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Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zimmer?«
    Mike schnitt eine Grimasse. »Wenn du zwanzig Jahre jünger und eine Frau wärst, würde ich spontan ja sagen, aber so ...
    Sollten wir nicht besser auf Stefan warten?«
    »Ich schätze, er ist alt genug, das Hotelzimmer auch ohne uns zu finden«, antwortete Frank.
    »Wahrscheinlich.« Mike stand auf. »Ich gehe nur noch mal rasch zum Restroom. Wartest du?«
    »Klar«, grinste Frank. »Jemand muss doch die Rechnung bezahlen. Oder glaubst du etwa, dass ich dich nach diesem Geständnis auch noch zum Essen einlade?«
    »Blödmann.« Mike griff in die Tasche, zog wahllos einen Fünfzig- Dollar-Schein heraus und legte ihn vor Frank auf die rotweiß karierte Tischdecke, bevor er sich umdrehte und mit schnellen Schritten davonging.
    Mike musste nicht wirklich zur Toilette. Er hatte vielmehr einfach nur den Drang verspürt, so schnell wie möglich das Weite zu suc hen. Er wollte nicht Gefahr laufen, etwas wirklich Dummes zu sagen oder Frank böse anzubrüllen. Das Lächeln auf seinem Gesicht täuschte. Hinter der Maske aufgesetzter Gelassenheit brodelte es. Sein Herz hämmerte (und tat übrigens auch wieder weh), und seine Hände zitterten so stark, dass er sie zu Fäusten ballen musste, um es zu verbergen.
    Frank beobachtete ihn. Mike widerstand dem Impuls, sich zu ihm herumzudrehen, während er im Slalom zwischen den gleichförmigen Tischen mit ihren rotweißen Plastikdecken und den dazu passenden billigen Kunststoffstühlen hindurchging und die mit RESTROOM beschriftete Tür ansteuerte. Aber Mike konnte Franks Blicke spüren. Er ließ ihn nicht aus den Augen. Die Sache war noch lange nicht vorbei. Franks impo-sante Erscheinung konnte wirklich sehr leicht darüber hinweg-täuschen, dass er im Grunde ein äußerst sensibler Mensch war, 41
    dem selbst die kleinsten Gefühlsschwank ungen nicht verborgen blieben.
    Und Mikes Gefühle schwankten im Moment nicht. Sie schlu-gen Salti.
    Die Toilette war ebenso klinisch sauber und langweilig wie das gesamte Restaurant: ein schlichter, weiß gekachelter Raum mit zwei weiteren Türen auf der einen und zwei einfachen Waschbecken auf der anderen Seite. Mike stellte erleichtert fest, dass die beiden Kabinen leer und er somit allein war, schloss die Tür hinter sich und ging zu einem der Waschbecken, um sich schwer auf den eiskalten Porzellanrand zu stützen.
    Mittlerweile zitterten nicht nur seine Hände. Er zitterte am ganzen Leib. Alles drehte sich um ihn. Sein Herz hämmerte noch immer, schien jetzt aber irgendwie aus dem Takt gekommen zu sein, und jeder zweite oder dritte dumpfe Schlag wurde von einem dünnen, tief gehenden Stich begleitet.
    Mike hob müde den Kopf und starrte sein Konterfei in dem randlosen Spiegel über dem Waschbecken an. Sein Gesicht war blass und eingefallen, und in seinen Augen flackerte etwas, das er selbst nicht genau deuten konnte, das ihn aber zutiefst erschreckte. Die Stiche in seiner Brust wurden schlimmer, als würde eine dünne, glühende Nadel langsam immer tiefer in Richtung seines Herzens geschoben. Zum ersten Mal, seit er diese Beschwerden hatte, waren sie nicht nur lästig und beunruhigend, sondern sie taten wirklich weh.So viel zu seiner (total hirnrissigen) Hoffnung, dass die Beschwerden schon irgendwann von selbst verschwinden oder wenigstens nachlas-sen würden.
    Wäre es nicht witzig, wenn er hier und jetzt einen Herzinfarkt bekäme? Mike hob die rechte Hand und presste sie auf seine schmerzende Brust, dann sah er lange und sehr ernst sein Spiegelbild an und dachte ganz ruhig: nein, nicht lustig. Auch nicht sehr wahrscheinlich. Herzinfarkte kündigten sich nicht 42
    durch Schmerzen an, die über viele Jahre allmählich stärker werden, sondern pflegten im Allgemeinen warnungslos zuzuschlagen, so weit hatte er sich schon schlau gemacht.
    Aber es war vielleicht die Erklärung!
    Was immer es war - irgendetwas war mit ihm nicht in Ordnung, schon seit einer ganzen Weile. Dazu der Reisestress mit mehr als sechsunddreißig Stunden ohne Schlaf, die Aufregun-gen der letzten Tage und als Krönung sein vollkommen me-schugger Entschluss, ausgerechnet jetzt das Rauchen aufzugeben ... kein Wunder, dass er anfing, Dinge zu sehen, die es in Wirklichkeit nicht gab.
    Er drehte den Hahn auf, schöpfte sich zwei Hände voll eiskalten Wassers ins Gesicht und trank anschließend ein paar Schlucke. Es schmeckte ganz leicht nach Chlor, aber immer noch besser als das Gebräu, das sie hierzulande Kaffee nann-ten. Er trank noch einige Schlucke, schöpfte sich

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