Invasion 05 - Heldentaten
zu sterben. Er sandte das Signal aus und wiederholte dann seinen prüfenden Rundblick.
Alles schien klar, er kroch über flache Sandbuckel, an denen zähe Grashalme klebten, zerrte sein Gepäck hinter sich her und glitt schließlich zwischen einigen binsenähnlichen Gewächsen ins Wasser. Kurz darauf reichte es ihm bis zum Hals. Dann überlegte er, dass es vielleicht irgendwelche bösartigen Räuber im Wasser geben könnte, und das Ufer möglicherweise sicherer war. Aber für Unschlüssigkeit war es jetzt zu spät. Er würde hier bleiben.
Eine Weile war er nervös, während die Kapsel näher kam, langsam und bedächtig, eine schwarze, immer größer werdende Kuppel, wie etwas aus einer menschlichen Horrorgeschichte … Cthulhu? Aber die Kapsel kam wie befohlen. Dann noch einmal eine brutale Schwimmstrecke. Schwimmen gehörte nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der Darhel, dazu waren sie zu dicht, ganz besonders wenn sie mit einem Aldenata-Artefakt beladen waren. Alles andere, mit Ausnahme eines einzigen Gegenstandes, hatte er im Gras liegen lassen und ein Enzympäckchen dazugetan, um die Zerstörung zu beschleunigen. Selbst an diesem, von Dünen bedeckten Ufer sollten die Pflanzen schnell über die nicht abbaubaren Stoffe wachsen, und eigentlich beunruhigte ihn das auch überhaupt nicht.
Der leichte Wellenschlag reichte aus, um ihn zu erschöpfen. Aber beim Schwimmen ging der Schmerz in seiner Ferse zurück, dafür tat sein Knöchel unerträglich weh, und deshalb verlangsamte er seine Schwimmbewegungen, ließ sich im Wasser treiben. Er keuchte, und sein Puls raste, ehe er schließlich die Hand ausstrecken, einen Haltegriff packen und sich in die Luke schwingen konnte. Er sah sich ein letztes Mal um. Weniger als fünfzehn Tage hatte er auf dieser Welt verbracht, und doch würde das, was er hier erlebt hatte, immer Teil seines Wesens sein, mit allem, was hier geschehen war. Das Team. Die Zusammenstöße mit Insekten und Fliegern. Die Tslek-»Basis«. Die Jagd. Ferret, ganz ohne Frage. Und zu allermeist Dagger.
Teil seiner Vergangenheit. Jetzt war Zeit für die Zukunft.
Der Andruck ließ nach, als das Schiff niedrigen Orbit erreichte. Tirdal San Rintai blickte auf das Hologramm des Planeten im Tank vor ihm. Von seinem Standpunkt aus war der Planet etwa zu einem Viertel sichtbar und schwoll größer werdend an, auf ihn zu, und der Terminator durchschnitt das Bildfeld scharf wie ein Messer. Ein recht angenehmer Ort für Menschen, wenn sie es je schafften, die Tslek zurückzutreiben. Mit ihrer beneidenswerten Fähigkeit zu töten konnten sie die Raubinsektoiden unter Kontrolle halten. Ein interessanter Ort für Darhel, aber kein Zuhause, selbst bei einem so angenehmen Klima.
Er tippte den Schalter der Müllschleuse an, und die Aldenata-Box begann ihren langsamen Taumelflug durch den Weltraum, der mit ihrer Zerstörung enden würde. Daggers Gewehr war daran befestigt. Er hätte nicht sagen können, warum er das getan hatte, aber irgendwie war es ihm passend erschienen. Vermutlich bildete er sich das nur ein, aber er dachte, er könne sehen, wie die Box beim Wiedereintritt in die Atmosphäre aufzuflammen begann, ein orangeroter Punkt in dem dunstigen Bogen der Atmosphäre. Schade, das Artefakt nach all der Mühe zerstören zu müssen, aber es durfte unter keinen Umständen in menschliche Hände fallen. Oder in Tslek-Pseudopoden. Atmosphärische Reibung und im äußersten Fall der Aufprall auf dem Planeten würden bewirken, wozu es sonst schwerer Energiewaffen bedurft hätte.
Er legte sich auf seiner Konturliege zurück und überlegte, wie wohl die Menschen reagieren würden.
21
Einem menschlichen Judoka- oder Taekwondo-Sportler wäre der Raum vertraut erschienen. Er strahlte jene karge Eleganz aus, die übertriebene visuelle Reize vermeidet, ohne dabei an Attraktivität zu verlieren. Waffen, die Messern und Speeren ähnelten, bedeckten zwei der Wände in einer geometrischen Präzision, die unmenschlich, aber logisch war. Ein ausgebildeter menschlicher Kämpfer hätte Sinn und Zweck der meisten jener Waffen wenn nicht erkannt, so doch folgern können. Tirdal saß mit gekreuzten Beinen an einem kleinen Kohlenbecken, über dem das Darhel-Äquivalent eines Teekessels hing. Die Kräuter, die darin aufgebrüht wurden, dufteten würzig. All das vermittelte dem Eingeweihten einen geschmackvoll exotischen Eindruck, war aber den Kennern der Kunst vertraut und für die Entfaltung ihrer mentalen Energien förderlich. Die
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