Invaders: Roman (German Edition)
bedrohliche Situation ergeben, die das Überleben der Menschheit gefährden könnte. Um die Lage zu erläutern, hat jetzt der Verteidigungsminister David Cartwright das Wort.«
Einige der jüngeren Crewmitglieder sahen sich erschrocken an. Einer ließ vor Schreck sogar seinen Tablet- PC fallen, hob ihn aber flugs wieder auf und tat so, als wäre nichts passiert, ein Verhalten, das an das einer Katze erinnerte, die versehentlich vom Sofa fällt und dann versucht, das Ganze zu überspielen.
»Guten Abend alle zusammen«, sagte der Minister und sah sich im Raum um, um die Blicke von möglichst vielen Leuten auf sich zu ziehen. »Wir haben nicht viel Zeit, deshalb fasse ich mich kurz. Heute ist es einem Varsarianer in Menschengestalt gelungen, mit Hilfe der Zeittourismuseinrichtungen den Lauf der Geschichte zu ändern.«
Einige der Anwesenden schnappten entgeistert nach Luft, was Geoff durchaus für verständlich hielt – dass ein außerirdischer Agent den Lauf der Geschichte änderte, kam schließlich nicht alle Tage vor. Er selbst hätte wahrscheinlich noch ganz anders reagiert, hätte er die Story nicht schon zwanzigmal gehört. Der Minister wartete, bis wieder Ruhe eingetreten war, um dann fortzufahren:
»Deshalb besteht jetzt die Gefahr, dass die Menschheit Opfer einer hinterhältigen Verschwörung wird – einer Verschwörung, die darauf abzielt, das Resultat der fehlgeschlagenen varsarianischen Invasion im zweiundzwanzigsten Jahrhundert zu ändern. Wenn man zulässt, dass die Geschichte diese neue Bahn einschlägt, wird es diesen Dreckskerlen gelingen, die Menschheit zweihundert Jahre früher zu vernichten, das heißt, bevor wir die Technologie entwickelt hatten, mit der wir die Invasionsflotte durch einen Zeitwirbel abschmettern konnten.«
Offenbar hielt der Minister dies für den rechten Moment, eine dramatische Pause einzulegen, was er dann auch mit der ganzen Professionalität eines erfahrenen Redners tat. Als Vollblutpolitiker konnte er der Versuchung, sein Publikum auf die Folter zu spannen, einfach nicht widerstehen.
»Aber das werden wir nicht zulassen«, fuhr er mit erhobener Stimme fort. »Wir werden ins einundzwanzigste Jahrhundert zurückreisen und unseren Planeten verteidigen. Wir werden den Varsarianern beweisen, wozu die Menschheit imstande ist und was sie in ihrem Zorn alles vermag. Deshalb glaube ich, dass der heutige Tag in die Geschichte eingehen wird. Nicht als der Tag, an dem wir die Varsarianer endgültig vernichtet haben, und auch nicht als der Tag, an dem wir für die Zukunft der Menschheit gekämpft haben, sondern als der Tag, an dem wir brüderlich zusammengehalten und für die Vergangenheit gekämpft haben!«
»Jawoll!!«, rief die gesamte Crew.
»Seid ihr bereit?!«, schrie der Minister, dessen Stimme sich vor – echter oder gut gespielter – Begeisterung überschlug.
»Jawoll!!!«, rief die Crew von Neuem.
»Dann lasst uns für unsere Vergangenheit kämpfen!«, rief der Minister.
Alle jubelten und ballten drohend die Fäuste, als wollten sie sich um eine Rolle in Top Gun bewerben. Selbst diejenigen, die zuvor so gewirkt hatten, als hätten sie sich lieber krank gemeldet, sprangen – von der zündenden Rede des Ministers völlig aus dem Häuschen – von ihren Sitzen auf. Das musste Geoff dem Minister lassen: Der Mann verstand sich offenbar darauf, eine Menschenmenge aufzupeitschen.
»Wie stehen die Dinge, Mai?«, fragte der Captain, nachdem er dem Minister anerkennend auf den Rücken geklopft und auf seinem Stuhl Platz genommen hatte.
»Die Flotte ist einsatzbereit«, verkündete Mai, deren ruhige Frauenstimme ein willkommenes Antidot zu all dem Testosteron darstellte, mit dem die Luft derart geschwängert war, dass Geoff zu ersticken meinte. »Meine Verbindung mit jedem einzelnen leeren Schiff ist stabil, alle Systeme funktionieren einwandfrei.«
»Dann lass es uns hinter uns bringen«, sagte der Captain und beugte sich vor, um durch das Fenster zu spähen. »Erzeug einen Zeitwirbel und projizier uns ins einundzwanzigste Jahrhundert.«
23 Während die Flotte durch den Weltraum schwebte, saß Geoff auf seinem unbequemen Stuhl und wartete darauf, dass etwas geschah.
Doch es geschah nichts.
»Was ist denn jetzt los?«, fragte Geoff. »Findet die Schlacht nun doch nicht statt, oder was?«
»Wie kommst du denn darauf?«, entgegnete Tim.
»Ich dachte, wir reisen ins einundzwanzigste Jahrhundert zurück«, sagte Geoff. »Sollte uns nicht so ein Zeitdingsbums
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