Invaders: Roman (German Edition)
stellte ihn an.
»Dann konntet ihr also alles klären, ja?«, fragte Geoff. »Ihr habt den Täter erwischt, den Algorithmus in Ordnung gebracht und all das?«
Tim sah Geoff eine Weile schweigend an.
»Nicht ganz«, sagte er schließlich.
»Wie bitte?« Geoff riss die Augen übertrieben weit auf.
»Nicht ganz«, wiederholte Tim.
Geoff setzte sich an den Küchentisch und spielte ernsthaft mit dem Gedanken, den Kopf gegen die Tischplatte zu rammen.
Er nahm sich jedoch zusammen. »Mit nicht ganz «, sagte er, »meinst du da nein ?«
»Wir haben zwar ein paar Anhaltspunkte, aber wir wissen immer noch nicht mit Sicherheit, wer dich überfallen hat«, erwiderte Tim, während er die Milch aus dem Kühlschrank nahm. »Und was den Supercomputer angeht, den konnten wir noch nicht in Ordnung bringen. Eric hat aus Sicherheitsgründen keine Aufzeichnungen über seine Arbeit hinterlassen, denn die hätten in die falschen Hände fallen können, und soweit uns bekannt ist, hat er es vor seinem Tod nicht mehr geschafft, irgendjemand mitzuteilen, was es mit der Lücke im Algorithmus auf sich hat.«
»Was zum Teufel machst du dann hier?«, fragte Geoff. »Ist das nicht gefährlich?«
»Ja und nein«, antwortete Tim, während er darauf wartete, dass das Wasser im Kessel kochte. »Wir haben nämlich einen Plan.«
Geoff zog erneut in Betracht, den Kopf gegen die Tischplatte zu rammen. Er hasste Pläne. Nach seiner Erfahrung war ein Plan etwas, das sich ohnehin nie realisieren ließ. Mit dreizehn Jahren hatte er den Plan gehabt, Rockstar zu werden. Als Zeitungsausträger hatte er den Plan gehabt, Zoë um ein Date zu bitten. Er hatte jedoch schnell herausgefunden, dass Pläne immer an bestimmten Hindernissen, die man nicht einkalkuliert hatte, scheiterten. Im Fall des Rockstar-Plans hatte er die Tatsache unberücksichtigt gelassen, dass er völlig unfähig war, einem Musikinstrument etwas anderes als Misstöne zu entlocken, und im Fall von Zoë hatte er nicht bedacht, was für ein Feigling er war. Nein, so perfekt ein Plan auch immer sein mochte – Geoff konnte einfach nicht glauben, dass die Dinge genau wie erwartet verlaufen würden. Selbst dem Plan eines ihrer Nachbarn, einen Wintergarten anzulegen, stand er skeptisch gegenüber.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Geoff. »Du weißt, was ich von Plänen halte …«
»Das kommt daher, dass deine Pläne immer schwachsinnig sind«, erwiderte Tim, während er die letzten zwei Teebeutel in die Tassen gab und Milch hinzugoss. »Ich erinnere dich nur daran, wie du Komparse bei Star Wars werden wolltest und George Lucas ein Foto von dir geschickt hast, auf dem du dir die Haare wie einen Supersternzerstörer frisiert hattest. Unser Plan ist von vorn bis hinten durchdacht .«
»Mir ist immer noch schleierhaft, warum das damals nicht geklappt hat«, sagte Geoff. »Dabei hatte ich sogar die Schildgeneratoren gut hinbekommen …«
Ohne ein Wort zu sagen, goss Tim das kochende Wasser in die Tassen. Geoff hatte den Eindruck, dass Tim eher über dringendere Angelegenheiten reden wollte.
»Wie sieht denn nun euer brillanter Plan aus?«, erkundigte sich Geoff. »Und ist er irgendwie gefährlich für mich?«
»Ein bisschen«, erklärte Tim. Nachdem er die Teebeutel herausgefischt hatte, reichte er Geoff eine der Tassen.
»Wie?«, hakte Geoff nach. »Hast du eben gesagt ein bisschen ?«
»Der Plan besteht darin, dass wir dich als Köder einsetzen wollen. Um den Täter aus der Reserve zu locken.«
»Köder?«, wiederholte Geoff. Er bedauerte, dass er nicht gerade von seinem Tee trank, weil ihn das um die Möglichkeit brachte, schön melodramatisch zu reagieren, indem er den Tee in hohem Bogen ausspuckte, um zu zeigen, wie schockiert er von dem war, was Tim gesagt hatte.
»Nach unserer Auffassung hat das Vorhaben dieser Leute, die Geschichte zu verändern, etwas mit dir zu tun.«
»Mit mir?«
»Wir wissen zwar nicht, warum, aber wir wissen immerhin, dass es da eine Verbindung gibt. Der Kapuzenmann, der dich beim großen Brand von London beobachtet hat, der Mann, der dich in Erics Labor überfallen hat – aus irgendeinem Grund scheint sich alles um dich zu drehen.«
»Das verstehe ich nicht«, erwiderte Geoff. »Was soll denn …«
»Und noch etwas«, fiel Tim ihm ins Wort. »Hältst du es nicht auch für beunruhigend, dass du nicht tot bist?«
»Nein«, antwortete Geoff. »Eigentlich bin ich damit ganz zufrieden. Ich finde es großartig, nicht tot zu sein.«
»So hab ich das
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