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Intrige (German Edition)

Intrige (German Edition)

Titel: Intrige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Anwälte, Fernand Labori für Zola, Albert Clemenceau für Perrenx, sowie Georges Clemenceau, der, obwohl kein Anwalt, irgendwie einen Platz an ihrem Tisch ergattert hat; und hinter mir wie eine versammelte Kirchengemeinde die Zuschauer, zu denen auch ein großer Block aus Offizieren in dunkler Uniform gehört, darunter Gonse, Pellieux, Henry, Lauth und Gribelin.
    Labori steht auf. Er ist ein junger Riese, groß und breit, blond und vollbärtig. Eine Piratengestalt, die man den Wikinger nennt, berühmt für sein aggressives Auftreten. »Berichten Sie uns, Oberstleutnant Picquart, was Sie über den Fall Esterházy wissen«, sagt er. »Über die von Ihnen durchgeführte Ermittlung und über die Begleitumstände und Folgen Ihres Ausscheidens aus dem Kriegsministerium.«
    Er setzt sich.
    Ich umklammere das Holzgeländer des Zeugenstands, damit das Zittern meiner Hände nicht auffällt, und hole Luft. »Im Frühjahr 1 8 9 6 gelangten die Bruchstücke eines Brieftelegramms in meinen Besitz …«
    •
    Gelegentlich trinke ich einen Schluck Wasser, sonst spreche ich über eine Stunde ohne Unterbrechung. Ich stütze mich auf meine Erfahrung als Dozent an der Kriegsakademie. Ich versuche mir vorzustellen, ich hielte eine außergewöhnlich komplexe Topografiestunde. Ich spreche ohne Notizen. Au ßerdem bin ich fest entschlossen, Haltung zu bewahren, höflich, präzise und sachlich zu bleiben, keine Geheimnisse zu verraten und mich nicht zu persönlichen Angriffen hinreißen zu lassen. Ich beschränke mich auf die erdrückende Beweislast gegen Esterházy: das Petit Bleu, Esterházys unmoralischen Charakter, seine Geldnot, sein verdächtiges Interesse an Artillerie-Angelegenheiten, die Tatsache, dass seine Handschrift mit der des Bordereaus identisch ist. Ich schildere, wie ich meine Vorgesetzten von meinem Verdacht unterrichtete, wie ich schließlich in Nordafrika landete und mit welchen Intrigen mir seitdem zugesetzt wird. Der überfüllte Gerichtssaal hört mir in vollkommener Stille zu. Ich spüre, dass meine Worte ins Schwarze treffen. Wenn ich mich umdrehe und mein Blick zufällig auf die Offiziere des Generalstabs fällt, schaue ich in zunehmend grimmigere Gesichter.
    Am Ende befragt Labori mich. »Glauben Sie, Herr Zeuge, dass diese Intrigen das alleinige Werk von Major Esterházy waren, oder glauben Sie, dass Major Esterházy Komplizen hatte?«
    Ich denke nach, bevor ich antworte. »Ich glaube, er hatte Komplizen.«
    »Komplizen im Kriegsministerium?«
    »Es muss zweifellos einen Komplizen gegeben haben, der mit den Vorgängen im Kriegsministerium vertraut war.«
    »Welches war Ihrer Meinung nach das belastendere Beweisstück gegen Major Esterházy – der Bordereau oder das Petit Bleu?«
    »Der Bordereau.«
    »Haben Sie das General Gonse gesagt?«
    »Ja.«
    »Wie war es dann möglich, dass General Gonse Sie anweisen konnte, den Fall Dreyfus vom Fall Esterházy zu trennen?«
    »Ich kann Ihnen nur wiederholen, was er gesagt hat.«
    »Aber wenn Major Esterházy der Verfasser des Bordereaus ist, dann wäre die Klage gegen Dreyfus gegenstandslos?«
    »Ja, deshalb habe ich auch nie einen Sinn darin gesehen, die beiden Fälle zu trennen.«
    Der Richter schaltet sich ein. »Erinnern Sie sich daran, Maître Leblois in Ihr Büro bestellt zu haben?«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich an das Datum?«
    »Das war im Frühjahr 96. Ich wollte seinen Rat in einer Sache, in der es um Brieftauben ging.«
    »Monsieur Gribelin«, sagt der Richter. »Würden Sie bitte vortreten? Sie haben das anders in Erinnerung, oder?«
    Ich drehe mich halb um und sehe, wie Gribelin von sei nem Platz zwischen den Offizieren des Generalstabs aufsteht. Er kommt vor und bleibt neben mir stehen. Er schaut mich nicht an.
    »Ja, Herr Vorsitzender. An einem Abend im Oktober 96 habe ich Oberstleutnant Picquart in seinem Büro aufgesucht, weil ich um ein paar Tage Urlaub bitten wollte. Er saß an seinem Schreibtisch. Links vor ihm lag die Akte mit der Brieftaubengeschichte, rechts das Geheimdossier.«
    Der Richter schaut mich an. »Monsieur Gribelin irrt sich«, sage ich höflich. »Entweder lässt ihn sein Gedächtnis im Stich, oder er hat die Akten verwechselt.«
    Gribelin versteift sich. »Ich bleibe dabei. Ich habe das Dossier gesehen.«
    Fest entschlossen, mich zu beherrschen, lächele ich ihn an. »Und ich bleibe dabei, dass Sie es nicht gesehen haben.«
    Der Richter unterbricht. »Oberstleutnant Picquart, haben Sie Monsieur Gribelin einmal gebeten, einen Brief

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