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Intrige (German Edition)

Intrige (German Edition)

Titel: Intrige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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abstempeln zu lassen?«
    »Einen Brief abstempeln zu lassen?«
    »Einen Brief nicht mit dem Datum seines Eintreffens, sondern mit einem früheren Datum abstempeln zu lassen?«
    »Nein.«
    »Erlauben Sie, dass ich Ihr Gedächtnis auffrische«, sagt Gribelin sarkastisch. »Sie sind an einem Nachmittag um zwei Uhr in Ihr Büro zurückgekommen. Sie haben mich ho len lassen, und während Sie Ihren Mantel ausgezogen haben, forderten Sie mich auf, für Sie zur Post zu gehen und dort einen Brief abstempeln zu lassen.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Aber haben Sie nicht Major Lauth den gleichen Auftrag gegeben?«, sagt der Richter.
    »Nein.« Ich schüttele den Kopf. »Niemals.«
    »Major Lauth, würden Sie bitte vortreten?«
    Lauth steht von seinem Platz neben Henry auf und tritt zu uns vor. Wie auf dem Exerzierplatz blickt er geradeaus. »Oberstleutnant Picquart hat mich beauftragt, das Petit Bleu so wiederherzustellen, dass man die Risse nicht mehr sieht. Er sagte: ›Glauben Sie, wir könnten das auf der Post abstempeln lassen?‹ Außerdem hat er gesagt, ich solle bezeugen, dass ich die Handschrift in dem Petit Bleu als die eines bestimmten ausländischen Herrn wiedererkannt hätte. Aber ich sagte ihm, ich hätte diese Handschrift noch nie gesehen.«
    Ich schaue die beiden an. Die jahrelange Zusammenarbeit mit Spionen hat sie wahrlich in geschickte Lügner verwandelt. Ich beiße die Zähne zusammen. »Aber das Schriftstück war in sechzig Teile zerrissen«, sage ich. »Es war mit Klebestreifen wieder zusammengefügt worden, und zwar auf der Seite, auf der auch die Adresse stand. Wie hätte man da einen Stempel aufdrücken sollen? Das hätte lächerlich ausgesehen.«
    Beide schweigen.
    Labori steht wieder auf. Er schiebt die Ärmel seiner Robe zurück und wendet sich an Lauth. »Sie behaupten in Ihrer eidesstattlichen Aussage, Oberstleutnant Picquart habe problemlos das Petit Bleu zu dem noch nicht gesichteten Geheimmaterial hinzufügen können, das sich noch in der Papiertüte in seinem Tresor befunden habe – mit anderen Worten, das Material ist manipuliert.«
    »Das stimmt. Das hätte er.«
    »Aber Sie haben keinen Beweis dafür, oder?«
    »Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass er es getan hat.«
    »Oberstleutnant Picquart?«
    »Wenn Major Lauth das glaubt, heißt das noch nicht, dass es auch stimmt.«
    »Lassen Sie uns noch einmal zu dem Vorfall mit dem Geheimdossier zurückkehren«, sagt der Richter. »Oberstleutnant Henry, würden Sie bitte vortreten?«
    Henry erhebt sich schwerfällig und kommt nach vorn. Aus der Nähe kann ich sehen, dass er aufgeregt ist. Sein Gesicht ist rot angelaufen, er schwitzt. Alle drei scheinen unter großer Anspannung zu stehen. Es ist eine Sache, vor einem kleinen und geheimen Militärgericht Lügen zu erzählen, eine ganz andere ist es, hier zu lügen. Vermutlich haben sie nie damit gerechnet. »Es war im Oktober, glaube ich«, sagt Henry. »An das genaue Datum konnte ich mich nie erinnern. Ich weiß nur, dass auf seinem Schreibtisch eine aufgeschlagene Akte lag. Der Oberstleutnant saß am Schreibtisch, links von ihm Monsieur Leblois, und vor ihnen lagen mehrere Akten, und eine davon war das Geheimdossier, das ich mit blauem Stift gekennzeichnet hatte. Der Umschlag war offen, und das fragliche Schriftstück, in dem die Worte ›dieser Lump D‹ vorkommen, lag da neben.«
    »Was sagen Sie dazu, Oberstleutnant Picquart?«, fragt der Richter.
    »Ich wiederhole, dass das Geheimdossier in Anwesenheit von Maître Leblois niemals auf meinem Schreibtisch lag, weder geöffnet noch geschlossen. Wie auch immer, der Vorfall kann sich unmöglich so abgespielt haben, wie von Oberstleutnant Henry geschildert, da Maître Leblois nachweislich erst am 7 . November wieder nach Paris zurückgekehrt ist.«
    »Na und, ich sage, es war Oktober«, poltert Henry los. »Ich habe immer gesagt, es war Oktober, was anderes kann ich jetzt auch nicht sagen.«
    »Darf ich Oberstleutnant Henry ein paar Fragen stellen?«, sage ich zu dem Richter. Er macht eine zustimmende Hand bewegung. Ich drehe mich zu Henry. »Durch welche Tür haben Sie mein Büro betreten, durch die gegenüber von meinem Schreibtisch oder durch die kleine Seitentür?«
    »Durch die große, die Haupttür«, sagt er nach kurzem Zögern.
    »Wie weit sind Sie in das Büro hineingegangen?«
    »Nicht weit. Genau weiß ich das nicht mehr, vielleicht einen halben oder ganzen Schritt.«
    »Halber Schritt, ganzer Schritt, jedenfalls müssen

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