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Intrige (German Edition)

Intrige (German Edition)

Titel: Intrige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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denke ich. Inzwischen überrascht mich nichts mehr.
    Das Gelächter der beiden auf dem Trottoir gegenüber schmilzt zu einem Lächeln. Auf Panizzardis Gesicht zeigt sich ein ergebener Ausdruck, dann beugen sich die beiden Männer vor und umarmen sich, erst links ein Kuss, dann rechts. Links neben mir höre ich ein Klicken. Desvernine macht ein Foto und spult dann den Film vor. Ein Passant, dem die Umarmung zufällig aufgefallen wäre, hätte sie für eine unverfängliche Geste zwischen zwei guten Freunden gehalten, die erbarmungslose Vergrößerung durch das Fern rohr enthüllt jedoch, dass die beiden sich etwas ins Ohr flüs tern. Dann lösen sie sich aus der Umarmung und treten einen Schritt zurück. Panizzardi hebt zum Abschied die Hand, dreht sich um und verschwindet aus dem Blickfeld. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen bleibt Schwartzkoppen noch eine Weile stehen und schaut ihm hinterher. Dann macht er auf dem Absatz kehrt und geht in den Innenhof der Botschaft. Beim Gehen greift er sich unter die Schöße seines Gehrocks und wirft sie in die Höhe – eine ziemlich pompöse Geste, strotzend vor männlicher Potenz. Dann vergräbt er die Hände in den Hosentaschen.
    Verwundert trete ich einen Schritt vom Fernrohr zurück. Der deutsche und der italienische Militärattaché! »Und Sie sagen, dass die beiden sich unten in der Wohnung treffen?«
    »Treffen, so könnte man es natürlich auch nennen!« Desvernine hat ein schwarzes Tuch über die Rückseite der Kamera gelegt und nimmt die Dose mit dem belichteten Film heraus.
    »Und wie werden die Fotos?«
    »Gut, die Personen dürfen sich nur nicht ruckartig bewegen. Das Letzte wird wahrscheinlich unscharf, leider.«
    »Wo entwickeln Sie die Bilder?«
    »Wir haben im zweiten Schlafzimmer eine Dunkelkammer eingerichtet.«
    »Ist die Aufteilung der Wohnung unten die gleiche wie hier oben?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, ja«, sagt Ducasse.
    »Woran denken Sie, Herr Oberstleutnant?«, fragt Desvernine.
    »Wie praktisch es wäre, wenn wir mithören könnten, was sie sich da unten erzählen.« Ich gehe zum Kamin und fahre mit der Hand über den Putz oberhalb des Kaminsimses. »Wenn der Grundriss der Gleiche ist, dann müsste der Abzugsschacht von ihrem Kamin neben unserem verlaufen, oder?«
    Desvernine stimmt zu. »Müsste, ja.«
    »Was, wenn wir einfach ein paar Ziegel herausbrechen und ein Hörrohr in den Schacht hängen?«
    Ducasse lacht nervös. »Großer Gott, Georges, was für eine Idee!«
    »Was spricht dagegen?«
    »Sie würden es garantiert entdecken.«
    »Warum?«
    »Also …« Er sucht nach Gründen. »Nehmen wir an, sie wollen Feuer machen …«
    »Es ist Frühling, es wird immer wärmer. Vor Herbst machen die gewiss kein Feuer.«
    »Es könnte klappen«, sagt Desvernine und nickt bedächtig . »Aber wir würden sie natürlich trotzdem nicht so deut lich verstehen, als würden sie direkt reinsprechen.«
    »Möglich, aber immer noch besser als das, was wir jetzt verstehen.«
    Ducasse ist nicht überzeugt. »Aber wie sollen wir das Hör rohr überhaupt in dem Schacht installieren? Wir brauchten zumindest Zugang zu ihrer Wohnung. Das würde gegen das Gesetz verstoßen …«
    Ich schaue Desvernine an, den Polizisten unter uns. »Das ließe sich machen«, sagt er.
    •
    Sosehr es mir auch widerstrebt, den Generalstab einzuschalten, so klar ist mir auch, dass ich eine derart riskante Operation nicht ohne Gonse’ Vollmacht in Gang setzen kann. Also suche ich ihn am nächsten Morgen mit einem Memorandum, das die groben Umrisse des Plans beinhaltet, in seinem Büro auf. Ich sitze ihm gegenüber, während er mit der ihm eigenen Gründlichkeit, die einen zur Weißglut treiben kann, den Plan studiert. Ohne die Augen vom Papier abzuwenden, zündet er sich an der alten eine neue Zigarette an. An keiner Stelle des Memos wird der Name Esterházy erwähnt: Vorläufig möchte ich die Existenz des Wohltäters noch für mich behalten.
    Als Gonse fertig ist, hebt er verärgert den Kopf. »Sie kom men hierher und wollen meine Zustimmung, aber die Wohnung haben Sie schon gemietet und die Ausrüstung auch schon aufgebaut.«
    »Ich musste schnell handeln, sonst wäre die Wohnung weg gewesen. Es war eine seltene Gelegenheit.«
    Gonse brummt. »Und was soll uns das Ihrer Meinung nach bringen?«
    »Es wird uns Aufschluss darüber geben, ob Schwartz koppen noch andere Agenten beschäftigt. Und es könnte uns die zusätzlichen Beweise gegen Dreyfus verschaffen, die General

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