Invaders: Roman (German Edition)
wenn wir da sind.« Sie scheuchte die drei Männer in den Fahrstuhl.
»Bitte nennen Sie Ihr Ziel«, verlangte die synthetische Frauenstimme.
»Oberstes Stockwerk«, sagte Ruth.
Die Tür schloss sich, der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
Eric lehnte seinen Krückstock in die Ecke des Lifts und zog ein weißes Taschentuch aus der Tasche. »Ich hoffe, seine Rede ist kürzer als das letzte Mal«, sagte er. Nachdem er sich die Stirn abgetupft hatte, faltete er das Taschentuch zu einem perfekten Dreieck zusammen und steckte es sich in die Brusttasche. »Hattest du die Gelegenheit, sie vorab zu lesen?«
»Keine Bange«, erwiderte Ruth. »Sie dauert nur ein paar Minuten.«
»Und worum geht es diesmal?«
»Um das Übliche. Dass der Zeittourismus der Aufklärung dient und die Leute dazu bringt, die Vergangenheit zu würdigen … Ach ja, und da heute Abend ein paar Spitzenpolitiker anwesend sein werden, wird er öffentlich versichern, dass vom Zeittourismus trotz aller Versuche, ihn zu missbrauchen, nach wie vor keine Gefahr ausgehe – dank dir.« Ruth klopfte Eric auf die Schulter. »Möglicherweise erwähnt er dich sogar namentlich.«
»Kann’s kaum erwarten.«
»Dabei fällt mir ein«, fuhr Ruth fort, »Mr. Knight möchte, dass du dem Verteidigungsminister die neuen Sicherheitsmaßnahmen erklärst, die du gerade ausarbeitest. Könntest du vorher noch schnell in dein Labor gehen und die Unterlagen holen?«
Eric nickte. Er sah bleich aus.
»Labor«, sagte er mit leicht zittriger Stimme.
»Danke«, sagte der Fahrstuhl. »Dieser Lift wird am Labor haltmachen, bevor er ins oberste Stockwerk weiterfährt.«
»Sie haben hier Ihr eigenes Labor?«, fragte Geoff.
Tim stieß Geoff an. »Heute Abend werden an dieser Stelle eine ganze Menge anderer Zeitreiseführer versammelt sein«, erklärte er. »Du solltest versuchen, mit einigen von ihnen ins Gespräch zu kommen. Die können dir sicher ein paar Tipps zu deinem Job geben, die du von uns nicht bekommen kannst.«
Geoff schwieg und zerrte an seiner Fliege herum, die Tim ein wenig zu fest gebunden hatte.
»Geoff?«
Keine Antwort.
»Geoff! Sag doch was!«
»Souterrain!«, sagte Geoff.
»Danke für Ihr Feedback«, antwortete der Fahrstuhl. »Nachdem dieser Lift das oberste Stockwerk erreicht hat, wird er zum Souterrain fahren.«
Tim seufzte.
»Bist du jetzt zufrieden?«, fragte er.
Mr. Knight klopfte mit einem Löffel gegen sein Weinglas.
»Verehrte Anwesende!«, rief er. Er schien ein wenig außer Atem zu sein. »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«
Die Gespräche ringsum verstummten, und alle Blicke richteten sich auf Mr. Knight, dem Ruth gerade half, auf seinen Schreibtisch zu steigen – vermutlich, damit alle ihn sehen konnten, denn Mr. Knight wirkte nicht gerade wie jemand, der dazu neigte, auf dem Tisch zu tanzen, noch nicht mal bei einer Party. Durch die Fenster hinter ihm konnte man die vom Mond beschienene Londoner Skyline ausmachen, die genauso aussah, wie Geoff sie aus seiner Zeit in Erinnerung hatte. Die Nachbildung war wirklich äußerst gelungen.
Die oberste Etage hingegen hatte sich seit seinem ersten Besuch hier beträchtlich verändert und war kein leeres Großraumbüro mehr, nur mit einem einsamen Schreibtisch in der Ecke. Mit ihrem glänzenden Marmorfußboden, den über den Raum verteilten Springbrunnen und den wuchtigen, bis zur Decke reichenden Säulen ähnelte sie heute eher einem römischen Palast. Geoff klopfte gegen eine der Säulen. Massiver Stein. Er konnte kaum glauben, dass dies der Raum sein sollte, den er schon einmal aufgesucht hatte.
Er wandte sich Tim zu, der auf einer Art Chaiselongue saß. »Wo kommt denn die ganze Ausstattung her?«, flüsterte er.
»Oh, die ändert sich von Mal zu Mal«, erwiderte Tim und warf sich eine Weintraube in den Mund. »Die jährliche Einführungsparty wird jeweils von einem anderen Zeitreiseführer ausgerichtet, der sich um Essen und Dekor kümmern muss. Dieses Jahr ist der Zeitreiseführer aus dem antiken Rom dran.«
»Ladys und Gentlemen«, rief Mr. Knight und ließ den Blick von seinem erhöhten Standort aus über die Menge schweifen. »Willkommen auf der zehnten jährlichen Zeitreiseführereinführungsparty!«
Die Gäste spendeten lautstark Beifall.
Mr. Knight wartete, bis sich der Lärm gelegt hatte. »Heute Abend«, fuhr er fort, »haben wir die Ehre, vier neue Zeitreiseführer in unserer Organisation begrüßen zu dürfen. Sie werden später noch die Gelegenheit haben,
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