Invaders: Roman (German Edition)
dauern.
»Also, er war auf jeden Fall anders, als ich erwartet hatte«, meinte Geoff. »Als ich morgens aufgewacht bin, dachte ich noch, das einzige Ungewöhnliche, was ich machen würde, wäre, Wäsche zu waschen.«
Plötzlich wurde Geoff wieder sehr warm.
Das Licht hatte sich grün gefärbt.
Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren.
14 Schon wenige Minuten nach seiner Rückkehr wurde Geoff bewusst, wie sehr ihm all die kleinen Eigenheiten seines Zuhauses gefehlt hatten, all die kleinen Annehmlichkeiten, die er bisher für selbstverständlich gehalten hatte. Beim Öffnen der Haustür schlug ihm der typische Geruch des Hauses entgegen, der zwar leicht ekelhaft war, irgendwie aber auch etwas Beruhigendes hatte, und als er die zwei alten Socken erblickte, die aus unerfindlichen Gründen über dem Treppengeländer hingen, lächelte er still in sich hinein. Selbst das vertraute Geräusch der Toilettenspülung weckte nostalgische Gefühle in ihm. Die Zukunft mochte jubelnde Menschenmengen, eine phantastische Technologie und eine erhöhte Lebensqualität zu bieten haben, aber wusste er in der Zukunft denn, welche Dielen knarrten und welche nicht? Nein. Konnte er in der Zukunft den ganzen Tag im Bademantel rumlaufen? Nein. Wenn die Zukunft ihn für sich gewinnen wollte, musste sie sich schon was Besseres einfallen lassen.
Geoff setzte sich aufs Sofa, zog die Schuhe aus und starrte eine Zeitlang mit leerem Blick zur Decke. Es war zweifellos ein irrer Tag gewesen: Er hatte die Vernichtung der Dinosaurier miterlebt, war in die Zukunft gereist, wie eine Berühmtheit behandelt worden, hatte sich mit Leuten aus der Antike unterhalten, war brutal überfallen worden und hatte sogar noch sein Gedächtnis verloren. Am allerungewöhnlichsten aber war, dass man ihm einen Job angeboten hatte.
Nach einem anstrengenden Tag belohnte sich Geoff gern damit, dass er etwas Konstruktives machte, etwas, das sein Gehirn in Schwung brachte – beispielsweise indem er zehn Stunden hintereinander Space Commando spielte. Unglücklicherweise hatte seine rechte Hand einiges gegen diese Idee einzuwenden – hauptsächlich deswegen, weil sie kurz zuvor von einem großen Messer durchbohrt worden war – und konnte ein Joypad ebenso wenig halten wie lange Reden. Eins war jedenfalls sicher: Heute würde er nicht in der Lage sein, weiter mit dem Todesbringer zu üben.
Das brachte Geoff in eine missliche Lage. Was sollte er denn tun, wenn er keine Computerspiele machen konnte? Er starrte abermals zur Decke hoch, als könnte ihm die nackte Glühbirne dabei behilflich sein, eine neue Quelle der Unterhaltung zu entdecken. Doch die Glühbirne zeigte sich wenig kooperativ. Geoff griff nach einer Zeitschrift und blätterte sie durch. Dabei stieß er auf einen Artikel über die zehn beliebtesten Nahrungsmittel, ein Interview mit jemandem, von dem er noch nie gehört hatte, und eine Sonderbeilage über Woofer. Geoff warf die Zeitschrift zu Boden und dachte zehn Minuten lang über die lautmalerische Qualität des Wortes Woofer nach, wobei er sich fragte, ob es vielleicht eine angemessenere Bezeichnung für einen Tieftonlautsprecher gab.
Binnen Kurzem fiel ihm vor lauter Langeweile die Decke auf den Kopf. Er versuchte sich die Zeit zu vertreiben, indem er sich einen Tee machte, ein bisschen fernsah und sogar ein wenig aufräumte. Doch das half alles nichts. Nach den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden war es irgendwie nicht der Bringer, seine Socken zu sortieren und sich Deal or No Deal anzusehen. Außerdem gewann der Kandidat nur zehn Pfund.
Allmählich dämmerte es Geoff, dass er vielleicht nie wieder jemanden aus der Zukunft zu Gesicht bekommen würde, obwohl Tim ja das Gegenteil behauptet hatte. Was, wenn es ihnen nicht gelang, den Supercomputer wieder in Ordnung zu bringen? Was, wenn Mr. Knight es nicht schaffte, die Politiker dazu zu überreden, dass sie die Erlaubnis zur Wiederaufnahme des Betriebs erteilten? Ihm fiel wieder ein, was Ruth gesagt hatte – wie sein Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht eingegriffen hätten: Er hätte vor dem Computer gesessen und versucht, selbst ein Spiel zu programmieren, um das Ganze schließlich aufzugeben und für den Rest seines Lebens zwischen banalen Kurzzeitjobs hin und her zu pendeln. Bei diesem Gedanken beschlich Geoff ein mulmiges Gefühl. War er wirklich dazu verurteilt, auf diese Art Leben zurückgestuft zu werden, nachdem er kurz erlebt hatte, wie es war, Zeitreiseführer zu sein? Würde er
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