Invasion 02 - Der Angriff
gesehen, wie er hie und da einen Verwundeten oder Toten herauszog oder mehr Freiwillige anforderte und auch, man stelle sich das vor, Unterricht für Scharfschützen gegeben hatte. Und jetzt klang er genauso ruhig. »Könnt ihr uns ein wenig mehr Feuerunterstützung geben, Ende?« Die Stimme war jung, aber die Selbstsicherheit war das nicht. Auch runderneuert.
»Negativ« , antwortete Keren über das Funkgerät aus Mörserträger drei. Von seinen Händen tropfte Blut auf die stählerne Panzerung, er hatte sich von der Munition Blasen geholt, die dann aufgeplatzt waren. Die Leute vom Dreier-Mörser waren einfach erledigt, kippten einer nach dem anderen zwischen den vielen Freiwilligen um. Aber das machte nichts. Da gab es ein halbwegs intelligentes Gewehrhäschen, das jetzt feuerte. Und zwei Bienen mit Abzeichen vom Nach richtendienst, die die Ladungen herrichteten. Und ein Dutzend weitere Männer und Frauen, die die Geschosse vorbereiteten. Die Mistkerle von der Drei machten da keinen großen Unterschied. »Ich hab sämtliche Arifrequenzen ausprobiert. Niemand.« Nicht einmal die Feuerleitung von der Fünfzigsten Division. Wahrscheinlich waren die Mistkerle abgehauen.
»Na ja« , sagte der Mann am Funkgerät mit einer Stimme, die sowohl resigniert als auch positiv klang. »Irgendwo muss man ja sterben.«
Keren drehte am Stellrad und nahm die Reichweite ein Stück zurück. »Schätze, jetzt ist’s so weit.«
»Ja« , sagte der am anderen Ende. »Ich hab ja immer gesagt, jeder Tag nach dem Chosin war einer, an dem ich eigentlich nicht mehr leben sollte. Danke für die Unterstützung, Mörser. Ende hier.«
Keren schüttelte verblüfft den Kopf. Vielleicht redete der Typ von den Walküren oder so etwas.
Mike musste ein paar wichtige Entscheidungen treffen. Als das Bataillon die Twelfth Street überschritt, wusste er immer noch nicht weiter. Aber als er dann lange genug nachgedacht hatte, traf er seine Entscheidung.
»Duncan?«, fragte er.
»Wir sind bereit! Wo wollen Sie’s denn?«
»Frage: Welches Lied soll ich nehmen?«, fragte er. Das Feuer vom fernen Monument war klar. Die mussten glauben, dass sie erledigt waren.
»Was?«
»Ich hatte an den ›Walküren-Ritt‹ gedacht.«
»Was?«
»Oder soll ich nach der Tradition verfahren?«
»Welcher Tradition? … Oh.«
»Ja, die Tradition siegt. Schade eigentlich. Das wäre wirklich der richtige Augenblick für Wagner.«
Keren blickte auf und knurrte, als der Typ, der die Munition reichte, in seiner Bewegung erstarrte. Als er dann sein verdattertes Gesicht sah, blickte er nach hinten. Die Melodie war vertraut. Zuerst wusste er nicht, wo er sie hintun sollte. Aber als die näher rückende Einheit dann zu singen begann, wusste er es wieder und fing zu lachen an, lachte so laut, dass er dachte, ersticken zu müssen.
Colonel Cutprice blickte auf, als er die Geräusche hinter sich hörte, und fing zu lachen an. Genau in dem Augenblick, wo man dachte, das Spiel verloren zu haben, reichte einem das Leben manchmal ein Ass. Ein paar der Schützen auf dem Hügel drehten sich um, weil sie seine Heiterkeit deplatziert fanden, aber dann fingen immer mehr und mehr von den Veteranen zu lachen an, sahen sich um und grinsten. Sie wussten nicht recht, was eigentlich so spaßig war – das Lied klang von der Grundausbildung her vertraut, war ihnen aber ansonsten ein Rätsel. Trotzdem kapierten diese alten Knacker offenbar, worin der Witz lag.
Und die Männer und Frauen des Ersten Bataillons des Fünf-hundertfünfundfünfzigsten Mobile Infantry Regiments, die »Triple-Nickles«, nahmen zu den Klängen von »Yellow Ribbon« , der Hymne der United States Cavalry, ihre Gefechtspositionen ein.
72
Washington D.C.,
United States of America, Sol III
1116 EDT, 11. Oktober 2009
Teri Nightingale war unglücklich. Der Plan, den das Bataillon – und das hieß Captain O’Neal – via Download aufgestellt hatte, war unnötig gefährlich und forderte in vielen Einzelheiten die Niederlage geradezu heraus. Außerdem sah er für die Bravo-Kompanie eine ungesicherte Flanke vor. Selbst ein Blinder konnte erkennen, welche Gefahren das barg. Aber nicht der größte Fachmann der ganzen Welt für Kampfanzugtaktik.
Außerdem hatte er Ernie auf ein Himmelfahrtskommando geschickt. Der Versuch, die über die Brücke drängenden massierten Posleen Verbände mit ein paar Infanteristen und einigen wenigen feigen Panzerbesatzungen aufzuhalten, war zum Scheitern verurteilt. Sie würden
Weitere Kostenlose Bücher