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Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorgestreckt, ging Mike weiter.
    Als er nach einer Weile stehen blieb und sich umdrehte, war das Feuer verschwunden. Entweder hatte er eine größere Distanz zurückgelegt, als vermutet, oder die Flammen waren rascher erloschen, als er geschätzt hatte. Aber welchen Unterschied machte das schon? Dies hier war nicht die Realität, sondern ein Traum, eine komplette Welt, die sein Unterbewusstsein erschaffen hatte, um ihm irgendetwas mitzuteilen.
    Aber was?
    Während Mike langsam weiterging, versuchte er seine Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen. Die Höhle war groß und hatte trotz ihrer Weitläufigkeit und der Härte der Wände etwas sonderbar Organisches, fast als befände er sich inmitten eines riesigen steinernen Herzens. Er fragte sich, was Frank zu dieser Umgebung sagen würde. Wahrscheinlich würde er seinem Ruf als Hobbypsychologe gerecht werden und 82
    irgendetwas von einer unbewussten Sehnsucht nach der Rückkehr in den Mutterleib faseln - die organischen Formen, die Dunkelheit und das rote Licht, das im Takt eines gewaltigen schlagenden Herzens pulsierte.
    Aber so einfach war es nicht.
    Mike beschleunigte seine Schritte, so weit es das schwache Licht zuließ. Die rückwärtige Wand der Höhle schien fast im gleichen Tempo vor ihm zurückzuweichen, in der er darauf zuging, aber eben nur fast. Als er sich der Wand bis auf zehn Schritte genähert hatte, erkannte er, dass sie mit primitiven Malereien übersät war. Er konnte sich gut daran erinnern, sie auch beim letzten Mal hier gesehen zu haben.
    Er trat noch einen Schritt näher und versuchte trotz der Dunkelheit, Einzelheiten auszumachen. Die meisten der Wandmalereien waren einfach: Strichmännchen, die mehr in den Stein gekratzt als hineingemeißelt waren, und viele waren schon fast bis zur Unkenntlichkeit verblasst. Sie mussten uralt sein. Es waren ganz eindeutig indianische Felszeichnungen.
    Man brauchte kein Spezialist für die Kunst der nordamerikani-schen Ureinwohner sein, um das zu erkennen - aber man brauchte ebenso wenig ein solcher Spezialist sein, um zu begreifen, dass etwas mit diesen Zeichnungen nicht stimmte.
    Mike konnte nicht sagen, was, aber etwas an diesen Wandmalereien war ... sonderbar. Sonderbar auf eine Art und Weise, die ganz und gar nicht in Ordnung war.
    Vielleicht lag es am Ursprung dieser Zeichnungen. Wenn sie Relikte der Anasazi waren - und daran zweifelte er keinen Augenblick -, dann waren sie etwas vollkommen Neues für seine Welt. Denn seines Wissens gab es keine Berichte über Höhlenmalereien dieses alten Indianerstammes.
    Ja, diese Bilder waren ... beunruhigend.
    Er hörte ein Geräusch. Metall, das auf Stein klapperte. Dann ein Husten, vielleicht auch ein Lachen. Hastig drehte er sich um. Im ersten Moment sah er nicht mehr als zuvor: rotes Licht, 83
    das in einigen Schritten Entfernung mit den Schatten verschmolz und aus allen Richtungen zugleich zu kommen schien.
    Das Geräusch wiederholte sich nicht.
    Mike machte einen vorsichtigen Schritt, blieb stehen und machte einen zweiten. Der dritte wäre um ein Haar sein letzter gewesen; wenigstens der letzte, den er an diesem Tag mit heilen Knochen getan hätte.
    Er konnte nicht sagen, ob er stolperte und fiel, weil er auf-wachte, oder ob er erwachte, weil er gestolpert war. Das Ergebnis blieb das Gleiche: Mike befand sich unvermittelt und mit wild rudernden Armen in einer rasanten Vorwärtsbewe-gung. Sein rechter Fuß war ins Leere getreten. Da, wo der Höhlenboden sein sollte, war nichts mehr.
    Mike ruderte immer heftiger mit den Armen, sah die Sinnlo-sigkeit seiner Bemühungen schließlich ein und zog instinktiv den Kopf ein. Er wollte sich zusammenrollen, um den erwarteten Aufprall abzufangen, doch es war zu spät. Die Schwärze, die ihm entgegensprang, war zwar nicht der Boden der ge-träumten Höhle, aber sie war hart wie Stein.
    Er schlug auf, verspürte einen dumpfen Schmerz, der überall gleichzeitig in seinem Körper zu explodieren schien, und schmeckte Blut, als er sich auf die Zunge biss. Dann war es vorbei. Der Schmerz erlosch so plötzlich, wie er gekommen war. Nur der Blutgeschmack und ein heftiges Brennen auf seinen Handflächen blieben zurück.
    Mike blieb einen Moment reglos liegen, ehe er vorsichtig den Kopf hob und sich benommen umsah.
    Im ersten Moment gelang es ihm nicht, sich zu orientieren. Es war dunkel, und er lag auf etwas, das eindeutig zu hart für den Teppichboden des Hotelzimmers war - das war alles, was er mit Sicherheit sagen konnte. Und es

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