Invasion 04 - Die Rettung
Erstaunlich, wie schnell man im Turbinenauspuff eines Abrams wieder warm wird.« Sie sah zu Pruitt hinüber und schüttelte den Kopf. »Sie sind sich doch darüber im Klaren, dass Sie bei ihr auch verschissen haben.«
»Moi, Ma'am?«, erwiderte der Kanonier mit zuckersüßer Stimme. »Was hab ich denn getan?«
»Wenn man es versäumt, auf etwas wie eine Fehlablesung hinzuweisen, ist das genauso, als ob man beabsichtigt, einen weiblichen Bataillonskommandeur nackt zu sehen«, erklärte Indy mit fester Stimme. »Manche Offiziere würden dafür sorgen, dass Sie für so etwas vor ein Kriegsgericht kommen. Ich glaube, ich werde LeBlanc empfehlen, dass sie das persönlich mit Ihnen regelt.«
»Oh Scheiße«, murmelte der Kanonier.
»Ich möchte jetzt eine ehrliche Antwort hören, Pruitt«, sagte Mitchell leise. »Wann war Ihnen bewusst, dass da etwas nicht stimmte?«
»Also ehrlich, Sir, erst, als ich den Kanonier geschrubbt habe«, erwiderte er. »Ich fing an zu überlegen, wie viele REM die wohl abbekommen hatten und habe mir dann meine Gedanken über den Fluss gemacht. Dann musste ich nachdenken, wie er verläuft und wo er hätte kontaminiert werden können. Das hat alles nicht sehr viel Zeit gebraucht, bloß ein paar Sekunden, als ich einmal angefangen hatte, darüber nachzudenken, aber dann war mir plötzlich klar, dass er, der Fluss meine ich, unter gar keinen Umständen so heiß sein konnte. Und den Fehler mit der Detektoreinstellung habe ich einmal während meiner Ausbildung gemacht; ich bin damals ganz schnell dahinter gekommen, aber ich wusste, was da hätte passieren können. Aber schließlich rannten alle wie die Hühner rum und… also, als ich dann damit fertig war, den Kanonier zu schrubben, habe ich nachgesehen, und da hatte doch Kilzer tatsächlich das Gerät ganz runtergedreht. Das ist die Standardeinstellung, weil man ja das niedrigste Strahlungsniveau erfassen will, und anschließend arbeitet man sich dann eben hoch. Er hatte den Detektor in dem SheVa eingesetzt, und im Reaktorraum ist das Strahlungsniveau hoch, also hatte er das Gerät ganz hoch gedreht und war gewöhnt, die Werte so zu sehen und zu beurteilen. Wahrscheinlich hat er bloß vergessen, dass das System sich zurückstellt, wenn man es abschaltet. Ein völlig zulässiger Fehler seinerseits, und ich bin nur froh, dass ich wenigstens dran gedacht habe.«
Er sah mit pfiffiger Miene zu dem Warrant Officer hinüber.
»Statt beispielsweise der Expertin für Strahlung?«, grinste Mitchell.
»Das ist überhaupt nicht komisch!«, sagte Indy.
»Major LeBlanc war das höchst peinlich, sie dachte, sie müsste sterben und, und…«
»… da war sie plötzlich mit schlüpfrigem Schaum bedeckt?«, fragte Pruitt. »Schauen Sie, ihr Ladeschütze, ihr Kanonier und ihr Fahrer waren ja auch splitternackt und haben genauso wie sie gefröstelt. Wenn man mit den Boys spielen will, läuft das schließlich genauso.« Der Kanonier zuckte die Achseln und schnaubte dann: »Wenigstens habe ich nicht versucht, dass man Sie in ein weißes T-Shirt steckt. Also das wäre vielleicht was gewesen. Dafür hätte man Tickets verkaufen können!«
»Jetzt reicht's, Pruitt«, verwies ihn Mitchell, während Indy zischend durch die Nase Luft holte. »Und das gilt auch für Sie, Warrant Officer Indy. Wir haben hier Wichtigeres zu tun. Posleen umbringen beispielsweise. Über die Frage, wie wir mit zufälligen etwas sexuell aufgeladenen Situationen in Kampfumgebung klarkommen, werden wir uns den Kopf zerbrechen, nachdem wir die Kampfsituation überlebt haben. Einverstanden?«
»Einverstanden, Sir«, erwiderte der Warrant Officer. »Ich… schon gut. Wir sind immer noch ziemlich übel dran, das SheVa, meine ich.«
»Ist mir bewusst«, sagte Mitchell. »Wir müssen damit irgendwie klarkommen. Pruitt?«
»Die Hydraulik ist immer noch im gelben Bereich«, erwiderte der Kanonier mit angestrengt professionellem Tonfall. »Alle anderen Systeme sind grün.«
»Dann wollen wir zusehen, dass dieser Zirkus weiterläuft.« Mitchell schaltete sein Mikrofon auf die allgemeine Frequenz. »Alle angeschlossenen Einheiten, es gilt derselbe Plan wie vorher. Let's Rock and Roll.«
Der Plan sah vor, dass das SheVa dem Flusslauf folgte, wobei eine Panzergruppe in dem radioaktiven Wasser fuhr, während der Rest der Fahrzeuge ihnen am Ufer folgte. Obwohl sie jetzt wussten, dass das Wasser nicht gefährlich heiß war, hatte die Angst beim Überqueren doch bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit
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