Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
hatte er selbst geschrieben, und Frank hatte ihm bei den Recherchen 79
    geholfen. Er wusste sehr wohl, was sein Freund meinte.
    »Hör zu«, sagte er. »Ich bin jetzt wirklich müde und möchte schlafen. Ich mache dir einen Vorschlag: Wir warten ab, was morgen passiert, und wenn nichts passiert, verspreche ich dir, dass ich ein braver Junge sein werde und den Rest des Urlaubs in vollen Zügen genieße.«
    Frank lächelte, aber es war eigentlich nur ein freudloses Verziehen der Mundwinkel. Mike hatte unabsichtlich etwas angesprochen, was sie vermutlich alle drei bereits ahnten: Ihr Urlaub war vorbei. Das große Abenteuer war ihnen gründlich verdorben, und aus dem Traum begann allmählich ein Albtraum zu werden. Nichts würde daran noch etwas ändern. Mike flehte nur, dass nicht auch noch ihre Freundschaft auf der Strecke blieb.
    »Und wenn etwas passiert?«, fragte Frank schließlich.
    »Dann kaufe ich mir eine Packung Zigaretten und übertrage dir ganz offiziell die Leitung des gesamten Unternehmens«, antwortete er. »Ich meine es ernst. Vielleicht hättest du von Anfang an die Führung übernehmen sollen.«
    »Wir sind im Urlaub, nicht im Manöver«, erinnerte Frank.
    »Niemand ist hier der Boss.«
    »Vielleicht wäre das aber besser so.«
    »Vielleicht«, sagte Frank schulterzuckend. »Aber bestimmt nicht ich. Such dir jemand anderen, dem du die Verantwortung aufhalsen kannst.«
    Und damit ging er. Mike dachte noch einen Moment -
    vergeblich - darüber nach, was genau er eigentlich gesagt hatte, um Frank derart gründlich zu verstimmen. Dann löschte er das Licht, tastete sich im Dunkeln zur Couch zurück und schlief ein, noch bevor sein Kopf das Kissen berührt hatte.

    *

    Diesmal träumte er.

    80
    Und er war sich vollkommen darüber im Klaren, dass er träumte. Er war wieder in der Höhle, in der er den Schamanen getroffen hatte. Rotes Licht umgab ihn wie eine warme, leuchtende Flüssigkeit. Das Lagerfeuer brannte, und er hörte wieder das regelmäßige Geräusch fallender Steine, ohne genau die Richtung orten zu können, aus der es kam. Der Schamane war verschwunden. Wo er gesessen hatte, war nur noch ein flacher Abdruck in dem pulverigen roten Staub zu erkennen, der den Boden bedeckte. Es war wie eine getreuliche Fortsetzung seines Traumes aus der vergangenen Nacht, nur dass eine der Hauptpersonen fehlte und auch Frank nicht kommen würde, um so lange mit einer Bierdose auf den Nachttisch zu schlagen, bis Mike erwacht war. Warum hatte sich sein Unterbewusstsein die Mühe gemacht, die Kulisse noch einmal so detailliert nachzubauen, wenn die Protagonisten des Stückes fehlten?
    Vielleicht, weil er selbst diesmal die Hauptperson war?
    Das ergab noch weniger Sinn.
    Mike wunderte sich ein wenig, dass er überhaupt in der Lage war, diesen Gedanken zu fassen. Er träumte selten - zumindest erinnerte er sich wie die meisten Menschen selten an seine Träume -, aber er wusste, dass es nicht zur gängigen Dramatur-gie eines Traumes gehörte, sich des Umstandes, dass man träumte, bewusst zu sein.
    War das beim letzten Mal auch so gewesen?
    Er erinnerte sich nicht.
    Seltsam - er befand sich inmitten eines Traumes und war sich dieser Tatsache mehr als deutlich bewusst, aber an den beinahe identischen Traum der vergangenen Nacht erinnerte er sich nur unklar ...
    Vielleicht reichte es, wenn er sich einfach darauf konzentrie r-te, aufzuwachen.
    Er schloss die Augen und versuchte, sich das Hotelzimmer in allen Einzelheiten vorzustellen, doch als er die Augen wieder 81
    öffnete, stand er noch immer in der Höhle.
    Gut, dann reichte es eben nicht.
    Unschlüssig sah er sich um. Das Feuer war bereits sichtbar heruntergebrannt, und die Schatten in der Höhle begannen dunkler zu werden. Die Flammen verzehrten das trockene Holz mit unheimlicher Schnelligkeit. Wenn er noch ein paar Minuten hier herumstand, würde vollkommene Dunkelheit über ihn hereinbrechen, und dann würde dieser sonderbare Traum todlangweilig werden. Bestenfalls.
    Viel wahrscheinlicher aber gefährlich.
    Mike drehte sich um und ging wahllos in irgendeine Richtung. Auch als er den Lichtschein des rasch ersterbenden Feuers verließ, wurde es nicht vollkommen dunkel. In der Luft lag ein mattes, dunkelrotes Glühen, das aus keiner bestimmten Quelle zu kommen schien und langsam pulsierte - nicht hell genug, dass man wirklich etwas erkennen konnte, aber ausreichend, um sich zu orientieren und nicht gegen ein Hindernis zu prallen. Langsam, die rechte Hand tastend

Weitere Kostenlose Bücher