Invaders: Roman (German Edition)
der Computer der Concordia die Kontrolle über die gesamte Flotte übernehmen soll?«
Captain Holland hielt sich an der Wand fest, da der Fahrstuhl gerade abrupt seine Richtung wechselte. Zu Geoffs Erstaunen bewegte sich dieser Fahrstuhl nicht nur nach oben oder nach unten, sondern auch vorwärts und rückwärts. Und wenn er richtig angeben wollte, schlug er eine diagonale Richtung ein. Außerdem legte er dabei ein solch rasantes Tempo vor, dass die Passagiere jedes Mal, wenn er seinen Kurs änderte, gehörig durcheinandergerüttelt wurden. Dieses ständige Hin und Her erinnerte Geoff an die Fahrstunden, die er mal genommen hatte.
»Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht«, erklärte Captain Holland, der ins Taumeln geriet, als der Fahrstuhl wieder einmal jäh einen Richtungswechsel vornahm. »Wie ich schon sagte, zurzeit haben Hunderttausende von Besatzungsmitgliedern Landurlaub. Wenn Sie den Varsarianern mit der ganzen Flotte entgegentreten wollen – und wenn das sofort geschehen soll –, müssen wir die Kontrolle der Schiffe dem Computer überlassen.«
Der Minister seufzte.
»Ich weiß nicht recht«, sagte er. » Ein Computer hat uns heute schon im Stich gelassen. Die Aussicht, dass das noch einmal passieren könnte, macht mich ein bisschen nervös.«
»Sie brauchen sich wirklich nicht zu sorgen«, sagte der Captain. »Mai ist durchaus in der Lage, die Flotte bei einem Kampfeinsatz zu koordinieren.«
»Mai?«, hakte Geoff nach.
»Das bedeutet Militärische Artifizielle Intelligenz«, flüsterte Tim Geoff ins Ohr. »Sie ist der Bordcomputer.«
»Sie?«, fragte Geoff. »Soll das heißen, dass ihr Computer auch geschlechtlich spezifiziert? Und warum sind die alle weiblich?«
»Mai ist so programmiert, dass sie sich auf jedes Angriffsszenario einstellen kann«, fuhr der Captain fort. »Und sie hat uns noch nie im Stich gelassen. Wenn Sie mich fragen, sind wir fast besser dran, wenn sie alles übernimmt.«
»Und wie soll das dann gehen?«, erkundigte sich Mr. Knight. »Wollen Sie damit etwa sagen, dass der Computer dadurch die volle Kontrolle über jedes Schiff der Flotte hat?«
»Über jedes leere Schiff«, stellte der Captain richtig. »Sie wird sich um den Antrieb kümmern, um die Waffensysteme, um die Schildgeneratoren, einfach um alles. Wenn Mai den Befehl hat, braucht ein Schiff keine Besatzung.«
»Von wie vielen Schiffen reden wir hier eigentlich?«, fragte Ruth.
»Oh, ich würde sagen, von neunzig Prozent der Flotte«, erwiderte der Captain. »Also ungefähr ein paar Tausend.«
»Interessant«, sagte Ruth.
»Hört sich für mich so an, als würden wir alles auf eine Karte setzen«, meinte der Minister. »Wird dieser Computer auch damit fertig? Was, wenn etwas schiefgeht?«
»Beruhigen Sie sich«, sagte der Captain. »Mai wird uns nicht im Stich lassen. Und ich glaube, Sie vergessen, dass unsere Flotte derjenigen, die die Invasion 2781 abgeschmettert hat, weit überlegen ist. In Anbetracht der technologischen Fortschritte, die wir seitdem gemacht haben, dürfte diese Operation kein allzu großes Problem darstellen.«
»Trotzdem gefällt mir die Sache nicht«, sagte der Minister.
»Ob sie Ihnen gefällt oder nicht, spielt hier keine Rolle«, entgegnete der Captain. »Tatsache ist, dass wir keine andere Wahl haben. Entweder Mai – oder wir müssen vier Tage warten.«
»Dann müssen wir wohl tatsächlich alles dem Computer überlassen«, sagte der Minister zögernd und trommelte nervös mit den Fingern gegen die Wand des Fahrstuhls.
Erneut spürte Geoff, wie die Luft vor Spannung förmlich knisterte, und erneut beschloss er, die Situation zu entschärfen. Schließlich war ihm das schon im Büro des Verteidigungsministers gut gelungen.
»Habt ihr mal darüber nachgedacht«, sagte er, »was das Wort Thesaurus zu bedeuten hat?«
Alle starrten ihn verständnislos an.
»Knifflig, nicht?«
»Schön, dass du dich nicht allzu sehr geändert hast«, sagte Tim.
»Guten Abend, Captain«, raunte eine schwüle Frauenstimme, als sie alle mit zitternden Knien aus dem Fahrstuhl taumelten.
Geoff blickte umher, um festzustellen, wer da gerade gesprochen hatte. Außer ein paar männlichen Technikern, die an einem Schaltpult saßen, war jedoch niemand zu sehen. Und diese Techniker wirkten nicht gerade so, als imitierten sie Frauenstimmen. Vor ihnen ragte eine Wand aus massiven viereckigen Glassäulen auf, die bis zur Decke reichten und ein blassblaues Licht von sich gaben. Es mussten weit über hundert
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