Invasion 04 - Die Rettung
zu machen und unter Beschuss zu nehmen. Wenn sie auch unter den vorliegenden Umständen leichte Beute waren, insbesondere da sie ganz automatisch von dem für den jeweiligen Abschnitt zuständigen Anzug unter Beschuss genommen wurden, hatten sie doch den Verteidigern, gemessen an ihrer Zahl, überproportionale Verluste zugefügt. Es waren hauptsächlich die Gottkönige gewesen, die in die Löcher geschossen und etwa ein Dutzend Anzugträger getötet hatten, und die Gottkönige waren es auch, die die Front vorschoben, sich rücksichtslos auf die ihnen verhassten Menschen stürzten oder doch zumindest die Gelegenheit zu einem ungestörten Schuss nutzten.
Der Leichenhaufen war jetzt eher ein breiter Wall geworden, ein Wall, der beiden Seiten Deckung bot, bis die Aliens oben auf dem Wall auftauchten, im Blut ihrer Brüder ausglitten und weggefegt wurden und die nächste Schicht bildeten. Und über allem lag ein bitterer Nebel, geradezu Dampf von den hingeschlachteten Zentauren, und dazu eine Glocke aus gasförmigem Uran, so dicht, dass sich daraus allmählich auf dem Boden eine dünne, silberne Schicht gebildet hatte.
Aber dennoch schob ihre Front sich langsam, unendlich langsam, weiter.
»Das ist lästig«, fuhr Mike fort. »Herrgott, wir sollten doch kämpfende Verbände sein. Hier festzusitzen und darauf zu warten, abgeschlachtet zu werden, ist doch etwas für Feierabendkrieger.«
»Wir haben ja versucht zu manövrieren«, wandte Stewart ein. »Aber unter diesen Umständen überlebt das keiner. Bloß gut, dass wir uns nicht zu viel Sorgen um Laufabnützung zu machen brauchen. Ich erinnere mich an den alten Witz aus der Zeit vor dem Krieg: ›Wenn du deine Munitionsration verbraucht hast, war es ein schlechter Tag und du darfst eine Pause machen.‹ Im Durchschnitt hat jeder überlebende Soldat am letzten Tag vier Millionen Geschosse abgefeuert.«
»Ich weiß«, erwiderte der Kommandeur. »Es ist bloß so… so unsinnig. Am Ende werden sie doch durchstoßen. Aber wir haben – ja wie viel eigentlich? – erledigt? Hunderttausend? Zweihunderttausend? Eine Million? Und sie kommen immer noch.«
»Das tun sie immer«, erklärte Stewart und drehte sich zu seinem Bataillonschef herum.
»Fast immer«, erwiderte Mike. »Diesmal bin ich echt überrascht. Im Allgemeinen geben selbst die Posleen auf, wenn sie auf einem Fleck ein paar Millionen verloren haben.«
»Also, von mir kommen jetzt keine brillanten Strategievorschläge«, erwiderte Stewart und wandte sich wieder der Schlacht zu. »Von Ihnen?«
»Nada«, murrte Mike. »Wir bleiben einfach hier sitzen und lassen die kommen.«
»Zum Glück scheint den Posleen auch nichts einzufallen.«
»Wie viele haben wir verloren?«, knurrte Tulo'stena-loor. »Vier Millionen hier und im Tal?«
»Vier Komma drei, nach letzter Zählung«, erwiderte der Essdrei.
»Vier Komma drei«, schnappte der Kommandeur. »Danke!« Er sah erneut auf die menschliche Karte und schüttelte den Kopf. »Die Straße über dem Berg ist echt dahin, aber schicke mindestens sechs Oolt'ondar hier auf diesen Hügel, den die Menschen ›Hogsback‹ nennen, und sage ihnen, sie sollen versuchen, über die Berge zu klettern. Vielleicht wird das die Menschen ablenken.«
Er musterte seine Liste mit den verfügbaren Kräften und runzelte die Stirn. »Und dann geben Sie Bescheid, dass jeder, der es mit einem Oolt Po'osol versuchen will, sich hier melden soll. Normalerweise hätten diese Menschen sich inzwischen bereits zurückgezogen. Wir werden noch Mittel und Wege finden, um sie zu vernichten!«
»Oder wir sind alle erledigt«, murmelte der Essdrei. Aber ganz leise, damit der wütende Kriegsführer es nicht hören konnte.
17
Porter's Bend, North Carolina, Sol III
0442 EDI, 29. September 2014
Indy zog den Arm aus dem Ärmel des Strahlenschutzanzugs in das sich sofort abdichtende Innere des Anzugs und wischte sich mit einem Papiertuch Kondensflüssigkeit von der Gesichtsplatte. Sie hatte sich diese Technik während ihrer High-School-Zeit angewöhnt, als sie in einer Stickstoffkammer gearbeitet hatte, und das kam ihr heute zugute. Jetzt wünschte sie sich bloß, sie hätte im Laufe der Jahre auch gelernt, wie man Wunder tut, dann würden sie nämlich vielleicht sogar wieder schießen können.
»Ich denke, wir sind ziemlich im Eimer«, sagte sie zu dem Pionieroffizier unten.
Colonel Garcia blickte zu dem Stoßdämpfer des Hauptgeschützes des SheVa auf und gestand sich insgeheim, dass sie
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