einen Zeugen, der gesehen hat, dass Sie das Geheimdossier Leblois gezeigt haben.«
    »Ich habe ihm nur einmal eine Akte gezeigt, und die war nicht geheim. Dabei ging es um Brieftauben. Major Henry kann das bezeugen.«
    » Oberstleutnant Henry«, korrigiert Pellieux. »Er ist gerade befördert worden. Und ich bin nicht an Brieftauben interessiert, sondern an dem Geheimdossier über Dreyfus. Sie haben es im letzten

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