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Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Betten verstaut, jetzt aber stand Stefan - mit nassen Haaren und nur 74
    mit Boxershorts und T-Shirt bekleidet - mitten im Zimmer und zielte mit der Fernbedienung wie mit einer Waffe auf den Fernseher. Offensichtlich war Mike, ohne es zu merken, eingeschlafen.
    »Sag mal, musst du jetzt fernsehen?«, murrte er.
    Stefan erledigte das Country-Gedudel mit einem gezielten Schuss seiner Fernbedienung und wurde mit einem Sony-Werbespot belohnt, der - wie hätte es anders sein können? -
    ebenfalls mit Country-Musik unterlegt war. Mike war nicht ganz sicher, aber es hörte sich beinahe wie Dolly Parton an.
    »Ja, muss ich«, antwortete Stefan. »Entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken.« «
    »Hast du aber«, maulte Mike. »Schalt die Kiste aus. Wenn du auf Country-Musik stehst, kaufe ich dir morgen früh eine CD.
    Lass mich schlafen.« Dabei stemmte er sich allerdings, als wolle er sich selbst Lügen strafen, auf die Ellbogen hoch und rieb sich mit der linken Hand den Schlaf aus den Augen. Erst jetzt bemerkte er, dass auch Frank sich im Zimmer aufhielt, ebenfalls umgezo gen und frisch geduscht. Mike war definitiv länger als ein paar Augenblicke weg gewesen. Nun, wenigstens hatte er keinen Albtraum gehabt!
    »Ich stehe nicht auf Country-Musik, sondern auf Nachrichten«, sagte Stefan, während er immer schneller durch die Kanäle zappte.
    »Nachrichten?« Mike stemmte sich weiter hoch und unterdrückte ein Gähnen. »Wieso?«
    »Moab-News«, sagte Stefan grinsend. Wieso war er eigentlich so unverschämt wach? »Ich bin publicity-geil, weißt du?«
    Mike verstand kein Wort, aber er setzte sich vollends auf, und Frank erklärte: »Vielleicht bringen sie was über den Mord in den Nachrichten.«
    »Welchen Mord?«, murmelte Mike. Dann erinnerte er sich.
    »Ach so, den.«
    Frank maß ihn mit einem schrägen Blick, sparte sich aber 75
    jeden Kommentar und verschwand in der Küche, um mit einer Kaffeekanne und drei Styropor-Bechern zurückzukommen.
    Mike wollte automatisch ablehnen - er wollte schlafen, verdammt -, aber dann fiel ihm wieder ein, was man hierzulande unter Kaffee verstand, und griff dankbar zu. Die beiden Quälgeister würden so schnell keine Ruhe geben, und von dem Zeug würde er höchstens noch müder werden.
    Während er vorsichtig an dem kochend heißen Gebräu nippte, hatte Stefan endlich einen Kanal gefunden, auf dem eine lokale Nachrichtensendung lief, und stellte den Ton lauter. Mike war viel zu müde, um seine bescheidenen Englischkenntnisse zusammenzuklauben, aber Stefan und Frank lauschten mit offensichtlicher Konzentration. Es dauerte eine ganze Weile, bis Stefan schließlich den Fernseher abschaltete und die Fernbedienung auf den Tisch legte. Er wirkte äußerst zufrieden.
    »Und?«
    »Nichts«, sagte Stefan. »Kein Wort in den Nachrichten.
    Weder über den Mord, noch über uns. Ich schätze, wir haben gewonnen.«
    »Oder sie wollen uns in Sicherheit wiegen, und die Nationa l-garde ist bereits dabei, das Hotel zu umstellen«, murmelte Mike. Er war selbst nicht ganz sicher, ob die Worte so scherz-haft gemeint waren, wie sie klangen.
    »Kaum«, antwortete Stefan, während er sich einen Kaffee eingoss. »Wenn sie wüssten, wer wir sind, hätten sie uns längst hopsgenommen. Irgendwo draußen in der Wüste, wo keine Unbeteiligten gefährdet wären.«
    »Wenn du meinst.«
    Stefan legte den Kopf auf die Seite und maß Mike mit einem Blick, der irgendwo zwischen Verwirrung und purer Feindse-ligkeit schwankte. »Was ist eigentlich los mit dir?«, fragte er.
    »Wir haben gewonnen. Hast du das nicht kapiert, oder gefällt dir dieser Gedanke nicht? Es ist vorbei. Ab sofort sind wir 76
    wieder ganz normale Touristen. Was machen wir morgen?
    Fahren wir mit den Bikes durch das Valley, oder mieten wir uns ein paar Pferde?«
    »Ich hoffe, deine Erleichterung kommt nicht ein wenig verfrüht«, wandte Mike ein. »Ich will ja nicht den penetranten Schwarzseher spielen, aber denkt mal daran, wo wir sind.«
    »In einem Hotelzimmer«, antwortete Stefan. »Wieso?«
    »In einem Hotel, in dem ich vor drei Monaten ein Zimmer auf unsere Namen gebucht habe, auch wenn wir erst morgen hier sein sollten«, korrigierte ihn Mike. »Ich hab nämlich nachgedacht, wisst ihr? Euren Optimismus in allen Ehren: Aber jeder auch nur halbwegs begabte Schnüffler wird darauf kommen, hier nach uns zu suchen, wenn wir nicht in unserem für heute gebuchten Quartier am Lake Powell auftauchen. Weil er nämlich nacheinander alle Motels

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