Invasion 04 - Die Rettung
Fahrer weniger als zehn Prozent der zur Verfügung stehenden Leistung einsetzte. Trotzdem und obwohl die Steigung dreißig Grad betrug, straffte sich die Kette einen Augenblick lang ruckartig, und dann kam der zweiundsiebzig Tonnen schwere Tank aus dem Boden geschossen, so wie ein Rennpferd aus dem Starttor.
»Hey, wie war das, Großer!«, rief er, als die Kette den Abrams noch ein Stück den Hügel hinaufzog und dann zum Stillstand kam. »Und wenn ihr das nächste Mal Pannenhilfe braucht…«
Die Bataillonschefin war mit der Besatzung des zweiten Panzers beschäftigt, als Mitchell zu ihr trat. Die Gerölllawine hatte ihnen keinen Schaden zugefügt, aber der Panzerkommandant hatte sich die Nase gebrochen, als sein Fahrzeug wie ein lästiges Unkraut aus dem Boden gerissen worden war.
Der Colonel wartete in ein paar Schritten Abstand, bis LeBlanc ihr Gespräch mit den Männern beendet hatte, und ging dann ein paar Schritte zurück, als sie auf ihn zukam. Der Boden war über und über mit Felsbrocken übersät, einige waren so groß wie ein kleines Auto, andere wie ein Kinderkopf; dazwischen türmte sich Geröll und Staub. Er musste also aufpassen, wo er hintrat. Und das in mehr als einer Hinsicht.
»Na ja, jetzt haben wir eine Straße«, sagte er und deutete auf den Pass. Wo vorher ein leichter Sattel mit scharfen Klippen zu beiden Seiten gewesen war, war jetzt ein tiefes, beinahe ebenes U zu sehen. »Sie haben Ihre Panzer zurück, und alle sind glücklich und zufrieden.«
»Aber meine Leute hätten tot sein können«, murmelte sie. Er spürte freilich, dass sie nicht ernsthaft wütend war. Jetzt drehte sie sich um, blickte zu dem SheVa auf und schüttelte den Kopf. »Dieses Ding ist einfach…«
»Unglaublich?«
»Gefährlich«, antwortete sie, aber dann musste sie grinsen. »Und erstaunlich.«
»Yeah, das ist es allerdings«, sagte Mitchell leise. »Aber wenn man auf der einen Seite ein Fahrzeug von siebentausend Tonnen hat und auf der anderen eines von siebzig – also, wenn man es dann einfach abschleppen oder, verdammt noch mal, selbst aus abgebundenem Beton ziehen kann, dann ist das eigentlich kein Wunder. Das Schlimme ist nur, dass wir bis jetzt noch nicht auf die Dinger gestoßen sind, die man mit dieser erstaunlichen Konstruktion wirklich ernsthaft bekämpfen kann. Und wenn Sie der Ansicht sind, dass es bis jetzt schlimm war, dann warten Sie, bis wir unserem ersten Lander begegnen.«
Die Nachschubverbände über den Pass zu bekommen erwies sich als viel schwieriger als das Geschütz darüberzufahren. Am Ende waren die Abrams und das SheVa gezwungen gewesen, die Trucks über das Geröll zu schleppen.
Aber schließlich hatten sie es hinunter ins Cowee-Tal geschafft, und der ganze Konvoi hielt kurz vor der Stelle an, wo der Cowee und der Caler ineinander flossen, um zu planen, wie sie den weiteren Marsch gestalten sollten.
»Wir müssen ins Tennessee-Tal und uns dort der Division anschließen, vermutlich in der Nähe von Watauga Creek.« Colonel Mitchell richtete den Kegel seiner Taschenlampe auf die Landkarten und blickte dann zu den sie umgebenden Bergen auf. Der größte Teil der Panzerfahrzeuge war noch dort oben und sah sich nach Posleen um, während jeweils ein paar Fahrzeuge auftankten. Sie waren alle nicht sonderlich knapp an Treibstoff, aber möglicherweise würde dies die letzte Gelegenheit sein, noch einmal zu tanken, und Panzerfahrer hatten gern einen vollen Tank.
Bis jetzt hatte sich der Feind nicht sehen lassen, und das war Mitchell ganz recht so.
»Keine besonders weite Fahrt, aber ziemlich anstrengend. Bei Iotla durchzukommen wird ziemlich unangenehm werden. Eng. Und wahrscheinlich werden wir vor und hinter uns Posleen haben. Ich weiß nicht, warum es in dieser Gegend keine gibt. Als wir das erste Mal durchkamen, waren eine Menge da, allerdings hinter uns. Ehrlich gesagt hatte ich damit gerechnet, dass das ganze Tal hier von diesen Biestern wimmelt.«
»Ich werde zwei oder drei Bradleys als Aufklärer vorausfahren lassen«, meinte LeBlanc. »Vielleicht drei- oder viertausend Meter vor uns. Ein größerer Abstand wäre in diesem Gelände sinnlos, und auf die Weise können wir schnell aufschließen, wenn sie auf den Feind stoßen.«
»Soll mir recht sein«, sagte Mitchell. »Aber wir müssen auch dafür sorgen, dass unser Support nachkommt.«
»Ich werde die Charlie-Kompanie als Nachhut einsetzen«, erklärte die Bataillonschefin, nahm ihren Panzerhelm ab und kratzte sich am Kopf.
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