Intruder 3
überfahren geglaubt hast ...« Er brach ab, runzelte die Stirn und starrte dann einen Moment lang an Mike vorbei ins Nichts.
»Obwohl ich diesen Rückruf nicht verstehe ...«
»Den Rückruf?«, krächzte Mike. Ganz dunkel erinnerte er sich daran, dass da etwas gewesen war, kurz nachdem Frank in sein Motelzimmer gestürmt war, um ihm das Ende seines persönlichen Albtraums zu verkünden, die fast unglaubliche Tatsache, dass er den Indianerjungen eben nicht mit seiner Intruder in den Boden gerammt haben konnte, weil ein Unfall mit derart verheerendem Ausgang mit Sicherheit entdeckt worden wäre ... Das Telefon hatte plötzlich geklingelt, Frank hatte abgenommen, war bleich wie die Wand geworden und hatte sich zu Mike umgedreht ... Doch bevor Mike die Erinnerung richtig fassen konnte, entglitt sie ihm, sodass nichts weiter als ein beklemmendes Gefühl zurückblieb, ein Gefühl, das ihn fast an seinem Verstand zweifeln ließ.
»Vergiss diesen Anruf.«
Frank versuchte zu lächeln, aber sein rechtes Augenlid begann unvermittelt zu zucken, als habe es sich entschlossen, 33
Franks wahre Gemütsregung zu verraten.
»Wahrscheinlich hat es gar nichts zu bedeuten.«
»Na gut.« Mike schluckte trocken. »Aber es wäre immerhin ganz nett, wenn du mir erklären würdest, was nichts zu bedeuten hat.«
Frank winkte ab. »Der entscheidende Punkt ist doch, dass du nichts getan hast, dessen du dich schämen müsstest. Die Sache ist vorbei.«
»Da bin ich eben nicht so sicher«, antwortete Mike.
»Blödsinn!«, widersprach Frank ungewohnt heftig. »Es gibt absolut nichts, was du fürchten müsstest. Und du musst dich auch für nichts verantworten oder vor irgendetwas davonla ufen, klar? Ich meine, ich kann dich ja verstehen. Ich an deiner Stelle hätte jetzt wahrscheinlich ebenfalls einen Anfall heftiger Paranoia. Aber benutz doch einfach deinen Verstand, verdammt noch mal!«
»Das tue ich ja«, antwortete Mike. »Ich habe mir diesen schwarzen Van nicht eingebildet, der uns fast überfahren hätte
- genauso wenig den Moment vor zwei Tagen, als ich den Indianerjungen mit meinem Motorrad erwischt habe.«
»Das behaupte ich doch gar nicht.«
Mike blinzelte. »Soll das heißen ... ?«
»Was diesen Van angeht«, sagte Frank rasch. »Den habe ich auch gesehen. Und zwar einen Sekundenbruchteil vor dir.
Sonst wärst du jetzt entweder tot oder hättest mehr gebrochene Knochen als deine Mühle Beulen.«
»Umso weniger verstehe ich, dass du nicht ...«
»Genauso paranoid reagiere wie du?« Frank lachte leise. »Sei lieber froh, dass ich vernünftig bin. Wenigstens einer.«
»Und was hat das alles dann deiner >vernünftigen< Meinung nach zu bedeuten?«, fragte Mike böse.
»Rein gar nichts«, antwortete Frank. »Es gibt Tausende von diesen Wagen. Und der Kerl am Steuer war einfach ein rücksichtsloser Idiot. Oder vielleicht auch betrunken, was weiß 34
ich.«
»Und der Langhaarige im Harley-Geschäft?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Er war auch am Grand Canyon.«
»Und? Glaubst du jetzt vielleicht, dass er uns verfolgt?«
»Wieso nicht?«
Frank verdrehte die Auen. »Ist dir vielleicht schon einmal die Idee gekommen, dass es auch noch eine andere Erklärung geben könnte?«, fragte er.
»Und welche?«
»Also, ich habe von Leuten gehört, die sich in diesem Land ein Motorrad mieten und eine ganz bestimmte Route fahren, auf der sie die meisten Sehenswürdigkeiten mitbekommen.«
»Ein Tourist?«
»Wie wir«, sagte Frank ruppig. »Ja, verdammt! Hast du dir den Kerl mal genauer angesehen?«
»Nein«, gestand Mike, und Frank machte eine Kopfbewegung, als hätte er keine andere Antwort erwartet.
»Also wenn ich das Gefühl hätte, dass mich jemand verfolgt, dann würde ich ihn mir genauer ansehen«, sagte er spöttisch.
»Ich habe es jedenfalls getan. Die Maschine von dem Typ ist nagelneu und in einwandfrei gepflegtem Zustand. Sein Leder-outfit ist keine Woche alt. Und ich habe noch nie von einem Rocker gehört, der mit so einem Yuppie-Spielzeug um den Hals herumläuft. Wenn du mich fragst, ist der Junge dasselbe wie wir: ein Tourist, der für zwei Wochen Schlips und Anzug in den Schrank gehängt hat und der dem kleinen Jungen in sich die Zügel schießen lässt. Wahrscheinlich werden wir ihm noch öfters begegnen.«
Mike nippte nachdenklich an seiner Cola. Franks Worte waren gena uso zwingend logisch, wie er es von ihm erwartet hatte, und sie ergaben einfach zu viel Sinn, um sie mit einer Handbewegung
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