Invasion 04 - Die Rettung
»Da waren Posleen im Tal und… fliegende Untertassen über uns. Und als dann der Lander auftauchte, hat Papa mir gesagt, ich solle in den Schutzraum gehen. Er wollte sofort nachkommen. Dann gab es einen grellen Blitz. Ich stand unter der Tür zum inneren Schutzraum, und der Blitz hat mich, denke ich, irgendwie hineingeblasen. Als ich wieder zu mir kam, war der Hauptgang hinter mir eingestürzt. Und als ich dann wieder klar denken konnte, ging ich durch den Seitengang hinaus; dort war auch ein Teil der Decke eingestürzt, aber ich konnte mich durchzwängen. Das Tal war… völlig platt gedrückt. Das muss ein Nuke gewesen sein oder so was. Der Lander und die Posleen waren nicht mehr zu sehen, und die Schlacht im Gap hatte anscheinend aufgehört, was ich ziemlich schlimm fand. Ich habe mich schnell umgesehen, aber alles war einfach… weg. Dann ging ich zum Bunker und da fand ich… also, ich konnte den Schutt kaum bewegen, aber ich habe Papas Hand gefunden. Sie war kalt.« Cally hielt inne und schüttelte den Kopf.
»Ich werde jetzt nicht heulen wie ein Baby, weil mein Großvater t-t-tot ist«, stieß sie hervor, schluchzte aber dabei. »Über fünf Milliarden Menschen sind in den letzten Jahren auf diesem jämmerlichen Globus gestorben, da werde ich nicht über einen mehr weinen!«
»Doch, das wirst du«, sagte Shari und beugte sich vor und nahm sie in die Arme. »Du weinst nicht für ihn, du weinst für dich selbst und dafür, dass es ihn nicht mehr gibt.« Shari wischte sich die Augen am Haar des Mädchens ab. »Du weinst für das, was du verloren hast.«
»Ich will ihn wieder haben!«, schrie Cally plötzlich. »Er hätte nicht sterben sollen! Ich habe ihn gebraucht !«
»Ich will ihn auch wieder haben«, sagte Shari. »Ich brauche ihn auch.«
»Der Mistkerl hat mich einfach mitten in einem gottverdammten Atomkrieg verlassen «, sagte sie schluchzend.
»Na ja, so kann man das auch sehen«, meinte Mueller und rührte in einem Topf, der eine breiige Masse aus tiefgekühlten Nudeln und Hühnchenfleisch enthielt.
»Wie sonst?«, brauste Cally auf.
»Ich habe immer gewusst, dass der alte Knabe ein harter Brocken ist, und da habe ich Recht gehabt; es hat ein Nuke gebraucht, um ihn zu erledigen.«
»Oh Mueller«, sagte Cally und schmunzelte im Schluchzen.
»Wir gehen hinunter und sehen uns die Leiche an«, sagte Wendy und setzte sich auf.
»Warum?«, wandte Elgars ein. »Da hinunter zu gehen, um eine Leiche zu bergen, die die Posleen wahrscheinlich schon aufgefressen haben, scheint mir keine besonders gute taktische Maßnahme zu sein.«
Shari fuhr herum und funkelte den weiblichen Captain an, aber Mosovich beugte sich vor und legte ihr die Hand auf den Arm. »Captain, eine gute taktische Maßnahme ist es nicht, aber in anderer Hinsicht ist es gut. Die besten Einheiten lassen unter keinen Umständen jemanden zurück, ob er nun lebt oder tot ist. Man kann zu Fuß in einer Viertelstunde hinkommen. Bei der Gelegenheit können wir uns auch das Tal näher ansehen. Aufklärung gehört mit zu unserem Einsatzauftrag.«
Elgars runzelte die Stirn und nickte dann. »Okay, genehmigt. Falls die Sicherheitslage es erlaubt. Aber jemand muss hier bleiben, die Festung bewachen und auf die Kinder aufpassen; die nehmen wir nicht mit.«
»Das übernehme ich«, sagte Shari.
»Ich sehe, dass du bewaffnet bist«, sagte Cally und wischte sich die Augen und wechselte bewusst das Thema. »Und du kannst anscheinend jetzt auch mit Waffen umgehen. Ich nehme an, ihr habt unterwegs Kämpfe erlebt?«
»Die SubUrb ist hin«, sagte Wendy als Antwort darauf. »Wir sind durch eine Indowy-Anlage im Kellergeschoss rausgekommen, genauer gesagt in der Hydroponik-Abteilung. Dort waren ein paar… höchst seltsame Anlagen.« Sie deutete auf Shari.
»Und ich habe einiges erfahren, was meine wunderbare Wiedergeburt teilweise erklärt«, fügte Elgars trocken hinzu. »Offenbar hat diese Anlage mich ›neu aufgebaut‹.«
»Und dich auch?«, fragte Cally Shari.
»Ich habe unterwegs einen schlimmen Treffer abbekommen«, erwiderte die.
»Einen Nadelbolzen durch die Wirbelsäule«, erläuterte Wendy. »Von hinten nach vorn. Sehr blutig.«
»Ich bin in einer blauroten Kammer aufgewacht«, fuhr Shari fort. »Und sah so aus.« Sie deutete an sich herab.
»Du siehst… gut aus«, sagte Cally und musste erneut mit den Tränen kämpfen.
»Was?«
»Ich dachte gerade… wie es Papa gefallen würde, dich so zu sehen«, sagte Cally wieder ganz
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