Invasion 05 - Heldentaten
Mystik, die jede gute Kampfsportdisziplin umgibt, ist nicht so sehr Religion wie geistige Einstellung. Man muss die Form fühlen.
Der saubere, rauchige Geruch des Feuers zog Tirdal in seinen Bann. Einen Augenblick lang erinnerte ihn das Gebräu an Gorillas Tee. Er hatte Tage gebraucht, dieses Maß der Ruhe zu erreichen, und damit fast wieder den Normalzustand, einen »Normalzustand«, den seiner Spezies eine Rasse aufgezwungen hatte, die es gewagt hatte, Gott zu spielen. Und dann erreichte er den kritischen Punkt und war plötzlich … dort. Stand mental und physisch mit sich selbst in Verbindung, in Verbindung mit seinem Meister, dem ganzen Universum. Die flehenden, fordernden Fasern des Tal, die an seinem Bewusstsein zogen und zerrten, wichen unter die Schwelle dessen zurück, was als sicher und unbelastend galt. Ihr Rückzug hinterließ nur Erinnerungen, die in dem Maß, wie er die Kunst meisterte, das nächste Mal assimiliert werden konnten, wo es um des Überlebens willen notwendig wurde, an den Rand des Lintatai zu gehen.
Was konnte man aus dem Ende lernen? Der »Tigerkäfer«-Angriff war insofern lehrreich, als ihm daraus die Erkenntnis erwachsen war, dass er töten konnte, und glücklich, weil er Daggers Tod zur Folge gehabt hatte. Er freilich war nicht imstande gewesen, jenen finalen Tod eines Vernunftbegabten herbeizuführen, obwohl er niedrigeren Lebensformen den Tod hatte bringen können. Und Dagger hatte bis zuallerletzt die günstigere Position gehabt, auch noch in seiner ganzen Erschöpfung, seiner Wut und seiner Angst. Es gab immer noch vieles, was bezüglich der Menschen überlegenswert war. Sie waren erstaunlich schwer zu töten und konnten äußerst entschlossene, tödliche Feinde sein. Lange dahingegangene Generationen hatten das erlebt. Ihre Einschätzung der potenziellen Bedrohung war richtig gewesen. Eine neue Studie und eine neue Auswertung würden angesetzt werden müssen.
Was aber nicht Tirdals Problem war. Es galt, sich auf Dagger, seine Handlungen, seine Gedanken und seine Worte zu konzentrieren. Sich an alles zu erinnern, was stattgefunden hatte, um des Wissens willen; dieses galt es auszuwerten, um seiner Wichtigkeit willen, um der Weisheit willen, und es galt, die Stärke jenes Bewusstseins zu respektieren, selbst in seinem kranken und im Wortsinn verrückten Zustand, um der Ehre willen.
Es galt, sich auf Ferret zu konzentrieren, der getan hatte, was er tun musste, ohne zu wissen warum. Er war der Einzige mit völlig reinen Motiven gewesen. Schwer verwundet, weit unterlegen, den eigenen Tod als sichere Folge vor sich sehend, hatte er dennoch gekämpft, hatte zwei physisch überlegene Feinde beschlichen, wohl wissend, dass einer ihm in Reichweite und Kampfkraft überlegen war. Er hätte mit Gun Dolls Gerät eine ganze Flotte rufen können, hatte aber ruhig und voll Hingabe sein Leben dafür gegeben, um die Geheimhaltung der Operation nicht zu beeinträchtigen. Kein Mensch würde je von seinem Mut erfahren und nur einige wenige Darhel. Tirdal oblag es, ihn zu ehren.
Gluda San Rintalar trat aus der Türöffnung hinter Tirdal. Er spürte ihre Anwesenheit, ehe er sie hörte, und schlug ehrerbietig die Augen auf, als sie um das Feuer herumging und ihm gegenüber Platz nahm. Sie war eine Obere seiner eigenen Linie und genoss hohen Respekt.
Im Dampf und den heißen Gasen des Kohlefeuers waberte ihr Gesicht leicht. Auch das war Teil der Meditation. Die Meisterin hatte so gesehen etwas Ätherisches an sich, und das erinnerte den Schüler daran, dass die eigenen Augen nur ein Sinn von vielen waren und nicht DER Sinn .
»Ich grüße dich, Rintai«, sagte sie.
»Ich danke dir für den Gruß und erwidere ihn, Rintalar.«
»Bist du wiederhergestellt?«, fragte sie.
»Ich bin ungestört. Es gibt viele Erinnerungen zu besprechen«, sagte er.
»Wir sind begierig auf deinen Bericht. Du konntest Tiere töten und essen, Raubtiere töten, sogar einen vernunftbegabten Feind töten, wenn auch nur indirekt. Das ist eine erstaunliche Neuigkeit und macht deiner Ausbildung Ehre«, sagte sie. An ihrem Körper war eine zitternde Erregung wahrzunehmen, die selbst ihre eiserne Disziplin nicht ganz bändigen konnte.
»Wenn jemandem Ehre gebührt, dann dir, die du mich ausgebildet hast, Rintalar. Ich bin bloß ein Rintai«, erwiderte er förmlich. Dennoch war das Kompliment echt. Er hatte seine Ausbilder beeindruckt.
»Deine Demut ist ehrlich, Rintai, aber nicht korrekt. Du hast getan, was noch immer als
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