Invasion 03: Der Gegenschlag
keinen zu, der ›instabil‹ ist, aber eine kampforientierte Persönlichkeit gilt bei einer Frau von vornherein als instabiler Grenzfall.«
Wieder arbeitete Elgars' Mund, und schließlich kam ein grunzendes Lachen heraus.
»Sch … Sch. Eiskel!«
Wendy lächelte, auf ihren Wangen zeigten sich Grübchen. »Ja. Alle sind sie Scheißkerle, da bin ich ganz deiner Ansicht. Aber sollen sie doch. Also, du hast Amnesie? Und offensichtlich eine Sprachstörung.«
»Äh … ja«, sagte Elgars mit einem Anflug von Ungeduld.
»Lass dir darüber keine grauen Haare wachsen.« Wendy lächelte. »Wir haben genügend Zeit. Aber darf ich dich was fragen?«
»Jaaa.«
»Ist das ein Waffenschrank? Wenn das nämlich der Fall ist, bin ich echt sauer. Mir haben die das ganze Zeug weggenommen, als sie mich in dieses verdammte Loch gesteckt haben. Ich gehe mindestens einmal die Woche auf den Schießstand, aber die lassen nicht einmal zu, dass ich mich für den Sicherheitstrupp testen lasse.«
»Jaaa«, sagte Elgars mit einem Blick, den Wendy nicht deuten konnte. »Ich …« Sie hielt inne, wieder arbeitete ihr Mund, »Ich … wei … nich, wa …«
»Du weißt nicht, was das soll?«, fragte Wendy. »Du kennst die Worte, du kannst sie bloß nicht aussprechen, stimmt's?«
»Jaaa.«
»Okay.« Wendy rutschte von der Bettkante und ging zu dem Polygon hinüber. Es war etwa zwei Meter hoch, mit sechs »Facetten« an der Seite und keinen erkennbaren Türen oder Schlössern. »Wie macht man das auf?«
Elgars glitt vom Bett und ging leichtfüßig zu dem Spind hinüber. Ihr Sprachvermögen mochte gestört sein, aber ihre Bewegungen wirkten fließend und graziös.
Wendy musterte sie nachdenklich und lächelte dann. »Hast du Sport getrieben?«
»Fii-so-te-pi«, antwortete Elgars und legte die Hand auf eine der Facetten.
Die Vorderseite des Zylinders öffnete sich nach beiden Seiten, und plötzlich roch es nach Waffenöl. Wendy fiel die Kinnlade herunter. Das waren keine persönlichen Gegenstände, das war ein ganzes Arsenal.
Hinter der linken Tür hing eine Anzahl Paradeuniformen. Ganz oben die blaue Offiziersuniform mit den Rangabzeichen eines Captain und so vielen Orden und Auszeichnungen, dass die ganze Brust davon bedeckt war. Man konnte daraus lesen, dass Elgars nicht nur Expertin für Karabiner, Pistole und Maschinenpistole war, sondern darüber hinaus hintereinander das fortgeschrittene Programm für Scharfschützen der Army und die Scharfschützenschule des Marine Corps absolviert hatte. Ihr Nahkampfinfanterieabzeichen zeigte an, dass sie an Kämpfen teilgenommen und dabei allem Anschein nach zwei Purple Hearts und einen Silver Star verliehen bekommen hatte. Aber die Krönung des Ganzen war das schlichte Abzeichen auf der linken Brustseite, ein goldenes »600«.
»Du große Scheiße«, flüsterte Wendy. Neben den Uniformen – an der rechten Tür hing ein Tarnanzug und aus irgendeinem Grund auch ein grauer Seidenanzug von Fleet Strike – enthielt der Spind ein halbes Dutzend Waffen. Besonders fiel Wendy darunter eine auf, von der sie bisher nur Bilder zu sehen bekommen hatte: ein Barrett-Scharfschützengewehr, Kaliber .50, Typ M-82A1. Die Waffe hatte ganz offenkundig Kampfeinsätze erlebt, war aber, ehe sie in dem Spind verstaut worden war, in der Fabrik überholt und in Präserfilm eingeschweißt worden. Dann waren da zwei verschiedene Maschinenpistolen mit geladenen Magazinen, zwei Pistolen, eine davon eine schallgedämpfte Glock, die andere ein seltsam aussehendes, klobiges Gebilde mit Laservisier und Schalldämpfer, und schließlich ein Kurzgewehr vom Typ »Bullpup«. Ganz hinten hing eine komplette Kampfkombination mit allem, was ein Scharfschütze so benötigte.
»Wie in drei Teufels Namen hast du es geschafft, das hierher zu bekommen?«, fragte Wendy. »Die SubUrbs sind Null-Toleranz-Zonen.«
»Uah … ich – … aaaktiv …«
»Du bist im aktiven Dienst?« Wendy lachte. »Tut mir Leid, aber …«
»Ich … in … sssechs …«
»Sechshundert«, sagte die ehemalige Bewohnerin von Fredericksburg und nickte ernst. »Und selbst die Toten der Sechshundert werden in den Listen immer noch als im aktiven Dienst geführt.«
Elgars lächelte und nickte. »Www … vn«, sagte sie und deutete dabei in den Spind.
»Und du weißt nicht, was das für Zeug ist, oder?«, fragte Wendy.
»Nnn.«
Wendy sah sie scharf an, und grüne Augen begegneten blauen.
»Okay, wir wollen mal was klarstellen. Hast du irgendwas, wo steht, dass
Weitere Kostenlose Bücher