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Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiß, wie verrückt es sich anhört. Aber es ist trotzdem die Wahrheit. Ich bin nicht zurückgegangen, weil ich meine Zigaretten vergessen hatte. Da drinnen ... war etwas. Etwas sehr Altes, Frank. Etwas Lebendiges.«
    Frank schwieg. Er sah ihn lange und durchdringend an, auf eine Art, die Mike nicht deuten konnte.
    »Das klingt wie eine Szene aus einem deiner Romane«, sagte er schließlich.
    Mike schloss enttäuscht die Augen. »Ich wusste, dass du mir nicht glaubst.«
    »Tue ich doch gar nicht.«
    Mike sah ihn verständnislos an. »Was?«
    »Dir nicht glauben«, sagte Frank lächelnd, aber nichtsdestotrotz mit großer Anspannung. Er seufzte. »Wie lange arbeite ich jetzt schon für dich?«
    »Zehn Jahre.«
    Frank nickte. »Und wie lange sind wir Freunde?«

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    »Mindestens dreißig Jahre.«
    »Eben«, sagte Frank. »Ich sollte jetzt eigentlich ziemlich verletzt sein, mein Lieber. Hast du wirklich geglaubt, dass ich nach so langer Zeit nicht merke, wenn mit dir irgendwas nicht stimmt? Du warst verändert, als du aus dieser Hütte herausge-kommen bist. Stefan ist es übrigens auch aufgefallen, und der kennt dich erst seit fünf Jahren.«
    »Ihr habt nichts gesagt«, wunderte sich Mike.
    Frank zuckte mit den Achseln. »Wir dachten, es läge an die-nem heroischen Entschluss, das Rauchen aufzugeben. Ist doch bekannt, dass Ex-Nikotin-Junkies in den ersten Tagen unausstehlich sind.«
    »Ich bin von Berufs wegen unausstehlich«, sagte Mike.
    »Ich weiß«, sagte Frank. »Aber im Ernst: Ich habe es auch gespürt.«
    »Was?«
    »Dass dort etwas war«, antwortete Frank leise. Er nickte, als er Mikes erstaunten Blick registrierte. »In diesem Tal, in der Hütte ... jetzt schau mich nicht so ungläubig an. Nur, weil ich dich um Haupteslänge überrage, muss ich nicht automatisch ein unsensibler Klotz sein, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte Mike rasch. »Ich dachte nur ...« Er suchte einen Moment nach Worten. »Ich dachte nur, du wärst derjenige von uns beiden, der immer logisch denkt und mit beiden Beinen fest auf der Erde steht.«
    Frank stampfte zuerst mit dem rechten, dann mit dem linken Fuß auf und tat so, als lausche er in sich hinein. Mike fand den ohnehin schalen Gag in diesem Moment reichlich überflü ssig.
    Frank fuhr auch nach wenigen Sekunden und wieder vollkommen ernst fort: »Damit hast du völlig Recht. Aber ich bin weder taub noch blind. In diesem Tal war etwas, da bin ich sicher. Und ich bin sogar davon überzeugt, dass Stefan es auch gespürt hat.«
    »Seit wann glaubst du an esoterischen Humbug?« Er benutzte 39
    ganz absichtlich eine Formulierung, die Frank selbst gerne verwendete, aber es gelang ihm nicht, ihn damit aus der Reserve zu locken.
    »Ich glaube durchaus daran, dass es Kräfte in der Natur gibt, die wir noch lange nicht verstehen und vielleicht niemals verstehen werden«, antwortete Frank. »Und ich glaube auch, dass es Orte auf dieser Welt gibt, an denen man diese Kräfte stärker spürt. Heilige Orte, meinetwegen. Orte, an denen die Menschen seit Urzeiten ihre Heiligtümer und Kirchen erbaut haben, ganz einfach, weil sie spürten, dass es richtig ist, sie dort zu bauen.«
    »Was ich gespürt habe, war jedenfalls ganz und gar nicht heilig«, antwortete Mike. »Es war ... unheimlich. Fremd. Es hat mir Angst gemacht.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus«, sagte Frank. Er schüttelte abermals und noch heftiger den Kopf. »Verdammt, ich bin wirklich enttäuscht. Warum hast du mir nichts erzählt?«
    Er winkte ab, als Mike antworten wollte. »Schon gut, ich kann mir die Antwort denken. Aber du glaubst doch nicht, dass du jetzt von einem uralten indianischen Geist verfolgt wirst, oder?«
    Mike funkelte ihn an. Frank wusste ganz genau, wie sehr er Fragen hasste, die die einzig mögliche Antwort bereits vorga-ben. »Was zum Teufel soll ich darauf antworten?«
    »Wie wäre es mit der Wahrheit?«
    Es wäre sinnlos gewesen, etwas zu antworten. Wenn es einen Menschen auf der Welt gab, der ihn hätte verstehen können, dann Frank. Aber er hatte es vermasselt. Es war ihm nicht gelungen, seine Gefühle wirklich zum Ausdruck zu bringen.
    Oder hatte irgendetwas in ihm dies vielleicht sogar zu verhindern versucht?
    »Du hast Recht«, sagte er. »Vielleicht ... habe ich mich da einfach in etwas hineingesteigert.« Er zwang sich zu einem Grinsen. »Aber die Idee mit den heiligen Orten kriegst du 40
    nicht, damit das klar ist.«
    »Sehr komisch«, sagte Frank. Er lachte nicht. »Gehen wir ins

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