Invaders: Roman (German Edition)
sie alle kennenzulernen. Von heute an sind wir in der Lage, Urlaubsreisen in über hundert verschiedene Epochen anbieten zu können, die von der Renaissance bis zum alten Ägypten und sogar bis zur Urgeschichte reichen. Das sind gewaltige Fortschritte, wenn man bedenkt, dass wir anfangs, also vor fünfzehn Jahren, nur eine Handvoll Reiseziele anbieten konnten. Heute Abend sind wir hier versammelt, um das phantastische Wachstum der Zeittourismusbranche im vergangenen Jahr zu feiern. Wir sind hier, um die Tatsache zu feiern, dass es uns gelungen ist, der Menschheit ein tieferes Verständnis für ihre Vergangenheit zu vermitteln. Vor allem aber sind wir hier, um die Zeitreiseführer zu feiern, diese Botschafter der Vergangenheit.«
Geoff bohrte in der Nase und schmierte den Popel an eine der Säulen.
»Doch leider«, setzte Mr. Knight seine Ausführungen fort, »gibt es da draußen eine kleine Gruppe von Leuten, die die Segnungen des Zeitreisens missbrauchen möchte. Diese Leute wollen diese unsere neue Freiheit dazu benutzen, den Lauf der Geschichte nach ihren egoistischen Vorstellungen umzugestalten. In einer solchen Krisensituation dürfen wir all jene nicht vergessen, die unermüdlich daran arbeiten, uns vor dieser Gefahr zu schützen. Ich sage es ganz deutlich: Zeitreisen sind immer sicher gewesen, und dass dies so bleibt, haben wir vor allem einem Mann zu verdanken. Ich bitte um Applaus für den zweifachen Nobelpreisträger, unseren Chefphysiker Dr. Eric Skivinski!!!«
Wieder applaudierten alle wie wild.
»Wo ist denn Eric?«, rief Mr. Knight und blickte suchend umher. Einige der Anwesenden drehten den Kopf, doch Eric war nirgends zu sehen.
»Macht nichts«, erklärte Mr. Knight, obwohl ihm Erics Abwesenheit ein wenig peinlich zu sein schien. »Sicher werden Sie alle ihn später noch begrüßen können. Bitte holen Sie sich einen Drink, machen Sie sich miteinander bekannt, vor allem aber: Genießen Sie den Abend!«
Die Menge spendete erneut Applaus, der diesmal nicht ganz so enthusiastisch ausfiel. Offenbar hatten die Leute das ständige Klatschen satt. Mr. Knight kletterte von seinem Tisch herunter und mischte sich unter die Gäste. Die Anwesenden nahmen ihre unterbrochenen Gespräche wieder auf.
Geoff ging zu Tim hinüber, der mit gerecktem Hals Ausschau hielt.
»Was machst du denn da?«, fragte Geoff.
»Ich suche nach Eric«, erwiderte Tim. »Hast du ihn gesehen? Mr. Knight wird ganz schön sauer sein, wenn er sich heute Abend nicht blicken lässt …«
»Was hat Mr. Knight eigentlich für eine Funktion?«, erkundigte sich Geoff.
»Mr. Knight? Er ist der Präsident der Firma. Befasst sich hauptsächlich mit den organisatorischen Aspekten des Geschäfts. Er kümmert sich um die Finanzierung, handelt mit der Regierung Bestimmungen für den Zeittourismus aus, legt unsere unternehmerischen Prinzipien fest und hält die Aktionäre bei Laune. Auf dieser Ebene musst du dich oft mit ziemlich aalglatten Typen herumschlagen, aber das gelingt ihm ausgezeichnet.«
Geoff sah zu Mr. Knight hinüber, der in der hintersten Ecke des Raums stand und sich mit einem übergewichtigen, gut angezogenen Mann unterhielt.
»Komm, lass uns mit ihm reden«, schlug Tim vor. »Dann wirst du verstehen, was ich meine.«
Geoff nahm ein Glas Wein von einem Tisch und folgte Tim durch den Raum, indem er sich durch die zahlreichen Gruppen gut gekleideter Männer und Frauen drängte, die angeregt miteinander plauderten.
»Das ist der Verteidigungsminister, mit dem er da gerade spricht«, erklärte Tim, während er sich an einigen Männern vorbeischlängelte, die mit Togen bekleidet waren. »Wahrscheinlich streiten sie sich wieder mal darüber, wie groß die Gefahr ist, die von den Terroristen droht.«
Der Verteidigungsminister hatte den Umfang eines ausladenden Polstersessels. Er hatte fette rote Wangen, ein fliehendes Kinn und einen Hals, der über den Rand seines Kragens quoll. Sein kurzes hellbraunes Haar erinnerte von der Textur her an einen Klettverschluss, und sein Gesicht wirkte so, als kaute er beim Sprechen ständig auf einem Stück Gummi herum.
Während sie sich Mr. Knight und dem Minister näherten, schnappte Geoff einen Teil ihres Gesprächs auf.
»… wenn Sie uns zwingen, den Laden dichtzumachen, bis Sie diese Terroristen geschnappt haben, wäre das eine mutige Entscheidung von Ihnen«, sagte Mr. Knight, der ganz entspannt wirkte. »Eine sehr mutige Entscheidung.«
»Aber Ernest«, entgegnete der
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