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Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seine Lippen bewegten sich lautlos, aber Mike konnte sich die dazu passenden Worte lebhaft vorstellen. Als Harley-Davidson die halbe Strecke zurückgelegt hatte, drehte sich der Indianer um, und der Fettsack blieb abrupt stehen. Aus dem Zorn auf seinem Gesicht wurde Überraschung, dann Schrecken, der den Bruchteil einer Sekunde später in nackte Panik umschlug. Auch der Indianer machte einen Schritt nach vorne und trat damit wieder ganz in Mikes Blickfeld, sodass dieser nun erkennen konnte, was er in der Hand hielt.
    Den Tomahawk.
    Mike war nicht überrascht.
    Harley-Davidson schrie irgendetwas, wirbelte auf der Stelle herum und rannte mit gewaltigen Sätzen davon. Der Indianer wartete, bis der Fettsack die Theke fast erreicht hatte, bevor er den Arm in die Höhe riss und die Axt schleuderte. Der Tomahawk verwandelte sich in einen wirbelnden Schatten, der den Harley-Mann genau zwischen die Schultern traf und mit solcher Wucht gegen die Theke schleuderte, dass eines der Ölfässer umfiel und die gesamte Konstruktion zusammenbrach.
    Der Indianer wandte sich wieder der Wand zu, suchte einen 48
    Moment konzentriert und streckte dann die Hand aus. Als sein Arm wieder in Mikes Blickfeld auftauchte, hielt er ein kunst-voll gefertigtes Feuersteinmesser in der Hand. Ohne Hast drehte er sich um und ging auf den gestürzten Harley-Mann zu.
    Mike warf sich mit verzweifelter Kraft zurück, aber seine mit dem Beckenrand verwachsenen Hände ließen sich keinen Millimeter bewegen. Verzweifelt schloss er die Augen und konzentrierte sich darauf, in die Wirklichkeit zurückzufinden.
    Er wusste, dass nichts von dem, was er zu sehen glaubte, wirklich geschah. Wenn er die Trugbilder als das entlarvte, was sie waren, dann würden sie verschwinden.
    Aber sie taten es nicht. Diesmal funktionierte der Trick nicht.
    Hilflos und leise wimmernd vor Entsetzen, war er dazu verurteilt, das weitere Geschehen zu verfolgen.
    Der Indianer hatte den Fettsack erreicht und ließ sich neben ihm in die Hocke sinken. Der Harley-Mann lebte noch. Blut lief in Strömen über seinen Rücken und bildete eine schwarze, rasch größer werdende Lache rings um seinen Körper, aber er bewegte sich noch: Seine Hände tasteten verzweifelt umher und suchten einen Halt, an dem sie sich festklammern konnten.
    Der Indianer sah ihm eine Weile mit offensichtlichem Interesse dabei zu, dann rammte er das Messer mit der Spitze in den Boden, beugte sich vor und riss die Axt aus dem Rücken. Das Bild blieb stumm, aber Mike konnte den gequälten Aufschrei des Mannes tief in seiner Seele spüren.
    Wieder warf Mike sich zurück. Seine Hände waren noch immer mit dem Porzellan des Waschbeckens verwachsen. Er hörte ein helles Knirschen, und als er sich ein zweites Mal mit noch größerer Kraft nach hinten warf, spürte er einen scharfen Schmerz und konnte die Finger ein paar Millimeter bewegen.
    Vielleicht funktionierte es ja so. Irgendetwas war in seinem Kopf so gründlich durcheinander geraten, dass ihm das Wissen, nur einer Halluzination zu erliegen, nichts mehr nutzte. Aber vielleicht konnte er das Spiel ja mitspielen. Er warf sich wieder 49
    zurück, ignorierte den schlimmer werdenden Schmerz in seinen Händen und registrierte befriedigt, dass er die Finger nun eindeutig freier bewegen konnte.
    Aber auch das Drama im Spiegel nahm seinen Fortgang. Der Indianer hatte den Harley-Mann mittlerweile herumgedreht und sah ihm nun nachdenklich ins Gesicht, wobei er unentwegt den Kopf von der einen Seite auf die andere legte wie ein Künstler, der sein Modell begutachtet und noch nicht ganz sicher ist, aus welchem Blickwinkel heraus er es malen soll. Schließlich streckte er die Hand aus und grub die Finger in das Haar des Harley-Mannes, um dessen Kopf anzuheben.
    Der Harley-Mann bäumte sich trotz seiner schweren Verle tzung auf und versuchte, die Hand seines Peinigers zur Seite zu drücken. Die Aktion kostete ihn drei Finger, vielleicht auch vier, denn der Indianer ergriff seine Hand, presste sie auf den Boden und schlug mit dem Tomahawk zu. Die Feuersteinklin-ge fuhr fast bis zum Anschlag in den Boden und blieb zitternd stecken.
    Abgehackte Fingerglieder flogen davon wie blutiges Popcorn.
    Der Fettsack bäumte sich kreischend auf und schleuderte den Indianer von sich.
    Mike warf sich abermals zurück. Porzellan splitterte. Ein grässlicher Schmerz pulsierte durch seine Finger und raste in Wellen bis in seine Schulter hinauf. Etwas Warmes und Klebriges begann aus seinen Fingern zu

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